Zukunftsforscher: Die Medizin wird adaptiv

12. Mai 2022 - 8:41

Um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert revolutionierte die Entwicklung der Pharmaindustrie - Pharmazie auf industrieller Basis - die Medizin. Die Zukunft liegt in einer adaptiven Medizin auf der Basis von Prognosen vor Symptombeginn von Krankheiten, ist der deutsche Zukunftsforscher Sven Gabor Jansky überzeugt, wie er Mittwochabend bei einem Vortrag in der Residenz der Schweizer Botschaft erklärte.

3D-Drucken von Ersatzteil-Organen, "Medical Food" und Gen Reparatur - bald keine Zukunftsmusik mehr?
3D-Drucken von Ersatzteil-Organen, "Medical Food" und Gen Reparatur - bald keine Zukunftsmusik mehr?

Anlass für die Veranstaltung: Vor 125 Jahren gründete Fritz Hoffmann-La Roche in Basel den nunmehrigen Pharma-Weltkonzern mit nunmehr 100.000 Beschäftigen in rund 100 Staaten. Roche hat sich insbesondere durch Biotech- und Diagnostika zu einem der größten und innovativsten Pharmaunternehmen weltweit entwickelt.

Jansky, Leiter des größten Zukunftsforschungsinstituts Europas (2b AHEAD), appellierte jedenfalls für Vertrauen in die Zukunft. Die Gesamt-Genomanalyse jedes Menschen werde in zwei bis drei Jahren mit Kosten unter 100 Euro zu einem Massenmarkt werden. Für die Gen-Reparatur werde es rund 30 Jahre dauern. Das Zurückdrehen der genetischen Alterung werde noch um die zehn Jahre auf sich warten lassen. 3D-Drucken von Ersatzteil-Organen sollte binnen 15 Jahren Realität werden. Schon in den nächsten fünf Jahren werde es wohl "Medical Food" geben, das schon vor Auftreten von Krankheiten präventive Effekte erzielen sollte.

Optimistisch in die Zukunft

Der Zukunftsforscher kann mit Pessimismus, was die zukünftige Entwicklung angehe, nichts anfangen. Immerhin hätte die Menschheit ja die Erfahrung gemacht, dass der medizinische Fortschritt binnen 200 Jahren die Lebenserwartung der Menschen von 40 Jahren auf mehr als das Doppelte gebracht habe. Entscheidend sei das Sammeln und die Auswertung von Daten. "Bis 2010 hatten wir statische Daten. Heute haben wir Echtzeitdaten. Die Zukunft liegt in Prognosedaten", sagte der Experte.

Ein mögliches Beispiel: Künstliche Intelligenz wertet Unmengen von Informationen zum Gesundheitsstatus des Einzelnen - zum Beispiel des Darm-Bioms - aus und zeigt dem Benutzer solcher Systeme am Handy an: "Du bist zu 23 Prozent krank." Das wäre dann der Ausgangspunkt für eine adaptive, Prognose-abhängige Präventivmedizin. "Der 3D-Drucker druckt Ihnen dann das Essen, das sie gerade benötigen", meinte Jansky. An den Vortrag schloss eine Podiumsdiskussion von Fachleuten an.

(APA/red, Foto: APA)

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