Wissenschaft - Gesellschaft: Informierte Beteiligung statt Besorgnis

21. September 2018 - 10:05

Entwicklungen wie Künstliche Intelligenz oder Big Data führen zu großen gesellschaftlichen Veränderungen und rufen Ängste hervor. "Die Frage ist, wie man aus der Besorgnis eine informierte Beteiligung machen", so Barbara Streicher vom Verein ScienceCenter Netzwerk. Notwendig dafür wäre, die Bürger in die Wissenschaft einzubinden, doch im neuen EU-Forschungsprogramm werde dies kaum berücksichtigt.

Barbara Streicher plädiert für stärkeres "Science Engagement"
Barbara Streicher plädiert für stärkeres "Science Engagement"

Die Rolle von "Science Engagement", also die aktive Einbindung von Bürgern in die Wissenschaft, im geplanten neuen EU-Forschungsrahmenprogramm "Horizon Europe" steht im Mittelpunkt der "Gago Conference on European Science Policy", die heute in Wien stattfindet. Es ist das zweite, vom portugiesischen Wissenschaftsminister Manuel Heitor initiierte, nach seinem Amtsvorgänger Mariano Gago (1948-2015) benannte internationale Dialogforum, an dem Vertreter aus der Forschung, der Politik und der Wissenschaftsvermittlung teilnehmen.

Nicht ganz zufällig wählte man dieses Thema: Wird doch unter Österreichs EU-Ratspräsidentschaft ein grundsätzlicher Konsens für das Programm angestrebt, das von 2021 bis 2027 mit einem geplanten Budget von 100 Mrd. Euro maßgeblich die europäische Wissenschaftspolitik bestimmen wird.

Streicher hat als Geschäftsführerin des ScienceCenter Netzwerks die Konferenz mitorganisiert. Sie hofft, dass sich Österreich im Zuge der Verhandlungen über "Horizon Europe" "dafür einsetzt, dass Europa auch in diesem Sinn demokratisch wirkt, technologisch-gesellschaftliche Veränderungen mitgetragen und nicht übergestülpt werden", sagte sie gegenüber der APA. Doch dazu bedürfe es einer Nachschärfung des Programms, denn im derzeitigen Vorschlag dafür seien zwar in vielen Programmteilen Aktivitäten im Bereich "Wissenschaft und Gesellschaft" möglich, aber dabei gehe es "vor allem um Information der Bürger und nicht so sehr um Beteiligung". So würden Begriffe wie "dissemination" (Verbreitung) oder "outreach" (in etwa: Öffentlichkeitsarbeit) "einen Top-down-Ansatz statt eines zeitgemäßen Verständnisses von partizipativen Science Engagement" vermuten lassen.

Keine Einbahnstrecke

"Es kann nicht sein, dass es eine Einbahnstrecke von der Wissenschaft zur Öffentlichkeit gibt, und das ganze erst dann, wenn die Forschungsergebnisse vorliegen. Notwendig ist vielmehr eine begleitende Einbeziehung der Bürgerinnen und Bürger", so Streicher. Zudem würden im Vorschlag Programmlinien fehlen, um die Methoden der Wissenschaftsvermittlung und der Einbindung der Öffentlichkeit weiterentwickeln zu können.

Im Zuge der Konferenz werden auch die "Gago Awards in European Science Policy" an vier Personen verliehen, die die Beteiligung von Bürgern an der Wissenschaft untersucht und gefördert haben. Die Preisträger sind der portugiesische Biophysiker Alexandre Quintanilha, die österreichische Wissenschaftsforscherin Helga Nowotny, der britische Sozialpsychologe George Gaskell und der griechische Bildungswissenschafter Vasilis Koulaidis.

Service: https://www.gagoconf.org/

(APA/red, Foto: APA/ScienceCenter Netzwerk)

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