Zu viele Antibiotika für Kleinkinder in Entwicklungsländern

14. Dezember 2019 - 0:41

In Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen werden Kindern unter fünf Jahren laut einer Studie fünf Mal mehr Antibiotika verschrieben als in Ländern mit hohem Einkommen. Das ist laut Swiss Tropical and Public Health Institute (Swiss TPH) besorgniserregend wegen gesundheitlicher Folgen für die Kinder, und die exzessiven Verschreibungen könnten Antibiotika-Resistenzen weltweit verstärken.

In Europa bekommen Kinder weniger als einmal pro Jahr ein Antibiotikum
In Europa bekommen Kinder weniger als einmal pro Jahr ein Antibiotikum

Viele der Medikamente, die bis zum fünften Lebensjahr verschrieben werden, seien "nicht erforderlich". Auch führten sie dazu, "dass Kinder Krankheitserreger schlechter selbst bekämpfen können".

Erstmals untersuchten Forschende die Gesamtzahl von Antibiotika-Verschreibungen bei Kindern unter fünf Jahren in Ländern mit niedrigen und mittleren Einkommen: Von Geburt bis zum fünften Lebensjahr würden im Schnitt 25 Mal Antibiotika verschrieben. Das sei fünf Mal mehr als in Ländern mit hohen Einkommen, wo die Verschreibungszahlen ohnehin schon hoch ausfallen, gab Swiss TPH zu bedenken.

Die Studie wurde gemeinsam vom Swiss TPH und der Harvard T.H. Chan School of Public Health durchgeführt. Die Daten dazu stammen aus Gesundheitseinrichtungen und Haushaltsbefragungen in acht Ländern (Haiti, Kenia, Malawi, Namibia, Nepal, Senegal, Tansania und Uganda) und wurden zwischen 2007 und 2017 erhoben.

Laut der Studie gelten in vielen Hocheinkommensländern bereits zwei Antibiotika-Verschreibungen pro Jahr als exzessiv. "Wir wussten, dass Kinder in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen häufiger erkranken und dass in diesen Ländern oft Antibiotika verschrieben werden. Wir wussten jedoch bisher nicht, wie die tatsächliche Antibiotika-Einnahme aussieht. Die Ergebnisse sind besorgniserregend", so der Hauptautor der Studie, Günther Fink vom Swiss TPH.

Antimikrobielle Resistenz als Bedrohung

Die antimikrobielle Resistenz sei heute laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine "der größten Bedrohungen für die globale Gesundheit und Entwicklung". Einer der Faktoren, der zu dieser globalen Gesundheitsgefahr beitrage, sei die exzessive Nutzung von Antibiotika weltweit, schreibt Swiss TPH.

Bereits frühere Studien hätten gezeigt, dass in vielen Ländern Kinder zu oft Antibiotika erhielten, was ihnen gemäß Studien-Mitautorin Valerie D"Acremont schadet. "Werden Antibiotika zu häufig verwendet, so zerstört das die natürliche Darmflora, welche bei der Bekämpfung von Krankheitserregern und dem Aufbau der Immunabwehr eine zentrale Rolle spielt."

Zwischen den untersuchten Ländern gibt es große Unterschiede. "Die Zahl der Antibiotika-Verschreibungen für Kleinkinder variiert von einmal pro Jahr für Kinder in Senegal bis zu zwölfmal pro Jahr in Uganda", berichtete Swiss TPH. Einer früheren Studie zufolge werde Kindern unter fünf Jahren in Europa im Schnitt weniger als einmal pro Jahr ein Antibiotikum verschrieben. "Selbst diese Zahl ist immer noch hoch, wenn man bedenkt, dass es sich bei der großen Mehrheit der Infektionen in dieser Altersgruppe um Virusinfektionen handelt", sagte Valerie D"Acremont.

(APA/red, Foto: APA/APA (dpa))

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