In Industrieanlagen vibriert alles und Produkte rauschen mit bis zu mehreren Metern pro Sekunde durch die Fertigungsstraße. Das begrenzt die Präzision der Vermessung bewegter Objekte während der Produktion, speziell bei hohem Durchsatz. Ein neu eröffnetes CD-Labor an der Technischen Universität (TU) Wien will nun Methoden für präzise 3D-Messungen an bewegten Objekten entwickeln, die auch unter Produktionsbedingungen ähnlich genau sind wie Labormessungen.
In Produktionsanlagen muss die Qualität der Güter laufend überwacht werden, was Messungen im Produktionstakt direkt am bewegten Objekt erfordert. Für Anwendungen mit moderaten Präzisionsanforderungen gebe es dafür bereits gut erprobte optische Methoden, erklärte der Leiter des neuen "Christian Doppler(CD)-Labors für Präzise Messungen in Bewegung", Ernst Csencsics, vom Institut für Automatisierungs- und Regelungstechnik der TU Wien in einer Aussendung.
Anforderungen nehmen fortlaufend zu
"Doch die Anforderungen an moderne Produktionssysteme nehmen fortlaufend zu: Wenn man eine Präzision im Mikrometer- oder Submikrometerbereich gewährleisten will, und gleichzeitig eine Fertigung mit hohem Durchsatz und hohen Fördergeschwindigkeiten in vibrationsreicher Produktionsumgebung hat, dann wird es schwierig", so der Experte. Man habe dann immer mit einer gewissen Bewegungs-Unschärfe zu kämpfen und die heutige Technik reiche dafür nicht aus. So würden etwa Batteriefolien oder flexible Solarzellen mit mehreren Metern pro Sekunde durch die Produktionsanlage rauschen, nannte Csencsics gegenüber der APA ein Beispiel.
Im neuen Labor sollen nun durch die Kombination von Konzepten aus Optik, Mechatronik und Regelungstechnik Methoden für präzise 3D-Messungen an bewegten Objekten sowie innovative robotergestützte Inline-Messsysteme für Industrieanlagen entwickelt werden, die ähnlich präzise sind wie wissenschaftliche Labormesssysteme. "Das Ziel ist es, die bewegungsbedingte Unsicherheit so weit zu reduzieren, dass die Gesamtunsicherheit - wie unter Laborbedingungen - wieder hauptsächlich vom Messprinzip selbst bestimmt wird", sagte Csencsics.
In den von der Christian Doppler-Gesellschaft (CDG) für jeweils sieben Jahre genehmigten CD-Laboren kooperieren Wissenschafter mit Unternehmen im Bereich anwendungsorientierte Grundlagenforschung. Das Budget kommt dabei jeweils zur Hälfte über das Wirtschaftsministerium von der öffentlichen Hand und den Unternehmenspartnern, im konkreten Fall die Micro-Epsilon Atensor aus Steyr (Oberösterreich) und die Micro-Epsilon Messtechnik in Ortenburg (Bayern).
Service: Labor-Website: https://go.apa.at/sQs2kt7w; Video: https://www.youtube.com/watch?v=EpzxV1y2bWM
APA/red Foto: APA/APA/dpa/Uli Deck