"Trittsteinbiotope" sollen Lebensräume wieder vernetzen

14. Januar 2022 - 9:41

Die Fragmentierung von Lebensräumen (Habitaten) zählt zu einer der größten Gefahren für die Biodiversität. Um dem entgegenzuwirken, versucht man Habitate wieder zu vernetzen, indem man durch kleine Refugien die Distanzen zwischen noch intakten Lebensräumen verkürzt und Zufluchtsorte für bedrohte Arten schafft. Das Bundesforschungszentrum für Wald sucht nun dafür Waldflächen in Österreich, die als "Trittsteinbiotope" Tier- und Pflanzenarten einen zeitweisen Lebensraum bieten.

Zufluchtsorte für gefährdete Arten gesucht
Zufluchtsorte für gefährdete Arten gesucht

Durch die zunehmende Industrialisierung, die Versiegelung großer Flächen, die intensive Landnutzung in der Landwirtschaft sowie Schienen- und Autobahnstrecken werden Landschaften zerschnitten und Lebensräume zu Inseln. "Dies ist ein fortschreitender Prozess, der zu immer kleineren und isolierten Lebensräumen führt, die immer weiter auseinander liegen. Das beschleunigt den Verlust von Populationen und Arten", erklärte die Leiterin des Projekts "Connect Forest Biodiversity", Janine Oettel, vom Bundesforschungszentrum für Wald (BFW), gegenüber der APA.

Denn die Barrieren und Distanzen verwehren wenig mobilen Arten den Zugang zu Ressourcen wie Futter oder geeigneten Brutplätzen bzw. das Ausweichen in neue Lebensräume, wenn dies etwa aufgrund sich ändernder klimatischer Bedingungen notwendig ist. Dadurch sinken Verbreitungsmöglichkeiten, der Genpool wird ärmer und es steigt letztlich das Aussterberisiko.

Refugien zur Besiedelung und Reproduktion

Im Rahmen des Projekts sucht das BFW nun mit Unterstützung durch den Verein BIOSA Waldflächen, die als Trittsteinbiotope zur Lebensraumvernetzung dienen können. So soll die Ausbreitung von Arten mit einer begrenzten Reichweite ermöglicht und etwa Säugetieren, Insekten, Moosen und Pilzen Refugien zur Besiedelung und Reproduktion zur Verfügung gestellt werden.

Die Waldflächen sollten zwischen 0,5 und 1,5 Hektar groß sein und werden im Rahmen eines Vertrags mit den Waldbesitzern außer Nutzung gestellt. Gesucht werden dabei Flächen mit einem hohen Totholzanteil oder sogenannten Habitatbäumen. Das seien Bäume, häufig von geringem wirtschaftlichen Wert, die Kleinlebensräume wie Moos- und Pilzbewuchs oder Spechthöhlen aufweisen, so Oettel.

Interessant seien auch Waldflächen nach einem Borkenkäferbefall noch ohne Aufforstung, wo die Wissenschafter untersuchen wollen, wie eine natürliche Wiederbewaldung abläuft, etwa welche Arten sich wieder ansiedeln. Das gilt auch für Auwälder mit Eschenvorkommen, wo der rapide Veränderungsprozess des Eschentriebsterbens begleitet und untersucht werden soll.

Einmalige Entgeltpauschale für Waldbesitzer

Von Waldbesitzern gemeldete potenzielle Flächen werden von den Forschern bewertet und entsprechend ihrer Bedeutung als Trittsteinbiotop nach Prioritäten gereiht. Ab diesem Frühjahr sind dann gemeinsame Begehungen und eine Erhebung der Artenzusammensetzung geplant. Basierend darauf erhalten die Waldbesitzer eine einmalige Entgeltpauschale in Höhe von 1.750 bis 2.520 Euro je Hektar und zehn Jahre.

Als bekannte Art, die von einer Vernetzung sonst isolierter Lebensräume profitieren würde, nannte Oettel etwa die Wildkatze, aber auch verschiedene Laufkäufer oder Spinnentiere. Prioritäres Ziel sei es, größere intakte Lebensräume zu vernetzen.

Service: https://trittsteinbiotope.at/

(APA/red, Foto: APA/APA/BARBARA GINDL)

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