Beim Medientag der Universität Innsbruck in Kooperation mit der "Tiroler Tageszeitung" und der APA waren die "Roboter" zugegen. Die Veranstaltung stand im Zeichen des Phänomens der Social Bots, die vor allem in sozialen Netzwerken Benutzer bzw. menschliche Kommunikation simulieren. APA-Geschäftsführer Clemens Pig mahnte "mehr Öffentlichkeit und Diskurs" in dieser Frage ein.
Schließlich handle es sich um ein "aktuelles, brisantes Thema", so Pig in seiner Eröffnungsrede in der Aula der Uni. Einen der "unübersehbaren Nachteile" solcher Bots sah Pig in der "bewusst hergestellten Verstärkung von Fake-News". Der APA-Geschäftsführer kritisierte den "unreflektierten, intransparenten und unkomprimierten Einsatz von Bots". Gleichzeitig sprach sich Pig dafür aus, sich den Themen Technologie und Innovation und deren Chancen zu stellen. Er erinnerte in diesem Zusammenhang an den zentralen Begriff der "Artificial Intelligence", die man etwa auch als ein wesentliches Element ins Zentrum der Strategie der Austria Presse Agentur gestellt habe. Es gehe generell um einen "vernünftigen Paarlauf des Journalismus mit der Technologie". "Die Technologie als Selbstzweck war aber in der Mediengeschichte nie sinnstiftend", betonte der Geschäftsführer.
Grenzen dort ziehen, wo Manipulation beginnt
Der Vorstandschef der Moser Holding, Hermann Petz, sprach wiederum von einer durch die Digitalisierung herbeigeführten Beschleunigung in den vergangenen zehn Jahren, die es "in dieser Dimension noch nicht gegeben hat". Petz erinnerte an die "ethischen Fragen" bzw. die Grenzen, die dort gezogen werden müssten, wo Autonomieverlust und Manipulation beginnt. Der Autonomieverlust setze ein, wenn man nicht wisse ob man "mit einem Bot spreche" oder nicht.
Der Rektor der Universität Innsbruck, Tilmann Märk, nahm unter anderem Bezug auf das durch die Digitalisierung verursachte Tempo, das immer mehr zunehme. "Die Welt wandelt sich - und wir mit ihr", meinte er. Theo Hug, Sprecher des Medienforums Innsbruck, erinnerte indes an die immense Verbreitung von Bots. So hätte ein Analyse ergeben, dass bei der vergangenen Deutschen Bundestagswahl acht Prozent der Twitter-Accounts und 14,5 Prozent der Tweets unter den "Bot-Index" gefallen seien.
Der Medienwissenschafter Timo Kaerlein von der Universität Paderborn thematisierte in seinem Vortrag unter anderem zwei wesentliche, negative Eigenschaften von Social Bots in sozialen Netzwerken: Zum einen die Verbreitung von Werbung, Propaganda und Lobbyismus sowie zum anderen die Beeinflussung der öffentlichen Meinung, die dann verschiedene wirtschaftliche und politische Entscheidungen zur Folge haben könne. Zugleich erinnerte er an den vom Politikwissenschafter Simon Hegelich in diesem Zusammenhang kreierten Begriff der "Invasion der Meinungsroboter". Allerdings fehle es oft an den empirischen Belegen für die tatsächliche Beeinflussung von Meinungen. "Aber das Gefährdungspotenzial ist da", stellte Kaerlein fest.
Für Kennzeichnung von "Bots"
Bei einer Podiumsdiskussion zu den "Robotern" am Abend sprach sich Pig im Rahmen der Debatte um Social Bots dann für eine Kennzeichnung von solchen "technologiebasierten Quellen" aus. Dies wäre ein "entscheidender Ansatz" und ein "logischer nächster Schritt", sagte der APA-Geschäftsführer.
Schließlich müsse auch jede "menschliche Quelle" ausgewiesen werden, meinte er und verwies unter anderem auf die "alte journalistische Tugend" des "check, recheck und double-check". Der deutsche Wirtschaftsinformatiker und Buchautor Oliver Bendel pflichtete Pig bei: Quellenangaben auch für Bots seien eine "gute Möglichkeit, Vertrauen zu schaffen".
APA/red Foto: APA/APA (Tiroler Tageszeitung/Moor)