Wissenschaftsjahr 2019: Mond und Periodensystem im Fokus

21. Dezember 2018 - 12:23

Die UN haben 2019 zum "Internationalen Jahr des Periodensystems der chemischen Elemente" erklärt. Überstrahlt wird das Wissenschaftsjahr 2019 aber vom Mond: Vor 50 Jahren, am 21. Juli 1969, betrat US-Astronaut Neil Armstrong als erster Mensch den Mond und passend zum Jubiläum haben zahlreiche Raumfahrtmissionen neuerlich den Erdtrabanten zum Ziel.

China plant Landung auf Rückseite des Mondes
China plant Landung auf Rückseite des Mondes

Anlass für das Internationale Jahr des Periodensystems der chemischen Elemente ist dessen runder "Geburtstag": Vor 150 Jahren hatten der russische Chemiker Dmitri Mendelejew und sein deutscher Kollege Julius Lothar unabhängig voneinander einen systematischen Zusammenhang zwischen Atommasse und chemischen Eigenschaften der Elemente erkannt und das "Periodensystem der Elemente" geschaffen. Offiziell eröffnet wird das Jahr von der UNESCO am 29. Jänner in Paris, weltweit sollen Veranstaltungen und Events folgen.

"One giant leap for mankind"

Mit den berühmten Worten "That's one small step for man, one giant leap for mankind" ("Das ist ein kleiner Schritt für den Menschen, ein riesiger Sprung für die Menschheit") begleitete Neil Armstrong am 21. Juli 1969 um 03.56 Uhr (MEZ) seinen ersten Schritt auf den Mond. Neben den zahllosen weltweiten Events und Ausstellungen, die an dieses Ereignis von epochaler wissenschaftlicher und kultureller Bedeutung erinnern (u.a. das Naturhistorische Museum Wien, das seine große Herbstausstellung der Mondlandung widmet), wird es auch von zahlreichen neuen Mondmissionen begleitet.

Schon rund um den Jahreswechsel soll die am 8. Dezember gestartete chinesische Sonde Chang'e 4 auf der der Erde abgewandten Seite des Mondes landen und dort wissenschaftliche Experimente vornehmen. Gelingt dies, wäre China die erste Raumfahrtnation, der eine Landung auf der Rückseite des Mondes gelingt. Zudem will China mit Chang'e 5 im kommenden Jahr eine weitere Mondsonde starten, die Gesteinsproben zur Erde zurückbringen soll - Starttermin ist noch keiner bekannt. Im Jänner will auch Indien seine zweite Mondsonde starten: "Chandrayaan-2" soll als erste Mission am Südpol des Mondes landen.

Zumindest zwei Teilnehmer des von Google ausgeschriebenen "Lunar XPrize", der zu kostengünstigen, privaten Mondmissionen ermutigen sollte, wollen 2019 zum Mond starten. Zunächst will die israelische Organisation SpaceIL Anfang Februar mit einer Falcon-9-Rakete von SpaceX die kleine Raumsonde "Sparrow" starten, die etwa zwei Monate später auf dem Mond landen soll.

"Mission to the Moon"

Im zweiten Halbjahr 2019 ist das Projekt "Mission to the Moon" des Berliner Unternehmens PTScientists geplant, an dem viele Österreicher mitarbeiten. Ziel ist, eine Landeeinheit mit zwei Rovern im Taurus-Littrow-Tal am Mond aufsetzen zu lassen, eine Region, die bereits das Ziel der Apollo 17-Mission im Dezember 1972 und damit der bisher letzte Platz war, an dem Menschen den Erdtrabanten betreten haben. Zu erwarten ist, dass der exklusive Medienpartner Red Bull Media House das Ereignis groß in Szene setzt.

Auch abseits des Mondes gibt es jede Menge spannender All-Missionen: Den Auftakt zum Raumfahrtjahr setzt die Raumsonde New Horizon, die am 1. Jänner am rund 30 Kilometer großen Objekt "Ultima Thule" aus dem Kuipergürtel in den äußersten Regionen des Sonnensystems vorbeifliegen und es untersuchen soll. Gegen Ende des Jahres soll die japanische Raumsonde "Hayabusa2" wieder Richtung Erde zurückkehren - mit Material des Asteroiden Ryugu, auf den sie im Oktober das Messgerät "Mascot" abgeworfen hat.

Cheops nimmt Exoplaneten ins Visier

Mitte Oktober ist der Start der europäischen Mission "Cheops" angesetzt, die Exoplaneten im Detail charakterisieren und die Bestandteile ihrer Atmosphären bestimmen soll. Beteiligt an dem Satelliten sind das Institut für Weltraumforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) und die Wiener Weltraumfirma Ruag Space.

Ernst werden dürfte es mit den Bemühungen der USA, erstmals seit der Einstellung des "Space Shuttle"-Programms 2011 wieder Astronauten ins All zu bringen: Nach zahlreichen Verschiebungen ist der Jungfernflug der vom Rahmfahrtunternehmen SpaceX gebauten Kapsel "Crew Dragon" - noch unbemannt - am 7. Jänner geplant, der erste Testflug mit Besatzung soll im Juni 2019 folgen. Ebenfalls mit Verspätung plant Boeing seinen ersten unbemannten Testflug des Crew-Transporters "Starliner" nun für März und bemannt für August 2019.

Auch Amazon-Gründer Jeff Bezos hat angekündigt, mit seiner Raketenfirma Blue Origin und der Trägerrakete "New Shepard" einen ersten bemannten Testflug durchzuführen. Elon Musk hat kürzlich die von seiner Firma SpaceX für Mars-Flüge geplante "Big Falcon Rocket" in "Starship" umbenannt, erste Testflüge dieser Schwerlastrakete sind für 2019 in Aussicht gestellt.

Neues Einheitensystem

Am Weltmetrologietag am 20. Mai 2019 wird das neue Einheitensystem in Kraft treten, auf das sich im November Vertreter von 60 Staaten bei der Generalkonferenz für Maße und Gewichte geeinigt haben. Betroffen sind davon primär die Einheiten Kilogramm, Ampere (Stromstärke), Mol (chemische Stoffmenge) und Kelvin (Temperatur), die über Naturkonstanten definiert werden.

In Österreich wird 2019 ein europaweit einzigartiges Tunnelforschungszentrum fertiggestellt: Herzstück des "Zentrum im Berg" am Erzberg in der Obersteiermark bilden mehrere stillgelegte Stollen, die ausgebaut wurden. Der Vollbetrieb der Forschung in den zwei parallel verlaufenden Autobahn- und zwei Eisenbahntunnel sowie einem reinen Versuchstunnel soll spätestens im Jänner 2020 starten. Rund 30 Millionen Euro werden in dieses Forschungszentrum der Montanuniversität Leoben investiert. Dort sollen etwa Raucherkennungs- und Löschsysteme sowie Baustoffe erprobt, neue Lüftungskonzepte getestet oder auch die Ausbreitung von Gasen unter realen Bedingungen untersucht werden. Geplant sind in Zukunft auch Projekte zur unterirdischen Speicherung von Energie aus Solar- und Windkraftanlagen.

Silicon Austria Labs nimmt Betrieb auf

Nach jahrelangen Vorarbeiten und der offiziellen Gründung der Silicon Austria Labs GmbH (SAL) am 14. Dezember wird das neue Forschungszentrum für elektronisch basierte Systeme mit Standorten in Graz, Villach und Linz 2019 seinen Betrieb aufnehmen. Neben den drei Sitz-Bundesländern und dem Bund ist auch die Industrie an dem Projekt beteiligt, in das bis 2023 280 Millionen Euro investiert und wo 400 Mitarbeiter beschäftigt werden sollen. Das SAL-Hauptquartier wird in ein Gebäude an der Technischen Universität (TU) Graz einziehen, das bis Ende 2019 fertiggestellt sein soll.

Forschungspolitisch interessant wird es im Mai 2019: Geplant ist ein Forschungsgipfel, bei dem zentrale Vorhaben der Regierung im Forschungsbereich vorgestellt werden sollen: Dabei handelt es sich um das Forschungsfinanzierungsgesetz, das Planungssicherheit vor allem für die Förderagenturen bringen soll, eine Exzellenzinitiative für den Bereich Grundlagenforschung sowie die neue Forschungsstrategie der Bundesregierung bis 2030. Unabhängig davon soll voraussichtlich bei den Alpbacher Technologiegesprächen (22.-24.8.) eine nationale Strategie für die Bereiche Robotik und Künstliche Intelligenz (KI) präsentiert werden.

Brexit und die Folgen

Vorerst wenig Änderungen im Wissenschaftsbereich dürfte der Austritt Großbritanniens aus der EU mit 29. März bringen - wobei noch nicht klar ist, in welcher Form dieser erfolgt. Die britische Regierung hat aber bereits unabhängig vom Ausgang der Verhandlungen garantiert: Wer 2019 ein Studium in Großbritannien beginnt, für den ändert sich nichts. Großbritannien bleibt auch selbst bei einem harten Brexit Mitglied im bis 2020 laufenden Forschungsrahmenprogramm "Horizon 2020".

Im aufgerüsteten Teilchenbeschleuniger SuperKEKB im japanischen Labor für Teilchenphysik KEK nahe Tokio gab es 2018 die ersten Kollisionen von Elektronen und Positronen, 2019 soll ein vom Institut für Hochenergiephysik (Hephy) der ÖAW in Wien mitentwickelter und mitgebauter Detektor für das Belle-II-Experiment in Betrieb gehen. Ziel ist es, damit Unterschiede zwischen Materie und Antimaterie zu untersuchen.

Abenteuerlich klingt ein deutsches Projekt, das im Herbst 2019 starten soll: Nach dem Vorbild einer Expedition vor 125 Jahren wird sich das deutsche Forschungsschiff "Polarstern" 350 Tage im Nordpolarmeer einfrieren lassen. Ziel ist, die zentrale Arktis mit der Eisdrift zu durchqueren und umfangreiche Messungen auch im Winter vorzunehmen.

Jahrestage und Jubiläen

2019 kann mit zahlreichen Jahrestagen und Jubiläen aufwarten: Es jährt sich etwa der 500. Todestag von Leonardo da Vinci (2.5.) und von Kaiser Maximilian I. (12.1.). Höhepunkt der Aktivitäten rund um das Renaissance-Genie ist eine für Herbst geplante Ausstellung im Louvre in Paris. Der schillernden Persönlichkeit Maximilians, die am Ende des Mittelalters in einer Zeit tiefgreifender kultureller und weltanschaulicher Umbrüche herrschte, widmet sich eine Tagung der ÖAW und der Universitäten Wien und Innsbruck im März.

Mit dem Humboldt-Jahr 2019 und zahlreichen Aktivitäten wird in Deutschland der 250. Geburtstag des am 14. September 1769 in Berlin geborenen Naturforschers und Universalgelehrten Alexander von Humboldt begangen. Der Todestag des schottischen Erfinders James Watt jährt sich am 19. August zum 200. Mal, ebenso der 200. Geburtstag des französischen Physikers Leon Foucault. Am 23. Jänner hätte Meeresforscher Hans Hass seinen 100. Geburtstag gefeiert, der Neurowissenschafter und Medizin-Nobelpreisträger Eric Kandel wird am 7. November 90 Jahre alt.

Auch Institutionen feiern Geburtstag: Am 4. November vor 150 Jahren erschien die erste Ausgabe des Wissenschaftsjournals "Nature". Die Universität Innsbruck wird 350 Jahre alt und feiert das ganze Jahr mit zahlreichen Events - so trifft Anfang Februar etwa die Creme de la Creme der internationalen Quantenforschung zu einem Kongress in Innsbruck zusammen. Das Institute of Science and Technology (IST) Austria in Klosterneuburg (NÖ) feiert Ende Mai, Anfang Juni sein zehnjähriges Bestehen. Genauso alt ist das Wolfsforschungszentrum in Ernstbrunn (NÖ), das seinen Geburtstag Ende April begeht.

(APA/red, Foto: APA/APA (dpa))

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