Die Österreichische HochschülerInnenschaft (ÖH) hat am Mittwoch vor neuen Platzbeschränkungen bei Master- und Doktoratsstudien an den Unis gewarnt. Im Hochschulpaket der Regierung, das vergangene Woche in Begutachtung geschickt wurde, ist nämlich vorgesehen, dass nicht mehr nur fremdsprachige Master- und Doktoratsstudien vom Rektorat beschränkt werden können, sondern auch deutschsprachige, wenn diese "vom Nachweis ausreichender Kenntnisse oder besonderer Befähigung" abhängen.
Da ein vorangegangener Bachelor jedenfalls eine "besondere Befähigung" darstelle, "könnten damit künftig alle Master- und Doktoratsstudien beschränkt werden", fürchtet die Studierendenvertretung. Gerade in großen sozialwissenschaftlichen Masterstudien könnte das zu weniger Studienplätzen und vermehrtem Konkurrenzdenken führen. Laut Erläuterungen wird durch die Novelle die Möglichkeit geschaffen, die Zahl an Studienanfänger entweder durch ein Aufnahmeverfahren vor oder ein Auswahlverfahren nach der Zulassung zu regeln, "wenn Studierfähigkeit und Studienfortschritt von ausreichenden Kenntnissen oder besonderen Fähigkeiten abhängen".
Die ÖH befürchtet durch die Novelle außerdem Verschlechterungen für ausländische Studierende, weil die Rektorate bei Zweifeln an der Wertigkeit der für die Einschreibung notwendigen Dokumente Sachverständige einsetzen können. Das würde den ohnehin langwierigen Aufnahmeprozess auf unbestimmte Zeit blockieren und könne dazu führen, dass unterdessen das Visum der Studienwerber ausläuft und diese noch vor der ordentlichen Aufnahme das Land verlassen müssen. "Einfach aus Misstrauen ein Aufnahmeverfahren ausbremsen, stärkt einen Generalverdacht, mit dem Studierende aus vor allem muslimische Länder ohnehin schon konstant konfrontiert werden und verhärtet rassistische Strukturen in unserem Bildungssystem", kritisierte ÖH-Vorsitzende Nina Mathies (VSStÖ) per Aussendung.
Kritik übt die ÖH außerdem an den geplanten Klarstellungen bei der Rektorswahl. Nachdem es in der Vergangenheit immer wieder Turbulenzen bei der Suche nach einer neuen Unispitze gab, wird in der Novelle noch einmal hervorgestrichen, dass der Unirat - quasi das Aufsichtsgremium - darauf bestehen kann, dass ihm der aus Uni-Personal und Studierendenvertretung bestehende Senat einen Dreiervorschlag für Rektor oder Rektorin vorlegt, oder aber eine "alternative Lösung" - etwa durch Neuausschreibung - herbeiführen kann. Die ÖH sieht darin einen klaren Einschnitt in die Kompetenz des Senats mit dem langfristigen Ziel, "das einzige studentische Leitungsgremium zu einem zahnlosen Beratungsgremium ohne eigene Kompetenzen zu machen".
Die Fachhochschulkonferenz (FHK) hat unterdessen erneut darauf gepocht, dass auch FHs Doktorate zur Akkreditierung einreichen können sollen. "Der hohen Nachfrage an Forschungsleistung aus der Wirtschaft und Gesellschaft können wir als Hochschulen nicht nachkommen, wenn wir nicht selbst Forscherinnen und Forscher im Rahmen von Doktoraten ausbilden dürfen", betonte FHK-Präsidentin Ulrike Prommer und warnte davor, dass Österreich hier im Vergleich mit anderen europäischen Ländern - allen voran Deutschland, den Anschluss verliere.
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