ÖJAB - Österreichische Jungarbeiterbewegung
Die ÖJAB (Österreichische JungArbeiterBewegung) ist eine parteipolitisch und konfessionell unabhängige, Generationen verbindende Jugendorganisation und eine der größten Heimträgerorganisationen Österreichs. Als gemeinnütziger Verein betreibt die ÖJAB 25 Wohnheime in Österreich für über 4.300 Studierende, SchülerInnen, Lehrlinge, junge ArbeitnehmerInnen, SeniorInnen und Flüchtlinge. In 20 Studierenden- und Jugendwohnheimen, in drei Altenwohn- und Pflegeheimen, einer Generationen-Wohngemeinschaft und einem interkulturellen Wohnheim wohnen heute rund 3.800 junge Menschen, 470 alte Menschen und 55 Flüchtlinge.
Die ÖJAB ist in drei Bereichen tätig:
1. Jugend Studentinnen- und Studentenwohnheime, Jugendwohnheime, Jugendaktivitäten, Begleitung und Förderung junger Menschen, Stipendien | 2. SeniorInnen Altenwohn- und Pflegeheime, Hauskrankenpflege, Generationen- Wohngemeinschaft, Schwerpunkt intergenerative Projekte | 3. Bildung, Europa, EZA Berufliche Bildung und Ausbildung (BPI der ÖJAB), Europäische bzw. internationale Jugendprojekte, Globales Lernen, Entwicklungszusammenarbeit (EZA) v.a. in Afrika, Flüchtlingshilfe |
Mit all diesen Aktivitäten verfolgt die ÖJAB das Ziel, dass Menschen zueinander finden, Chancen erhalten und voneinander lernen – Menschen im Wohnheim, aus verschiedenen Teilen Österreichs, Europas und der Welt, aus verschiedenen sozialen Schichten, aus verschiedenen Generationen, mit verschiedenen (politischen) Meinungen und religiösen Überzeugungen. Stets ist der ÖJAB dabei die Förderung und Integration von benachteiligten Menschen und Menschen mit besonderen Bedürfnissen und Behinderungen ein Anliegen. Über 500 Angestellte sind in der ÖJAB tätig. Darüber hinaus wird die ÖJAB durch viel ehrenamtliches Engagement und Freiwilligenarbeit getragen und geprägt.
Die Grundidee der ÖJAB lässt sich gut an ihrem Wappen ablesen:
- das rot-weiß-rote Feld für die österreichische Fahne: als Bekenntnis zu Österreich.
- das schwarze, rote und blaue Feld für die drei Parteien, die in der Anfangszeit der ÖJAB im Parlament vertreten waren: als Zeichen parteipolitischer Unabhängigkeit.
- das Zahnrad als Symbol für die gemeinsame Arbeit, die von dem Hauptziel getragen ist, der Jugend eine Chance zu geben.
- das Kreuz in der Mitte des Wappens als Symbol für Humanismus auf der Basis einer christlichen Weltanschauung.
Wie entstand die ÖJAB?Gegründet wurde die Österreichische JungArbeiterBewegung von Dr. Bruno Buchwieser im Jahre 1946. Dr. Buchwieser war damals bei der elterlichen Baufirma Einsatzleiter für den Wiederaufbau des Wiener Stephansdomes. Die Firma Buchwieser beschäftigte dort zahlreiche junge Bauarbeiter, die aus verschiedenen Teilen Österreichs ins zerbombte Wien kamen, um Arbeit zu suchen. Um auch die Quartierfrage dieser jungen Arbeiter zu lösen, schuf Dr. Buchwieser gemeinsam mit Freunden in einer Bombenruine in der Wiener Himmelpfortgasse eine Unterkunft – das erste Internat der Österreichischen JungArbeiterBewegung. Dort entstand eine Gemeinschaft von jungen Menschen, die einander halfen und für gemeinsam gesteckte Ziele arbeiteten – die „Jungarbeiterbewegung“ war geboren. Weitere Wohnheime wurden in Wien und später auch in anderen Städten Österreichs gegründet, um jungen Arbeiterinnen und Arbeitern, Schülerinnen und Schülern, Studentinnen und Studenten und Lehrlingen an ihrem Arbeitsplatz in der Stadt ein zweites Zuhause geben zu können. Da sie alle arbeiten – sei es geistig als SchülerInnen und Studiernde oder körperlich als Lehrlinge –, sind sie im Sinne der ÖJAB „Jungarbeiter“.
Jugend
Die ÖJAB bietet jungen Menschen an ihrem Ausbildungsort qualitätvolle und preiswerte Wohnplätze in Studierenden- und Jugendwohnheimen. Dabei legt sie besonderen Wert auf eine herzliche, offene und mitmenschliche Atmosphäre im Wohnheim. Gegenseitige Hilfsbereitschaft, Zuhören und füreinander Dasein prägen das gemeinsame Wohnen. Zwischen MitarbeiterInnen und BewohnerInnen gibt es einen intensiven, persönlichen Kontakt auf partnerschaftlicher Basis.
Dies erreicht die ÖJAB durch ihre besondere Art, Wohnheime für junge Menschen zu führen: Hauptamtliche HeimleiterInnen wohnen mit ihren Familien selbst im Haus, haben dort ihren Lebensmittelpunkt, verbringen mit den BewohnerInnen Zeit auch außerhalb von Dienstpflichten und haben dabei auch einen pädagogischen Auftrag. So entsteht für die Bewohnerinnen und Bewohner eine familiäre Geborgenheit abseits der eigenen, oft weit entfernten Familie. Das ÖJAB-Wohnheim ist ein echtes zweites Zuhause am Ausbildungs oder Arbeitsort – „daheim“ ist wörtlich zu nehmen. Zum Daheim sein im ÖJAB-Heim gehören auch viele gemeinsame Unternehmungen und Projekte, die von den HeimleiterInnen begleitet, initiiert oder aktiv gefördert werden. Unter dem traditionellen ÖJAB-Motto „Der Jugend eine Chance geben“ nehmen gemeinschaftsfördernde Jugendaktivitäten – wie Seminare, Jugendaustausche, Feste, Sport-, Kultur- und Bildungsveranstaltungen – von den Studierenden- und Jugendwohnheimen
ihren Ausgang. Oft geschieht dies intergenerativ, gemeinsam mit Erwachsenen bzw. alten Menschen. Die ÖJAB möchte dadurch das Interesse für kulturelle, soziale, wirtschaftliche, politische und ökologische Fragen wecken und Globales Lernen initiieren. Weiters unterstützt die ÖJAB junge Menschen durch Stipendien. Als Ziel ihrer außerschulischen Jugendarbeit wünscht sich die ÖJAB mündige junge Menschen mit Toleranz und sozialer Verantwortung. Diese Jugendbildungsziele verfolgt die ÖJAB auch durch ihre Mitgliedschaft bei der Österreichischen Bundesjugendvertretung und der Österreichischen Kinder- und Jugendvertretung.
Seniorinnen und Senioren
In den 80er Jahren äußerten alte Menschen, die einst ihre Jugend bei der ÖJAB verbracht hatten, den Wunsch, nun im Alter wieder in ein ÖJAB-Haus zurückkehren zu können. Daher baute die ÖJAB als Jugendorganisation Altenwohn- und Pflegeheime in Wien, Salzburg und Güssing (Burgenland) – gemäß ihrem Grundsatz, zu helfen, wo Hilfe gebraucht wird. In allen ÖJAB-Einrichtungen für ältere Menschen sieht es die ÖJAB als ihre Kernaufgaben an, professionelle Pflege und Betreuung anzubieten und familiäre Atmosphäre zu schaffen. Alle Angebote der ÖJAB für ältere Menschen sind begleitend und familienunterstützend. Um familiäre Atmosphäre zu schaffen, erachtet die ÖJAB die Beziehung von Menschen unterschiedlichen
Alters zueinander als Voraussetzung. Sie bestärkt diese Beziehung durch aktive Generationenarbeit. Mit ihren Einrichtungen für alte Menschen bedankt sich die Jugendorganisation ÖJAB auch bei der älteren Generation und nimmt die Chance wahr, durch Begegnungen verschiedener Generationen voneinander zu lernen. Dies geschieht durch intergenerative Projekte: Im Altenwohn- und Pflegeheim ÖJAB-Haus Neumargareten wurde erfolgreich ein Kindergarten integriert. Die ÖJAB-Hauskrankenpflege hat ihren Stützpunkt im Studentinnen- und Studentenwohnheim ÖJAB-Haus Meidling, und junge Menschen können ehrenamtlich in der Betreuung mithelfen. In der ÖJAB Generationen-Wohngemeinschaft Neumargareten wohnen Studierende und alte Menschen miteinander. Darüber hinaus finden viele gemeinsame Aktivitäten mit jungen und alten Menschen statt, z.B. Feste, Diskussionsrunden, kulturelle Projekte und Bildungsprojekte für Globales Lernen.
Bildung, Europa, EZA
Über die unmittelbare Arbeit in den Wohnheimen hinausgehend engagiert sich die ÖJAB in vielfältiger Weise für Bildung – stets mit dem Ziel, Menschen zu verbinden und Chancen zu geben: Das BPI der ÖJAB – Berufspädagogisches Institut ist eine Privatschule mit Öffentlichkeitsrecht, deren Schulerhalterin die ÖJAB ist. In Mödling (Niederösterreich) und in Wien führt das BPI der ÖJAB vor allem technische und sprachliche Berufsausbildungen für junge Menschen und auch Erwachsene durch. Die meisten der Kursteilnehmerinnen und -teilnehmer kommen aus benachteiligten sozialen Verhältnissen, teilweise haben sie besondere Bedürfnisse und Behinderungen.
Die ÖJAB trat schon in den 1950er Jahren für die Vision eines vereinten Europas ein: Sie war Geburtshelferin bei der Gründung der Europahäuser in Eisenstadt, Graz, Salzburg, Klagenfurt und Wien. In ihnen finden bis heute europabezogene Bildungsveranstaltungen statt sowie europäische Erwachsenenbildung und Fortbildung für verschiedenste Zielgruppen. Besonders enge Kooperation pflegt die ÖJAB mit dem Europahaus Burgenland, das im Studierendenwohnheim ÖJAB-Haus Eisenstadt untergebracht ist. Die ÖJAB beteiligt sich an verschiedenen europäischen und weltweiten Jugendbildungsprojekten wie Jugendkonferenzen,
Jugendaustausche, Seminare etc. Regelmäßig führt die ÖJAB Austausche mit zwei japanischen
Jugendorganisationen – mit der YUAI Youth Association in Tokio und mit Kai-You-Kai in Wakayama – und mit IYF in Südkorea durch. Mit diesen Aktivitäten möchte die ÖJAB interkulturelles Lernen ermöglichen sowie Toleranz und Freundschaften von jungen Menschen über kulturelle Grenzen hinweg fördern. Mit Vorträgen, Diskussionen, Studienzirkeln, Seminaren und anderen Projekten engagiert sich die ÖJAB für Globales Lernen. Dies ist ein pädagogisches Konzept, bei dem zu sozialen, ökologischen, politischen und anderen Fragen die globalen Zusammenhänge erkannt und kritisch reflektiert werden.
Schon Anfang der 1960er Jahre begann die ÖJAB, sich mit Entwicklungszusammenarbeit (EZA) für arme Länder der Erde zu engagieren. Seit den 1960er Jahren bildete die ÖJAB im Sinne einer Hilfe zur Selbsthilfe viele BerufsschullehrerInnen aus Entwicklungsländern und österreichische EntwicklungshelferInnen aus und führte Projekte der Entwicklungszusammenarbeit durch. Bis heute geschieht dies durch das BPI der ÖJAB (siehe oben). Seit 1961 leistet die ÖJAB ohne Unterbrechung Entwicklungszusammenarbeit für das westafrikanische Land Burkina Faso (früher: Obervolta). Sie war Wegbereiterin der österreichischen Entwicklungszusammenarbeit für dieses Land – heute ist es eines der acht Schwerpunktländer der österreichischen EZA. Seit 1966 wird in Bürogemeinschaft mit der ÖJAB in Wien ein Honorar-Generalkonsulat für Obervolta / Burkina Faso geführt. 1970 gründete die ÖJAB in Obervolta eine technisch-gewerbliche Fachschule, die bis heute Schülerinnen und Schüler zu gesuchten Fachkräften ausbildet. Die ÖJAB ist in der Hauptstadt Burkina Fasos, Ouagadougou, mit einer Repräsentanz vertreten und engagiert sich heute v.a. mit Spendenprojekten, beispielsweise für die „Straßenkinder in Ouagadougou“. In der Flüchtlingshilfe ist die ÖJAB bereits seit den 1950er Jahren tätig. Heute werden im Interkulturellen Wohnheim ÖJAB-Haus Greifenstein in Niederösterreich 55 volljährige Asylwerberinnen und Asylwerber aus rund 20 Ländern betreut. Neben verschiedenen gemeinsamen Aktivitäten schufen die AsylwerberInnen den selbst bewirtschafteten Interkulturellen Naturgarten als gartentherapeutisches Projekt.
Tochterunternehmen: Rosen-Hotels und Aufbauwerk
Um ihre sozialen, gemeinnützigen Aufgaben zu unterstützen, hat die ÖJAB zwei Tochterunternehmen:
Die Rosen-Hotels Gastgewerbebetriebsgesellschaft m.b.H. nützt Wohnheime der ÖJAB im Sommer als saisonale Hotels.
Das Aufbauwerk der ÖJAB, Bau-, Wohnungs- und Siedlungs-Gesellschaft m.b.H., ist mit der Errichtung und Vermarktung von Miet- und Eigentumswohnungen beschäftigt.
Die ÖJAB im Internet: www.oejab.at
Detaillierte Informationsbroschüren über die Wohnheime der ÖJAB und über aktuelle Aktivitäten sind in der ÖJAB-Zentrale erhältlich.
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