Ohne rasche und tiefgreifende Maßnahmen wie einen Förderungs- und Verbrennungsstopp fossiler Brennstoffe werden die Pariser Klimaziele nicht zu erreichen sein. Davor warnt die Politikwissenschafterin Alina Brad von der Universität Wien wenige Tage vor Beginn der 27. UN-Klimakonferenz (COP 27) im ägyptischen Scharm el-Scheich. Die Nachjustierung nationaler Klimaziele sei daher das Gebot der Stunde, so Brad am Donnerstag in einer Aussendung von "Diskurs. Das Wissenschaftsnetz".
Die Umsetzung des Zieles, den globalen durchschnittlichen Temperaturanstieg auf deutlich unter zwei Grad, möglichst auf 1,5 Grad, gegenüber dem vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen, werde von den einzelnen Staaten viel zu schleppend umgesetzt. "Obwohl viele Staaten hierbei scheinbar ehrgeizige Klimaziele verfolgen und Klimaneutralität anstreben - Österreich etwa bis 2040 - wird die 1,5-Grad-Grenze auf globaler Ebene, alle nationale Klimaziele zusammengenommen, noch immer klar überschritten", kritisiert die Klimapolitikforscherin.
Die aktuelle Energiekrise verschärfe die Situation zusätzlich. Immer mehr Projekte zur Erschließung neuer Öl- und Gasfelder würden begonnen, die weltweiten Subventionen für fossile Energieträger hätten sich verdoppelt - und das, obwohl schon die vor der Energiekrise geplanten Projekte das verbleibende globale CO2-Emissionsbudget deutlich überstiegen.
Als weitere zentrale Themen benannte die Wissenschafterin, die koordinierende Leitautorin des zweiten Österreichischen Sachstandsberichts Klimawandel (AAR2) ist, der bis 2025 vorgelegt werden soll, die schleppende Umsetzung von Anpassungsmaßnahmen an die Folgen der Klimakrise und die unzureichenden finanziellen Zusagen hierfür. Jene Länder, die historisch die Hauptverantwortung für den Klimawandel tragen, sollten auch für die damit verbundenen Schäden haften und Entschädigungen zahlen.
"Solche Initiativen wurden in der Vergangenheit immer wieder von den Industrieländern, insbesondere den USA, blockiert. Selbst bei der Klimafinanzierung, bei der die Industrieländer ab 2020 eigentlich 100 Milliarden US-Dollar jährlich zur Verfügung stellen sollen, bleiben die Zusagen bislang unzulänglich", so Alina Brad. Auch die nicht nur durch den Ukraine-Krieg zunehmenden geopolitischen Spannungen stellten die internationale Klimapolitik vor neue Herausforderungen.
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