Wiesinger-Bericht: Mehr Durchmischung, mehr Religions-Kontrolle

21. Januar 2020 - 9:05

Eine bessere Durchmischung an Schulen, mehr Fördermittel und Unterstützungspersonal an Brennpunktschulen sowie eine stärkere Kontrolle des islamischen Religionsunterrichts sind einige der zahlreichen Anregungen im Tätigkeitsbericht der Ex-Ombudsfrau im Bildungsministerium, Susanne Wiesinger. Aus den Schulen sei vielfach der Wunsch nach mehr Ressourcen und Autonomie gekommen.

Wiesinger zitiert aus Studien und Statistiken
Wiesinger zitiert aus Studien und Statistiken

In ihrem 135-seitigen Bericht, der auf der Homepage des Bildungsministeriums abrufbar ist, zitiert Wiesinger aus zahlreichen nationalen und internationalen Studien bzw. Statistiken und führt Beispiele aus ihren persönlichen bzw. schriftlichen Kontakten während ihrer rund einjährigen Tätigkeit an. Im Mittelpunkt stehen dabei aufgrund ihrer Funktion als Ombudsfrau für Wertefragen und Kulturkontakte naturgemäß Begebenheiten und Schilderungen von Problemen mit muslimischen Schülern bzw. Eltern - vom verweigerten Schwimmunterricht über mangelnden Respekt gegenüber Lehrerinnen, erschöpften Schülern während des Fastenmonats Ramadan bis zu Genitalverstümmelungen bzw. Zwangsverheiratungen und Indoktrination mit extremistischem Gedankengut während der Sommerferien.

Mehr Mitsprache in Sachen Religion

An die Problemaufrisse schließen sich dann jeweils Wünsche und Anregungen. Dazu zählt etwa der Wunsch von Schulleitern bzw. Lehrern nach verstärkter Kontrolle der Unterlagen und Bücher für den islamischen Religionsunterricht. "Des Weiteren wurde mehrfach von Schulleiter/innen betont, wie sehr sie sich mehr Mitsprache bei der Auswahl der Religionslehrer/innen wünschen würden bzw. auch mehr Handhabe, wenn Personal von ihrer Schule durch die Religionsgemeinschaft abgezogen werden soll, mit dem sie zufrieden sind."

Angeregt wird auch eine bessere Durchmischung der Schüler - so soll der Entstehung von Brennpunktschulen entgegengewirkt werden: "Um u.a. die Integration und Deutschkenntnisse der Schüler/innen zu verbessern, sollte versucht werden, in jenen Bereichen, wo dies noch möglich ist, durch gezielte Lenkung der Schüler/innenströme auf eine möglichst heterogene Schüler/innenzusammensetzung zu achten (sprachlich, sozial, kulturell, religiös etc.)", heißt es im Bericht. Ist an einer Schule der Migrantenanteil bereits hoch, müsse die Aufteilung auf die einzelnen Klassen beachtet werden: "In einer Klasse mit bspw. 70 Prozent Migrant/innenanteil aus zehn verschiedenen Herkunftsländern wird Integration aus Sicht vieler Gesprächspartner/innen leichter gelingen als in einer ebenso großen Klasse mit demselben Migrant/innenanteil aus drei verschiedenen Herkunftsländern."

Deutschklassen nicht generell negativ

Deutschklassen werden laut dem Bericht Wiesingers von den Schulen nicht generell negativ bewertet. Die Ausgestaltung mit zu großen Gruppen bzw. zu wenig Personal behindere aber den Erfolg.

Der zuletzt viel diskutierte Ethikunterricht für jene Schüler, die sich von Religion abgemeldet haben bzw. für Konfessionslose, wird laut dem Bericht von vielen Pädagogen begrüßt. Allerdings sei "mehrfach der Wunsch nach einer organisatorischen Erleichterung geäußert worden, wie z.B. den Religionsunterricht am Nachmittag stattfinden zu lassen".

Interessant ist die Einschätzung Wiesingers über vermeintliche Integrationsprobleme bei Flüchtlingen. "Mehrfach wurde mir in Schulen berichtet, dass die Herausforderungen mit Kindern der zweiten und dritten Generation von Migrant/innen oft größer sind als mit Flüchtlingskindern. Einige Gesprächspartner/innen vermuteten den Grund darin, dass es uns als Gesellschaft in der Vergangenheit nicht ausreichend gelungen sei, die Normen und Werte, die uns als Gesellschaft wichtig sind, von Beginn an allen Migrant/innen zu vermitteln. Umso wichtiger wäre es, diese Fehler nicht mehr zu wiederholen. Bei der Integration von Flüchtlingen habe dies zu einem Großteil bereits deutlich besser funktioniert."

(APA/red, Foto: APA/APA (Fohringer))

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