Männliche Mäuse frieren nicht genau so wie weibliche, berichtet ein Forscherteam mit österreichischer Beteiligung. Ein Fühler namens KCNQ1 lässt sie Kühle spüren, Weibchen empfinden diese aber auf irgendeine andere Art. Wahrscheinlich sorgt KCNQ1 auch bei Menschen für geschlechtsspezifisches Kälteempfinden, denn dieser Fröstelfaktor wird hormonell bei Mann und Frau unterschiedlich gesteuert, hieß es auf Anfrage der APA. Die Studie wurde im Fachmagazin "PNAS" veröffentlicht.
KCNQ1 reagiert "hochsensibel auf moderat kalte Temperaturen", schrieben die Forscher um Niels Decher von der Universität Marburg (Deutschland) in der Fachpublikation. Außerdem spricht der Fühler auf kühlende Mittel wie Menthol an. Während Mäusemännchen mit KCNQ1 in einem Verhaltensexperiment kältere Bereiche mit der Zeit mieden und in wärmere Zonen auswichen, trotzten ihre Geschlechtsgenossen ohne KCNQ1 fortwährend den niedrigeren Temperaturen. Sie spürten diese offensichtlich gar nicht.
Weibchen ohne KCNQ1 hatten kein gestörtes Kälteempfinden. "Wir gehen davon aus, dass KCNQ1 bei weiblichen Tieren durch Östrogene (weibliche Geschlechtshormone, Anm.) supprimiert (unterdrückt, Anm.) wird, so dass weibliche Tiere vermutlich auf einen anderen Sensor ausweichen", so Decher. An der Studie war auch Jakob Völkl von der Johannes Kepler Universität Linz beteiligt.
Auch in der menschlichen Haut gibt es KCNQ1 Temperaturfühler, berichten die Forscher. Sie hielten es für "sehr wahrscheinlich", dass sie bei Männern und Frauen unterschiedlich aktiv sind. Es sei nämlich bekannt, dass KCNQ1 bei Menschen durch weibliche und männliche Hormone reguliert wird. "Wir untersuchen zur Zeit Menschen mit einem genetischen Funktionsverlust von KCNQ1 auf veränderte Temperaturwahrnehmung", erklärte Decher: "Dies ist jedoch eine längere Studie, da es sich um eine seltene Erkrankung handelt und wir ausreichend männliche und weibliche Patienten benötigen, um eine gesicherte Aussage treffen zu können."
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