Würden sich am kommenden Dienstagabend bei Österreichs EURO-Auftaktspiel gegen Frankreich die Mannschaften an die statistischen Modellannahmen von Forschern u.a. aus Tirol halten, gäbe es nicht viel zu holen: Laut den Berechnungen liegen Frankreichs Titelchancen bei 19,2 Prozent, während jene Österreichs bei schlanken 1,1 Prozent stehen. Immerhin: Für ein Weiterkommen in der starken Austro-Gruppe mit dem Vizeweltmeister, den Niederlanden und Polen sieht es gut aus.
Knapp vor Fußball-Großereignissen rücken bereits fast traditionell Statistiker wie Achim Zeileis von der Universität Innsbruck aus, um sich an den Spekulationen zum Ausgang der Turniere zu beteiligen. Im Gegensatz zu diversen Hobby-Teamchefs führt das Team bestehend aus Andreas Groll und Jonas Sternemann von der Technischen Uni (TU) Dortmund, Gunther Schauberger von der TU München, Christophe Ley und Florian Felice von der Uni Luxemburg und der an der Hochschule Molden (Norwegen) tätige Lars Magnus Hvattum allerlei Daten und maschinelles Lernen - also Künstliche Intelligenz(KI)-Systeme - mit aufs Feld.
In einer elaborierten Kombination wissenschaftlicher Analysemethoden und allerlei Informationen, etwa über individuelle Spieler-Stärken oder Wettquoten, kommt das Forscher-Team zu einer Art Gesamtprognose. Trotzdem sich der Fußball immer wieder als erstaunlich schwer vorhersagbar präsentiert, lagen Zeileis und Kollegen das eine oder andere Mal auch schon recht nahe am tatsächlichen Ausgang: So habe man etwa das EURO-Finale in Wien im Jahr 2008 richtig berechnet oder den damaligen Sieger, Spanien, auch als Welt- und Europameister der Jahre 2010 und 2012 mathematisch quasi vorhergesehen, hieß es am Montag in einer Aussendung der Uni Innsbruck. Die aktuelle methodische Kombination setzen die Statistiker zum dritten Mal ein.
"Unser Modell sagt für Österreich eine Wahrscheinlichkeit von 53,4 Prozent voraus, die Vorrunde zu überstehen, das ist angesichts der Gruppe nicht schlecht", wird Zeileis zitiert. Blickt man auf die auf der Homepage des Forschers aufrufbare Gesamtauswertung, reduziert sich dieser Wert für das Erreichen des Viertelfinales auf 26 Prozent. Die Chancen auf ein Halbfinale mit österreichischer Beteiligung liegen demnach bei 10,6 Prozent und jene auf das Finale am 14. Juli in Berlin sinken dann auf 3,6 Prozent.
Insgesamt haben die Wissenschafter den gesamten Turnierverlauf der anstehenden Endrunde in Deutschland unter ihren Modellannahmen 100.000 Mal durchsimuliert. Beim Blick auf die Titelchancen folgen auf den "wahrscheinlichsten" Europameister, Frankreich, England mit einer Gewinnwahrscheinlichkeit von 16,7 Prozent, der Gastgeber Deutschland mit 13,7 Prozent sowie Spanien (11,4 Prozent) und Portugal (10,8). Österreichs Gruppengegner Niederlande hat die sechsthöchste Titelchance (7,6 Prozent), dahinter findet sich der Titelverteidiger Italien sowie Belgien mit Werten um die 5 Prozent.
Hinter Kroatien, Dänemark und Österreichs letztem Testspielgegner vom Samstag - der Schweiz - landet die Mannschaft von Teamchef Ralf Rangnick mit ihrer Titel-Wahrscheinlichkeit von 1,1 Prozent auf Rang 12. Keine Chancen auf den EURO-Titel räumt das Modell übrigens EM-Neuling Georgien und Albanien ein.
APA/red Foto: APA/EVA MANHART