Teddybär als Heimhilfe - Robotik verbindet Generationen

29. März 2019 - 11:41

Ein Teddy kann an Termine und die Einnahme von Medikamenten erinnern, Bücher vorlesen, Spiele spielen und den Puls messen - je nachdem, welche Pfote man drückt. Das interaktive Kuscheltier steht im Mittelpunkt der Diplomarbeit einer Arbeitsgruppe der Schule " Technologisches Gewerbemuseums" (TGM) Wien. Entwickelt wurde es von Schülern im Rahmen des Sparkling Science-Projekts iBridge des Bildungsministeriums, wo durch Robotik und Informationstechnologie eine Brücke zwischen Teenagern und Senioren gebaut werden soll. Sparkling Science hat zum Ziel, den wissenschaftlichen Nachwuchs zu fördern und Schülern den Weg in die Forschung zu weisen.

Der Teddybär-Assistenzroboter soll Senioren unterstützen
Der Teddybär-Assistenzroboter soll Senioren unterstützen

Teenager und Senioren haben oft wenig gemeinsame Anknüpfungspunkte. Das Projekt iBridge sieht ausgerechnet in Informatik und Robotik die Möglichkeit, beide Generationen zusammenzubringen. In unterschiedlichen Pensionistenklubs in Wien geben deshalb jede Woche Schüler Pensionisten Internetkurse und unterstützen beim Umgang mit modernen Technologien. Neben dem TGM sind auch die HTL Donaustadt und die HTL Ottakring involviert. Das Aufeinandertreffen in den Klubs sei das Herz des Projekts, erklärte Gottfried Koppensteiner, Abteilungsleiter für Informationstechnologie am TGM. Durch die Interaktion lernen die Jugendlichen, sich in die ältere Generation hineinzuversetzen. Hier findet die Ideenfindung statt.

In Zusammenarbeit mit Auftraggeber PRIA (Practical Robotics Institute Austria) und dem Institut für Automatisierungs- und Regelungstechnik der Technischen Universität Wien, wo die Schüler an Workshops teilnehmen und Einblicke in wissenschaftliche Forschung bekommen können, entstehen so Produkte mit dem Ziel, Senioren das Leben zu erleichtern.

Pillenbox erinnert an Medikamente

Die P-Box ist ein Projekt der vierten Klasse der HTL Donaustadt. "Sie soll das Leben für Menschen erleichtern, die sich nicht mehr alles merken können", erklärte Alexander Rosskopf. Das müssen nicht unbedingt Alzheimer-Patienten sein, betonte der Schüler, eine Erinnerung an die Einnahme von Tabletten sei in jedem Alter manchmal notwendig. In die 22 Fächer der Box kommen die unterschiedlichen Medikamente, drei Fächer für jeden Tag (Morgens, Mittags und Abends, die genauen Uhrzeiten sind dabei frei einstellbar), sieben Tage lang. Das 22. Fach ist für die Medikamentenausgabe, wo die Pillen je nach Tageszeit automatisch ausgegeben werden. Sollte die Tablette nicht entnommen werden, wird eine Nachricht an den jeweiligen Betreuer, Pfleger oder die Rettung ausgesetzt - nach einem Hinweiston, der den Nutzer nochmals an die Entnahme erinnern soll.

Die P-Box entstand im Zuge des Fachs "Informationstechnische Projekte". "Vielleicht führen wir die Entwicklung nächstes Jahr als Diplomarbeit weiter", so Mitschüler Alen Karahasanovic. "Wir wollen in Zukunft noch eine Funktion einbauen, wo ein Pfleger auf mehrere Boxen über ein Netzwerk zugreifen und sie individuell konfigurieren kann, ohne dass er zum Patienten fahren muss." Zurzeit funktioniert die Einstellung noch lokal über ein Display.

Teddy als Heimhilfe

Ein Teddybär als Heimhilfe ist das Diplomprojekt von fünf Schülern des TGM. "Wir haben in der vierten Klasse begonnen, Befragungen im Pensionistenklub zu machen und festgestellt, dass ein Bedarf an Assistenzrobotern besteht", erklärte Paul Mazzolini aus der fünften Klasse. "Dieses Jahr haben wir dann den Kuscheltierprototypen umgesetzt. Es gibt kaum ein vergleichbares Produkt am Markt. Die meisten sind entweder für die Unterstützung oder für die Unterhaltung da, deshalb ist das Kuscheltier so ein einzigartiges Projekt."

Die Schüler, von denen jeder rund 200 Arbeitsstunden in den Prototypen investiert hat, haben mit ihrem Teddy im Vorjahr den Teen Science Slam der European Researchers Night gewonnen. Das Preisgeld in Form von Saturn-Gutscheinen hätten sie in hochwertigere Komponenten investieren können - das wollten sie aber nicht, denn: Der Preis muss stimmen. "Die Idee war es, kostengünstige Komponenten einzusetzen, damit das Endprodukt sogar als Prototyp erschwinglich bleibt", betonte Mazzolini. "Wir sind bei einem Prototypenpreis von unter 100 Euro. Im Endeffekt könnte man es deutlich günstiger fertigen." Wie der Helfer bei der Zielgruppe ankommt? "Sehr gut", so sein Kollege Christoph Kern. "Die Leute sind sehr interessiert daran, es ist ein richtiges Diskussionsthema."

Bei ihrer Arbeit haben sich die Schüler in ihre Zielgruppe hineinversetzt und versucht, deren Bedürfnisse möglichst gut zu erfüllen. Die Konfiguration des Bären erfolgt deshalb über eine barrierefreie, leicht zugängliche Website. "Jeder, der hier im Klub einen Computerkurs gemacht hat, kann das", betonte Mazzolini. "Und wenn man als Enkel einmal pro Woche zur Oma fährt und ihr beim Konfigurieren hilft, dann hat das ja auch was Gutes."

(APA/red, Foto: APA/RitchiePettauer/datenschmutz.net)

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