In Europa verursacht Überdüngung die meisten ökologischen Probleme bei Seen, bei Flüssen kommen oft Schwierigkeiten durch Regulierung, Wasserkraftwerke und giftige Substanzen dazu, berichtet ein Wissenschafterteam mit österreichischer Beteiligung. Die Seen sind generell in einem besseren Zustand als die Flüsse, erklären die Forscher im Fachmagazin "Nature Ecology and Evolution".
Ein Team um Sebastian Birk von der Universität Duisburg-Essen (D) kombinierte die Ergebnisse von 36 ökologischen Untersuchungen europäischer Gewässer. Bei 39 Prozent der Fälle gab es einen eindeutigen Hauptschuldigen für Gewässerprobleme, bei 28 Prozent verstärkte ein zweiter Umstand die Sache, und 33 Prozent waren kompliziertere Fälle, wo einander die Probleme teilweise verstärkten, teilweise sogar aufhoben. An der Arbeit waren Forscher des Wasser Cluster Lunz (NÖ) und der Universität für Bodenkultur (BOKU) Wien beteiligt.
Bei Seen ist Überdüngung (Eutrophierung) eindeutig das Hauptproblem. Sie passiert durch Abschwemmung von Düngemitteln aus landwirtschaftlichen Flächen und Abwässer, die Phosphor- und Stickstoffverbindungen in die Gewässer bringen. Dadurch wachsen mehr Wasserpflanzen, sie sterben aber irgendwann ab und werden zersetzt. Dabei wird viel Sauerstoff verbraucht und das Gewässer beginnt "umzukippen".
Maßgeschneiderte Maßnahmen bei Flüssen nötig
Bei Flüssen ist die Situation komplizierter, berichten die Forscher. Hier kommen zusätzlich zur Eutrophierung oft "morphologische" und "hydrologische" Erschwernisse dazu. "Morphologische Probleme bei Flüssen entstehen vor allem durch die Regulierung, also Hochwasserschutz, Wildbachverbauung und Landgewinnung, sowie Wehre und Staue von Wasserkraftwerken", erklärte Stefan Schmutz vom Institut für Hydrobiologie und Gewässermanagement der BOKU Wien der APA. Hydrologische Probleme gibt es ebenfalls durch Wasserkraftwerke (bei Ausleitung von Wasser sowie Schwälle bei Spitzenstromerzeugung), durch Wasserentnahme für die Landwirtschaft und Schneekanonen sowie den Klimawandel, der zum Beispiel den Abfluss reduzieren kann und saisonale Verschiebungen bewirkt, so der Forscher. Zusätzlich verursachen Giftstoffe bei Flüssen zehnmal so oft ökologische Schwierigkeiten wie bei Seen.
Die Studie stütze damit den aktuellen Fokus auf eine Verringerung des Nährstoffeintrags bei der Wiederherstellung des ökologischen Gleichgewichts von Seen, so die Forscher in dem Fachartikel. Bei Fließgewässern sei die Sache aber komplizierter, hier benötigt es oft maßgeschneiderte Maßnahmen, erklären sie.
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