Wiener Konfuzius-Institut verneint Einfluss von Chinas KP

6. Dezember 2019 - 9:05

Während in Deutschland die Regierung erstmals den Einfluss der chinesischen KP auf die Konfuzius-Institute in der Bundesrepublik bestätigt hat, bestreitet das Konfuzius-Institut an der Universität Wien eine solche Einwirkung:

Lehrinhalte in Deutschland von chinesischer Propagandaabteilung gelenkt
Lehrinhalte in Deutschland von chinesischer Propagandaabteilung gelenkt

"Die direkte Kontrolle der Lehrinhalte sowie die Ausrichtung und Natur der Veranstaltungen am Konfuzius-Institut an der Universität Wien obliegen der österreichischen Direktion des Instituts. Inhaltliche Mitsprache von Hanban gibt es nicht", hieß es auf APA-Anfrage aus dem Wiener Institut, das von Professor Richard Trappl geleitet wird. Hanban ist eine Kulturorganisation, die der Zentralen Propagandaabteilung von Chinas Kommunistischer Partei unterstellt ist.

Chinesische Propagandaabteilung lenkt deutsche Lehrinhalte

Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" hatte vor wenigen Tagen berichtet, die Veranstaltungen und Lehrinhalte an den 19 Konfuzius-Instituten in Deutschland würden von der Zentralen Propagandaabteilung der KP gelenkt. Das gehe aus der Antwort des deutschen Bildungsministeriums auf eine Anfrage der FDP-Bundestagsfraktion hervor. Der Einfluss von Partei und Staat auf die Konfuzius-Institute erschließe sich aus deren enger organisatorischer und finanzieller Anbindung an staatliche chinesische Institutionen, vor allem an Hanban.

Die FDP forderte vor diesem Hintergrund Konsequenzen: "Hinter scheinbar harmlosen Teezeremonien und Sprachkursen versteckt sich die eiskalte Propaganda eines autoritären Regimes", zitierte die "FAZ" den Hochschulpolitischen Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Jens Brandenburg. Deutsche Hochschulen, Länder und Kommunen sollten den Konfuzius-Instituten den Geldhahn zudrehen und Kooperationen beenden. Stattdessen schlug Brandenburg vor, stärker als bisher in China verfolgten Wissenschaftern, Künstlern und Menschenrechtlern eine Heimat zu geben. Kai Gehring, der Hochschulpolitische Sprecher der deutschen Grünen, forderte eine "kritische Beobachtung" der Institute.

"Eine Einflussnahme gibt es nicht"

Das Wiener Institut sieht seine Aufgabe vor allem darin, "eine hochstehende Sprachausbildung (in modernem Hochchinesisch, Anm.) anzubieten, welche den internationalen Standards entspricht", hieß es auf die Anfrage der APA. Darüber hinaus biete man ein "breites Portfolio an kulturellen Veranstaltungen mit China-Bezug" wie Konzerte, Lesungen, Vorträge und Workshops beispielsweise zur Teezeremonie oder zur Kalligraphie. "Eine Einflussnahme auf das Konfuzius-Institut an der Universität Wien durch eine 'Propagandaabteilung' gibt es nicht (...). Das Konfuzius-Institut nimmt auch keinen politischen Einfluss auf die Universität Wien", wurde betont.

Das Konfuzius-Institut an der Uni Wien erstellt den Angaben zufolge für jedes Jahr einen Budgetantrag, und Hanban stehe es wie jedem Förderer des Instituts zu, einzelne Projekte nicht zu fördern. Eine Ablehnung eines aus Wien vorgeschlagenen Projekts sei aber seit der Gründung 2006 nicht vorgekommen und "bleibt daher reine Theorie". Seit 2010 gibt es in Österreich auch ein zweites Konfuzius-Institut an der Universität Graz.

(APA/red, Foto: APA/APA (dpa))

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