In Österreich sterben jährlich 5.000 Patientinnen und Patienten an in Krankenhäusern erworbenen Infektionen, schätzt die Gesellschaft für Krankenhaushygiene (ÖGKH). Ein Training mit Virtual Reality (VR) soll nun medizinischem Fachpersonal helfen, Hygienemaßnahmen besser zu verinnerlichen. Der Aspekt des emotionalen Lernens bei VR sei essenzieller Teil des Schulungserfolges, hieß es in einer Aussendung des Unternehmens Schülke & Mayr GmbH, einem Desinfektionsmittelhersteller.
Initiiert wurde das Projekt von Michael Wagner, Facharzt für Kinder- und Jugendheilkunde von der MedUni/AKH Wien, und Christoph Klaus, Genetiker und Geschäftsführer bei Schülke & Mayr. Trotz der hohen Hygienestandards in Österreichs Spitälern zählen Wundinfektionen nach Operationen bzw. eine Sepsis mit Abstand zu den häufigsten Infektionen, die im Zuge einer medizinischen Maßnahme auftreten, wurde erläutert.
"Die Erreger stammen meistens von den Bakterien der Hautflora der Patientinnen und Patienten selbst und nehmen prinzipiell wichtige Schutzfunktionen wahr", informierte Klaus. Bei einer Operation könnten sie aber in das Wundgebiet eindringen und für die Betroffenen Infektionen und damit verbundene Folgeoperationen, Schmerzen oder Arbeitsunfähigkeit bedeuten. "Schlimmstenfalls sind antibiotikaresistente Bakterien involviert", betonte Klaus. Erreger können aber auch während jeder anderen Behandlungsmaßnahme übertragen werden.
Gemeinsam mit dem Wiener VR-Unternehmen Soma Reality und unter Beteiligung der Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) wurden mehrere medizinische Module entwickelt, um Ärzte- und Pflegepersonal zu schulen. Die Trainings können auf handelsüblichen VR-Headsets installiert werden. "Wir haben derzeit drei Szenarien für das pädiatrische, neonatale und geburtshilfliche Umfeld entwickelt, in denen medizinisches Personal sowie Studierende wertvolles Feedback zu ihren Fähigkeiten und ihren individuellen Verbesserungsmöglichkeiten erhalten", berichtete Wagner.
"Erste Durchläufe zeigen, dass die Schulungselemente die Patientensicherheit erhöhen, weil sie potenzielle Übertragungswege von Krankenhauserregern für handelnden Personen nachträglich sichtbar machen und damit erstmals die unmittelbaren Konsequenzen von unterlassenen Hygienemaßnahmen visualisieren", sagte Klaus. Das Projekt sei im deutschsprachigen Raum einzigartig. In weiterführenden kontrollierten Studien sollen die tatsächlichen Auswirkungen sichtbar gemacht und zusätzliche Schulungselemente entwickelt werden.
APA/red Foto: APA/APA/DPA/ARMIN WEIGEL