Wissenschafter warnen vor dramatischen Folgen der Boden-Ausbeutung

27. März 2018 - 8:51

Mit intensiver Landwirtschaft, Verschmutzung und Bergbau setzt die Menschheit der Bodenqualität auf der Erde schwer zu - so schwer, dass Wissenschafter hunderte Millionen Flüchtlinge befürchten. Wenn die Menschen der Ausbeutung des Bodens nicht Einhalt gebieten, könnten bis 2050 rund 700 Millionen Menschen zum Verlassen ihrer Heimat gezwungen sein, weil die ausgelaugten Böden nichts mehr hergeben.

IPBES-Präsident: Der Zustand der Böden weltweit sei "kritisch"
IPBES-Präsident: Der Zustand der Böden weltweit sei "kritisch"

Zu diesem Befund kommt eine umfassende Studie, die ein internationales Forscherteam im kolumbianischen Medellin vorstellte. Den Forschern zufolge handelt es sich um die erste weltweite Bestandsaufnahme der Bodengesundheit. Rund hundert Experten werteten dafür drei Jahre lang alle verfügbaren wissenschaftlichen Daten aus. Organisiert wurde die Studie von der in Bonn ansässigen Zwischenstaatlichen Plattform für Biodiversität und Ökosystemdienstleistungen (IPBES).

Verschlechterung der Bodenqualität zwingt Menschen zur Migration

Der Zustand der Böden weltweit sei "kritisch", sagte IPBES-Präsident Robert Watson. "Die Verschlechterung der Bodenqualität, die verminderten Erträge dieser Böden und Vegetationen wird Menschen zum Fortgehen zwingen", sagte Watson. "Das Leben auf diesen Böden wird nicht mehr möglich sein." Jetzt schon bekämen rund 3,2 Milliarden Menschen die Folgen sinkender Bodenqualität zu spüren.

Sollte die Bodenausbeutung weitergehen wie bisher, könnte es im Jahr 2050 rund 700 Millionen Boden-Flüchtlinge geben. Durch eine Umkehr in der Bodenbewirtschaftung könnte diese Zahl aber auf 50 Millionen gedrückt werden, sagte Watson. Nötig sei dafür eine nachhaltigere Bodennutzung mit weniger intensiver Landwirtschaft und schonender Forstbewirtschaftung.

Weniger als ein Viertel des Bodens weltweit sei bisher von "substanziellen Auswirkungen" menschlicher Nutzung verschont geblieben, heißt es in der Studie - zumeist, weil sie sich in unwirtlichen und kaum besiedelten Weltgegenden befinden.

Boden-Ausbeutung verschlimmert Klimawandel

Dennoch könnte dieser Anteil in den kommenden 30 Jahren auf zehn Prozent sinken, weil Menschen immer weiter in bisher unberührte Gebiete vordrängen: Wüsten würden durch das Anzapfen unterirdischer Wasservorräte nutzbar gemacht, Urwälder würden gerodet und erschlossen. Derzeit werde bereits ein Drittel der weltweiten Landfläche als Acker- oder Weideland genutzt, heißt es in der Studie.

Wichtigste Triebkräfte der Bodenausbeutung sind der Studie zufolge der "Hochkonsum-Lebensstil" in den reichen Ländern, die wachsende Konsumnachfrage in ärmeren Ländern sowie das Bevölkerungswachstum.

Die Ausbeutung des Bodens verschlimmere den Klimawandel und drücke das weltweite Wirtschaftswachstum, warnen die Studienautoren. "Wenn wir nun das Richtige im Kampf gegen die Bodenauslaugung unternehmen, können wir das Leben von Millionen Menschen verbessern", sagte Watson. "Dies wird schwieriger und teurer werden, je länger wir damit warten."

(APA/red, Foto: APA/APA / Constantin Film)

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