Österreichische Studie: Adipositas-Chirurgie für Männer risikoreicher

11. Oktober 2021 - 9:23

Die Häufigkeit von Adipositas steigt weltweit ständig an. Bei schwerer Fettsucht führen chirurgische Eingriffe bei vielen Patienten zu einem starken Gewichtsverlust. Es bleibt aber ein Risiko. Für Männer ist es deutlich höher als für Frauen. Das hat eine umfassende österreichische Studie mit Daten nach rund 20.000 solcher Eingriffe ergeben. Die 30-Tage-Mortalität nach "bariatrischen" Operationen ist bei Männern beispielsweise fünf Mal höher als bei Frauen.

Auswertung nach fast 20.000 Eingriffen
Auswertung nach fast 20.000 Eingriffen

Laut Statistik Austria sind 18 Prozent der Männer und 15 Prozent der Frauen laut Definition der Weltgesundheitsorganisation (WHO) adipös, also fettleibig bzw. stark übergewichtig mit einem Body-Mass-Index (BMI) von mehr als 30. Der Anteil stieg gegenüber 2014 um rund zwei Prozentpunkte. In der Altersgruppe der Österreicher zwischen 60 bis 74 Jahren ist mittlerweile jeder vierte von Adipositas betroffen. Es ist daher kein Wunder, dass immer häufiger mit chirurgischen Maßnahmen sprichwörtlich die "Notbremse" gezogen wird. Mit Typ-2-Diabetes, einem sehr hohem Herz-Kreislauf- und auch einer erhöhten Krebsgefährdung gehört Fettsucht zu den größten gesundheitlichen Risikofaktoren.

Absolutes Sterberisiko ist eigentlich niedrig

Extreme Adipositas (BMI größer 40, bei zusätzlichen Risiken bereits ab einem BMI von 35) ist der Hauptgrund für ein Operationen zur Gewichtsabnahme. "Chirurgische Eingriffe gehören zu den erfolgreichsten Interventionen, um Menschen mit extremer Adipositas zu einem Gewichtsverlust zu helfen. Sie können aber auch Komplikationen mit sich bringen. Obwohl das absolute Sterberisiko nach bariatrischer Chirurgie niedrig ist, zeigen die Resultate unserer landesweiten Studie ein für Männer deutlich erhöhtes Mortalitätsrisiko im Vergleich zu Frauen", erklärte der Wiener Endokrinologe Hannes Beiglböck (MedUni Wien/AKH) vor wenigen Tagen aus Anlass des europäischen Diabetologenkongresses (27. September bis 1. Oktober), der online abgehalten worden ist.

Beiglböck und seine Co-Autoren haben die Daten der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) über die bariatrischen Eingriffe zwischen Jänner 2010 und Dezember 2018 ausgehoben und analysiert. Es handelte sich um insgesamt 19.901 Patienten (14.681 Frauen und 5.220 Männer). Das Durchschnittsalter bei den Frauen betrug 41 Jahre, die männlichen Adipositas-Patienten waren im Durchschnitt ein Jahr älter. Bei den chirurgischen Eingriffen wurden verschiedene Operationstechniken (z.B. Magen-Bypass, Magen-Verkleinerung etc.) verwendet. Der Beobachtungszeitraum dauerte von Jänner 2010 bis April 2020 (im Mittel bis 5,4 Jahre nach dem Eingriff).

Die Sterblichkeit der Operierten pro Jahr betrug 0,34 Prozent. Doch schon hier zeigte sich ein deutlicher Unterschied zwischen Männern und Frauen: Bei den Männern lag sie pro Jahr Nachbeobachtungszeit bei 0,64 Prozent, bei den Frauen bei nur 0,24 Prozent. Das war eine Differenz um den Faktor 2,7.

Große Unterschiede bei der 30-Tages-Mortalität

Besonders krass war der Unterschied in der 30-Tages-Mortalität nach den Operationen: Da starben 0,5 Prozent der Männer und 0,1 Prozent der Frauen. Diese Differenz war statistisch hoch signifikant. Unter den Verstorbenen waren Herz-Kreislauf-Erkrankungen (84 Prozent bei den Männern, 80 Prozent bei den Frauen) und psychiatrische Störungen (51 Prozent der Männer und 58 Prozent der Frauen) die häufigsten zusätzlichen Erkrankungen.

Die Autoren sind vorsichtig mit ihren Schlussfolgerungen. Es handelt sich nämlich unter anderen um eine Beobachtungsstudie im Nachhinein. Eine Vergleichsgruppe von nicht operierten Adipösen fehlte. In der Diabetologie setzt sich immer mehr die Erkenntnis durch, dass Abnehmen die primäre Therapie bei Typ-2-Diabetes sein sollte, hieß es bei dem Kongress.

(APA/red, Foto: APA/APA/dpa/Oliver Berg)

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