Zukunftsforscher brechen Altersgrenzen auf

26. März 2018 - 13:21

Die Menschen leben immer länger und sollten den Gewinn an Lebenszeit nutzen, meinen der Hamburger Zukunftsforscher Horst W. Opaschowski und sein österreichischer Kollege Peter Zellmann. In ihrem neuen Buch "Du hast fünf Leben!" betonten die Wissenschafter, dass es in jeder Lebensphase weitergeht, wenn nicht nur materiell, sondern auch körperlich, geistig und sozial vorgesorgt wurde.

Buchpräsentation "Du hast fünf Leben!"
Buchpräsentation "Du hast fünf Leben!"

"In einer Du-hast-fünf-Leben-Gesellschaft wird jedes Lebensalter zum Start-up für ein Leben mit immer neuen Anfängen und Aufgaben ohne Ende", erklärte Opaschowski. Zu den Herausforderungen und Prioritäten in jeder Lebensphase haben die Autoren repräsentative Umfragen in Österreich und Deutschland ausgewertet. Demnach stehen für die Deutschen insgesamt Gesundheit und Fitness (73 Prozent), Familie und Kinder (63 Prozent) sowie Freunde und Nachbarn (59 Prozent) ganz oben. Geringere Bedeutung haben die Lebensbereiche Beruf und Ausbildung (46 Prozent), Konsum und Medien (40 Prozent), Freizeit und Urlaub (39 Prozent). Die Österreicher antworteten ganz ähnlich. Nur Freunde und Nachbarn hätten einen höheren Stellenwert (70 Prozent), Konsum/Medien dagegen einen etwas geringeren (36 Prozent), erklärte Opaschowski.

Die mittlere Generation lebt am besten

Mit dem Alter der Befragten wandelten sich die Prioritäten: Die unter 20-Jährigen, die sogenannte Generation "Zukunft", legen überdurchschnittlichen Wert auf Medien und Kommunikation. Die Angehörigen der Ü20-Generation sind für Opaschowski und Zellmann die "Lebensplaner". Was für sie besonders zählt, sind Arbeiten, Wohnen und moderne Mobilitätsangebote.

Die sogenannten Best-Ager ab 40 nehmen sich die Zeit zum Leben, wollen Urlaube genießen. Der Satz "Auf die jährliche Urlaubsreise will ich nicht verzichten, dafür arbeite und verdiene ich schließlich" findet überdurchschnittliche Zustimmung. Beruflich haben es die Menschen in dieser Lebensphase geschafft oder sich arrangiert, stellen die Autoren fest. "Die mittlere Generation ist die, die am besten lebt", sagt Opaschowski.

Die 60plus-Generation besteht aus den "Lebenserfahrenen". Priorität hat für sie die Pflege der Generationenbeziehungen und der Zusammenhalt von Jung bis Alt. Die über 80-Jährigen gelten Opaschowski und Zellmann als "Beziehungsförderer". Die Hochbetagten entdeckten den Wert der Familie neu, weil sie am meisten auf die familiäre Unterstützung angewiesen seien.

Auflösen der alten Strukturen

Die Begriffe "Jugend" und "Alter" lösen sich nach Ansicht der Autoren immer mehr auf, in den Biografien wechselten Phasen der Vollzeit- und Teilzeitarbeit ab, dazwischen Babypause oder Sabbatical sowie Zeiten des Lernens oder des sozialen Engagements. Die klassische Dreiteilung des Lebens in Ausbildung, Beruf, Ruhestand habe sich überholt. 40 oder mehr Berufsjahre würden normal, Partnerbeziehungen auf eine harte Probe gestellt werden. "Den Beruf, den Bund und die Freunde fürs Leben wird es bald nicht mehr geben", sagt Opaschowski voraus.

Jede Lebensstufe sollte "blühen", zitierten die Autoren Hermann Hesse. Dafür müsse man sich immer wieder eine neue Herausforderung suchen. Das könne ein Job, ein Ehrenamt oder das Erreichen eigener Gesundheitsziele sein. "Die Altersgrenze können Sie vergessen!", sagte Opaschowski, der mit seinem Co-Autor das Buch Montagabend in Wien vorstellt.

Die Forscher erkennen aber an, dass es besonders für die über 80-Jährigen schwieriger wird, das Leben bewusst und intensiv zu leben. Der Freundeskreis werde kleiner, Zeit zu haben sei nicht mehr so wertvoll wie in jüngeren Jahren. Besonders beim Verlust des Partners beginnen Hochbetagte zum Nachdenken. Opaschowski, selbst 77 Jahre alt, und Zellmann (70) raten zur Flucht nach vorn: "Körperlich und geistig beweglich bleiben und alles tun, um die Generationenbeziehungen zu fördern, die 'Großfamilie' zusammenzuhalten, und möglichst allen durch Ruhe, Ausgeglichenheit und Weisheit ein Vorbild zu sein."

Service: Horst Opaschowski, Peter Zellmann, "Du hast fünf Leben!", Manz Verlag, Wien 2018, ISBN: 978-3-214-12639-1, 178 Seiten, 21,90 Euro

(APA/red, Foto: APA/APA / MANZ)

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