Zehn hochdotierte ERC-"Starting Grants" an Forscher in Österreich

3. September 2019 - 12:23

Der Europäische Forschungsrat (ERC) vergibt hochdotierte "Starting Grants" an zehn in Österreich tätige Forscher. Sie gehören zu den insgesamt 408 Wissenschaftern in einer frühen Karrierephase, die in der aktuellen Antragsrunde einen mit jeweils bis zu 2,5 Mio. Euro dotierten "Starting Grant" für fünfjährige Grundlagenforschungsprojekte bekommen, gab der ERC bekannt.

In Summe schüttet der ERC 621 Mio. Euro in der aktuellen Vergaberunde aus
In Summe schüttet der ERC 621 Mio. Euro in der aktuellen Vergaberunde aus

In Summe schüttet der ERC 621 Mio. Euro in der aktuellen Vergaberunde aus. Die Förderpreise sind mit jeweils 1,5 Mio. Euro dotiert, dazu kann ab nun noch bis zu eine weitere Million Euro für außerordentliche Kosten beantragt werden (bisher maximal 500.000 Euro).

Die Grants gehen an Wissenschafter aus 51 Nationen, "ein Rekord", wie ERC-Präsident Jean-Pierre Bourguignon in einer Aussendung betonte. Das zeige, dass "Wissenschaft keine Grenzen kennt". Es sei essenziell für ihre künftige Entwicklung, dass die EU hervorragende Forscher aus der ganzen Welt anziehe und unterstütze. Die meisten "Starting Grants" gehen an Forscher in Deutschland (73), Großbritannien (64) und in den Niederlanden (53).

Drei Grants an ÖAW

Drei "Starting Grants" konnten Forscher von Instituten der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) einwerben: Molekularbiologe Alejandro Burga vom Institut für Molekulare Biotechnologie (IMBA) der ÖAW will in seinem Projekt evolutionäre Mechanismen erforschen, die das Erbgut beeinflussen und bei Artenbildung sowie Krankheitsentstehung eine Rolle spielen. In seinem Fokus stehen dabei bestimmte "egoistische" Gen-Paare, sogenannte Toxin-Antidote Systeme.

Das Theater in der Türkei steht im Mittelpunkt des Projekts des Kulturwissenschafters Rüstem Ertug Altinay. Er will am Institut für Kulturwissenschaften und Theatergeschichte der ÖAW die zentrale Rolle des Theaters bei der Entstehung der "türkischen Nation" und ihrer Abgrenzung von "Anderen" untersuchen.

Der Biochemiker Georg Winter vom Forschungszentrum für Molekulare Medizin (CeMM) der ÖAW verfolgt in seinem Projekt einen neuen Ansatz des Medikamentendesigns: Er will sich das zelleigene Recycling zunutze machen um krankmachende Proteine zu blockieren und gleich vollständig abzubauen.

Zwei Grants für IST Austria

Zwei Förderpreise gehen an Wissenschafter des Institute of Science and Technology Austria (IST) Austria in Klosterneuburg (NÖ): Der Bio-Physiker Edouard Hannezo, Leiter der Forschungsgruppe "Physikalische Prinzipien in biologischen Systemen", strebt in seinem Vorhaben ein breiteres Verständnis der zugrunde liegenden Mechanismen bei der Bildung von verzweigten Organen wie Lunge, Prostata oder Niere an.

Der Physiker Maksym Serbyn widmet sich in seinem Projekt bestimmten Quantensystemen, in denen die Gesetze der Thermodynamik nicht mehr funktionieren. Dadurch sei es möglich, Prozesse zu beobachten, die sonst nur bei extrem niedrigen Temperaturen auftreten.

Grants an WU und TU Wien, Unis Innsbruck und Salzburg

Die dynamischen Zusammenhänge zwischen Finanzsystemen, Klimawandel und dem Übergang zu einer CO2-armen Gesellschaft will Emanuele Campiglio von der Wirtschaftsuniversität (WU) Wien mit seinem Förderpreis untersuchen. Sein Ziel ist es, Strategien auszuarbeiten, um die Finanzmittel für nachhaltige Aktivitäten zu erhöhen und gleichzeitig die Risiken finanzieller Instabilität während des Dekarbonisierungsprozesses zu verringern.

Jerome Mertens, Leiter des Neural Aging Laboratory an der Universität Innsbruck, erhält für seine Forschung zum Verständnis der molekularen und zellulären Ursachen der Gehirnalterung und der Alzheimer-Krankheit einen "Starting Grant". Er hat dafür ein neues Modellsystem entwickelt, bei dem Hautzellen von Alzheimer-Patienten direkt in induzierte Neuronen umgewandelt werden, die genetisch und biologisch den Gehirnzellen der Patienten ähneln.

Die Neurobiologin Belinda Pletzer vom Centre for Cognitive Neuroscience der Universität Salzburg widmet sich in ihrem ERC-Projekt dem Einfluss verschiedener Anti-Baby-Pillen auf das Gehirn, eine bisher kaum erforschte Frage. Sie will herausfinden, ob es Gehirnregionen gibt, die auf die Pilleneinnahme ansprechen und ob dieser Einfluss reversibel ist, wenn Frauen die Pille wieder absetzen.

Einen kompakten, tragbaren, energiesparenden Lasersensor basierend auf der sogenannten Frequenzkammtechnologie will Benedikt Schwarz vom Institut für Festkörperelektronik der Technischen Universität (TU) Wien mit seinem Förderpreis entwickeln. Ziel sind Messgeräte in Handy-Größe, mit denen man verschiedene chemische Substanzen nachweisen kann, etwa Umweltschadstoffe.

Weitere Grants

In der Liste des ERC wird mit Christian Hilbe ein weiterer "Starting Grant" für Österreich angeführt. Der österreichische Mathematiker hat aber in der Zwischenzeit ein Angebot von der Max-Planck-Gesellschaft bekommen und wird daher sein Projekt in Deutschland durchführen, wie er der APA erklärte. Er will mithilfe mathematischer Modelle, Computersimulationen und Verhaltensexperimenten verstehen, wie Kooperation entstehen kann, wenn die beteiligten Personen sehr heterogene Interessen haben, oder wenn ihre Handlungen starke Auswirkungen auf die Zukunft haben, zum Beispiel bei Anstrengungen zum Klimaschutz.

Dafür wird in der ERC-Liste der Preisträger Francisco Balzarotti noch an der Uni München geführt. Er wird allerdings im Jänner 2020 mit seinem "Starting Grant" als Gruppenleiter ans Institut für Molekulare Pathologie (IMP) nach Wien wechseln. Sein Ziel ist die Entwicklung einer hochauflösenden Mikroskopietechnik für lebende Zellen und Gewebe, teilte das IMP mit.

(APA/red, Foto: APA)

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