Von naturnaher Landschaft umgebene Weingärten haben weniger Schädlinge und der Pestizideinsatz kann somit reduziert werden. Das zeigt ein internationales Forscherteam mit Beteiligung der Universität für Bodenkultur (Boku) Wien bei der Analyse von Daten aus 13 Jahren von 400 Weingärten in Andalusien (Spanien), deren Ergebnisse im Fachjournal "Ecology Letters" veröffentlicht wurden.
Die Forscher der University of California Davis (USA), der Universität Granada (Spanien) und der Boku haben anhand der langjährigen Datensätze den Einfluss der Weingärten umgebenden Landschaft auf den Befall durch den Bekreuzten Traubenwickler (Lobesia botrana) und den Insektizideinsatz untersucht. Demnach war bei der Ernte der Schädlingsbefall in monotonen, von Weingärten dominierten Landschaften viermal so hoch wie in Weingärten, die in strukturreichen Landschaften mit einem höheren Anteil von naturnahen Landschaftselementen liegen.
Dieses Ergebnis weist darauf hin, dass einfache, monotone Landschaften den Ausbruch des Traubenwicklers und folglich auch die Häufigkeit des Insektizideinsatzes stark erhöhen, betonen die Wissenschafter in einer Aussendung der Boku. Der Studie zufolge verdoppelte sich der Einsatz von Schädlingsbekämpfungsmittel in von Weinanbau dominierten Landschaften, während er in von Buschland umgebenen Weinbergen zurückging.
Zwei mögliche Erklärungen für stärkeren Schädlingsbefall
Die Forscher haben zwei mögliche Erklärungen für den stärkeren Schädlingsbefall: Es könnte daran liegen, dass sich in vorwiegend durch Weinanbau dominierten Regionen größere Schädlingspopulationen aufbauen können. Oder natürliche Gegenspieler des Traubenwicklers könnten in monotonen Landschaften nicht genügend Ressourcen zum Überleben vorfinden. Für die Forscher ist klar, dass "der Anbau von Pflanzen in Monokultur die perfekten Bedingungen für Massenentwicklungen des Traubenwicklers schafft. Deshalb haben diese Winzer vermehrt Insektizide eingesetzt, um unter konstantem Schädlingsdruck hohe Erträge zu erzielen", so Silvia Winter vom Institut für Pflanzenschutz der Boku.
Für die Wissenschafter stellt somit die Erhaltung der Lebensräume einen wirtschaftlich und ökologisch sinnvollen Ansatz dar, um eine nachhaltige Traubenproduktion zu erreichen. Idealerweise sollten sich benachbarte Winzer abstimmen, um naturnahe Landschaftselemente wie größere Buschflächen in unmittelbarer Nähe der Weingärten zu erhalten bzw. neu zu pflanzen, und solche Maßnahmen gefördert werden.
Service: https://doi.org/10.1111/ele.13622
APA/red Foto: APA/APA (AFP/Kienzle)