Trotz Klimawandel geht im Hochgebirge Vegetationsbedeckung zurück

5. Juli 2018 - 14:23

Trotz steigender Temperaturen nimmt im Hochgebirge die Bedeckung mit Vegetation ab. Das berichten österreichische Forscher im Fachjournal "New Phytologist", die im Rahmen der Forschungsinitiative "Gloria" Daten aus Hunderten Dauerbeobachtungsflächen analysiert haben. Sie führen diesen Effekt vor allem auf den Rückgang der kälteliebenden Arten zurück.

Die Polster des Stängellosen Leimkrauts gewinnen zunehmend an Fläche
Die Polster des Stängellosen Leimkrauts gewinnen zunehmend an Fläche

Im Rahmen der Forschungsinitiative "Gloria" (Global Observation Research Initiative in Alpine Environments) wurden 1994 Hunderte ein mal ein Meter große Beobachtungsflächen in Höhenlagen ab 3.000 Meter am Schrankogel in den Stubaier Alpen eingerichtet und 2004 sowie 2014 wieder untersucht. Neben Artenlisten wurde auch die Häufigkeit für jede einzelne Art in jeder Beobachtungsfläche ermittelt. Den Wissenschaftern steht damit eine einzigartige Datenquelle für die Veränderungen der hochalpinen Pflanzengemeinschaften zur Verfügung.

"Der Vorteil von Artenlisten ist ihre Verfügbarkeit über lange Zeitreihen von über hundert Jahren, zumindest von einigen Gipfelzonen der Alpen", erklärte Andrea Lamprecht vom Zentrum für Globalen Wandel und Nachhaltigkeit der Universität für Bodenkultur (Boku) Wien und dem Institut für Interdisziplinäre Gebirgsforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) in einer Aussendung. Die Daten der Häufigkeit von Arten würden hingegen auch Aussagen über die Reaktionen der Gebirgspflanzen bereits nach kürzeren Beobachtungszeiträumen ermöglichen.

In der Analyse zeigte sich, dass die Anzahl der Arten pro Beobachtungsflächen anstieg, und zwar von anfangs zehn Arten pro Fläche auf zwölf Arten nach zehn Jahren und 13 Arten nach einer weiteren Dekade. Nahezu ausschließlich in der zweiten Dekade kam es zu einem Verschwinden von Arten aus den Flächen, mit einem durchschnittlichen Rückgang von etwa einer Art pro Fläche.

Durchschnittliche Vegetationsbedeckung verringert

Im selben Zeitraum verringerte sich die durchschnittliche Vegetationsbedeckung: War 1994 im Schnitt noch ein Viertel der ein Quadratmeter großen Beobachtungsflächen von Vegetation bedeckt, ist es mittlerweile nur noch ein Fünftel. Dies war hauptsächlich durch den Rückgang der kälteliebenden Arten bedingt.

Für die Wissenschafter deutet das darauf hin, dass der Rückzug der unteren Verbreitungsgrenzen dieser Artengruppe rascher stattfindet als die erfolgreiche Ausbreitung der Arten aus tieferen Lagen nach oben. Dem entsprechend veränderte sich die Artenzusammensetzung in beiden Dekaden in Richtung wärmeliebendere Artengemeinschaften, die zunehmend an trockenere Bodenbedingungen angepasst sind.

Großen Einfluss habe vor allem die Kombination aus anhaltendem Temperaturanstieg und verringerter Dauer der Schneedecke, betonen die Wissenschafter. Genau das ist insbesondere in den Alpen laut Klimaszenarien für die Zukunft zu erwarten. Dabei muss der Verlust von geeigneten Lebensräumen nicht unmittelbar von einem schnellen Artenrückgang begleitet sein, da viele Alpenpflanzen langlebig sind. "Die beobachteten Prozesse weisen jedoch auf einen Beginn einer Aussterbephase hin", so Harald Pauli vom Institut für Interdisziplinäre Gebirgsforschung.

Service: http://dx.doi.org/10.1111/nph.15290

(APA/red, Foto: APA/Harald Pauli)

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