Schweizer Forschende haben einen Mechanismus entdeckt, mit dem sie altersbedingte Entzündungen reduzieren können. Damit konnten sie mit einem Medikament bei Mäusen den Alterungsprozess abmildern. Die Tiere, die das Medikament erhielten, wiesen am Ende der Behandlung bessere kognitive, visuelle und motorische Fähigkeiten auf. Mit dem Medikament wurde das Reinigungssystem des Körpers verbessert, teilte die Universität Freiburg am Freitag mit.
Jede der 15 Billionen Zellen im menschlichen Körper produziert Abfallprodukte, die wie jeder andere Abfall recycelt werden muss. Mit zunehmendem Alter verlieren Zellen aber die Fähigkeit, die von ihnen produzierten Abfallprodukte effektiv zu eliminieren. Als Folge breiten sich chronische Entzündungen im ganzen Körper aus.
Besonders spürbar ist dies in den Gehirnzellen, den Neuronen, wo sich Abfallstoffe ansammeln, was zum Absterben der Zellen führen kann. Die Resultate wurden in einer Studie in der Fachzeitschrift "Nature Communications" veröffentlicht.
Das Reinigungssystem des Körpers heißt in der Fachsprache Autophagie. Die Forscherinnen und Forscher um Patricia Boya von der Universität Freiburg fanden nun heraus, dass die Zellen trotz des Alterungsprozesses eine andere Art der Autophagie bewahren: Die sogenannte Mitophagie. Diese ist auf die Reinigung von Mitochondrien, den Energiekraftwerken in den Zellen, spezialisiert.
Entzündungsreduktionen mit positiven Folgen für das Hirn
Mit dem Medikament "Urolithin A", von dem bereits zuvor bekannt war, dass es die Mitophagie anregt, behandelten die Forscherinnen und Forscher in der Studie alternde Mäuse. Dabei verringerten sich in den Mäusen die Entzündungen, mit positiven Folgen für das Hirn, wie aus der Studie hervorgeht.
Auch in Zellkulturen von älteren menschlichen Spenderinnen und Spendern konnten diese Resultate erwirkt werden. Um zu wissen, ob sich diese Resultate tatsächlich auf Menschen übertragen lassen, sind jedoch noch viele weitere Studien notwendig.
"Die Möglichkeit, altersbedingte Entzündungen und Krankheiten indirekt durch die Induktion der Mitophagie zu reduzieren, ist ein vielversprechender therapeutischer Ansatz, der weiter erforscht werden sollte", schrieben die Forscherinnen und Forscher in der Studie.
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