7.6.2024, 14:26 Uhr

Substanzen aus Reifenabrieb im Blattgemüse

Bild

Die in Autoreifen enthaltenen chemischen Substanzen können sich herauslösen und letztlich so auch in Nutzpflanzen wie Blattgemüse gelangen. Eine von Forschenden der Universität Wien und israelischen Kollegen durchgeführte, jüngst bereits bei einer internationalen Tagung in Wien vorgestellte und nun in der Fachzeitschrift "Frontiers in Environmental Science" erschienene Studie konnte entsprechende Konzentrationen der Stoffe aus Reifenabrieb nachweisen.

Manche dieser Stoffe (Additive) und deren Transformationsprodukte "können ökologische und toxikologische Risiken" darstellen, hieß es in einer Mitteilung der Universität Wien. Die nachgewiesenen Konzentrationen ähneln aber jenen von Medikamentenrückständen, die bekanntermaßen ebenfalls auf Umwegen in die Nahrungskette gelangen.

Autoreifen bestünden aus einer komplexen Mischung von Materialien, die ihre Leistung und Haltbarkeit verbessern. Hierzu gehörten chemische "Additive", die Hunderte von Substanzen umfassen, hieß es. Die Reifenpartikel kommen durch Wind, Klärschlamm, der in der Landwirtschaft als Düngemittel eingesetzt wird, und Abwasser auf die Felder, wo in ihnen enthaltene Schadstoffe in das Gemüse gelangen können. Für die Studie analysierte man Proben von Salatpflanzen aus einem Supermarkt in der Schweiz sowie Feldgemüse aus Israel auf sechzehn reifenassoziierte Verbindungen hin. Die Messwerte aus dem Gemüse wurden auf die Aufnahme dieser Stoffe mit der Nahrung hochgerechnet.

"Wir haben auf Basis dessen, was Menschen in der Schweiz und Israel essen, die Aufnahme pro Tag berechnet", wird Doktorandin Anya Sherman in der Mitteilung zitiert: Die Konzentrationen der Reifenadditive im Blattgemüse liegen z.B. bei 238 Nanogramm pro Kilogramm (ng/kg) für Benzothiazol, oder 0,4 ng/kg für den Stoff "6PPD". Dies führe dann je nach Diät zu einer täglichen Aufnahme pro Person von 12 bis 1.296 ng für Benzothiazol, oder 0.06 bis 2.6 ng für 6PPD. "Während die Konzentrationen und tägliche Aufnahme zum Glück relativ gering sind, findet man dennoch Stoffe aus Autoreifen in der Nahrung. Da gehören sie nicht hin", wurde Umweltgeowissenschafter Thilo Hofmann zitiert. Als nächstes will man nun die gesundheitlichen Aspekte untersuchen.

Service: https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/fenvs.2024.1384506/full)

APA/red Foto: APA/Gabriel Sigmund