Tiroler Corona-Hotspots: Mädchen in Quarantäne stärker belastet

27. November 2020 - 10:59

Mädchen hat die Zeit der Quarantäne im Frühjahr in den "Corona-Hotspots" in Nord- und Südtirol offenbar mehr mitgenommen als Buben. Das zeigen erste Ergebnisse einer umfassenden Studie von Tiroler Psychologinnen unter Kindern aus den betroffenen Gebieten und deren Eltern. So registrierte man laut Studien-Koautorin Silvia Exenberger "wesentlich mehr Bedrohungserleben" bei den befragten Mädchen als bei Buben.

Online-Untersuchung richtete sich an Kinder zwischen drei und zwölf Jahren
Online-Untersuchung richtete sich an Kinder zwischen drei und zwölf Jahren

Die u.a. von Wissenschafterinnen vom Department für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik der Tirol Kliniken durchgeführte Online-Untersuchung richtete sich an Kinder zwischen drei und zwölf Jahren. Es nahmen 220 Kinder und 438 Eltern teil. Ab dem Alter von acht Jahren beantworteten die Kinder die Fragen selbst, bei Jüngeren übernahmen das die Erwachsenen.

Zum Zeitpunkt der Quarantäne und später wurden Bewohner jener Tiroler Orte befragt, die von den frühen Corona-Ausbrüchen stark betroffen waren. Vor allem richtete sich die in Abstimmung mit der Tiroler Bildungsdirektion und den dortigen Bürgermeistern durchgeführte Studie an Menschen aus dem Paznaun- und Grödnertal, so Exenberger bei der von der Universität Innsbruck organisierten Online-Tagung "Corona verstehen. Die Pandemie aus der Sicht der Geistes- und Kulturwissenschaften".

Eltern unterschätzen Angst der Töchter

Dabei zeigte sich, dass Mädchen signifikant mehr Traumasymptome und Angst berichteten als ihre männlichen Altersgenossen. In den Angaben der Eltern - an der Studie nahmen fast ausschließlich Mütter teil - spiegelte sich das jedoch nicht wieder. Während Mütter das Empfinden ihrer Söhne erstaunlich ähnlich einschätzten wie die Kinder selbst, lagen die Angaben bei Müttern und Töchtern weiter auseinander: Im Schnitt erlebten die Töchter die stark durch Covid-19-geprägten Zeiten wesentlich bedrohlicher als ihre Mütter annahmen.

Hier stelle sich etwa die Frage, ob möglicherweise in Krisenzeiten von Mädchen quasi mehr erwartet wird als von Buben, so Exenberger. Man sollte sich dementsprechend auch Fragen dazu stellen, warum das Empfinden vom Mädchen offenbar weniger wahrgenommen wird.

Dass negative Effekte der Coronakrise bei Frauen verschiedenen Alters tendenziell stärker durchschlagen, sei ein Befund, der sich mittlerweile durch viele aktuelle wissenschaftliche Studien durchzieht, hieß es im Rahmen der Konferenz. Die möglichen Gründe dafür sind vielfältig, und liegen etwa in der stärkeren Doppelbelastung durch Arbeit und Familie, mehr prekäre Dienstverhältnisse bei Frauen, der vermehrten Tätigkeit in von der Krise stark betroffenen Gesundheitsberufen, dem Wegfall von Unterstützung oder auch einer teilweise registrierten Zunahme an häuslicher Gewalt.

Service: Link zum Kongress: https://www.uibk.ac.at/congress/corona-verstehen

(APA/red, Foto: APA/APA (dpa))

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