Kann Kunst die Einstellungen von Menschen verändern und sie empathischer machen? In einer neuen Studie befassten sich Forschende von der Universität Wien mit dieser Frage und konnten zeigen, dass sich Ausstellungsbesuche positiv auf die Offenheit gegenüber eingewanderten Personen auswirken können. Bis zu einer Woche lang kann der Effekt anhalten und die Hilfsbereitschaft beeinflussen, wie das Team im Journal "Psychology of Aesthetics, Creativity, and the Arts" berichtet.
In Kooperation mit dem Dom Museum Wien wurden anhand der Ausstellung "Zeig mir deine Wunde", die sich mit dem Thema der Verletzlichkeit befasst, zwei Tests durchgeführt. In einem ersten Schritt wurden 41 Teilnehmende unmittelbar vor und nach dem Museumsbesuch zu ihrer Haltung gegenüber eingewanderten Personen und ihrem Einfühlungsvermögen befragt. Hier zeigte sich bereits, dass die Personen mehr Akzeptanz und eine geringere Fremdenfeindlichkeit nach dem Besuch der Ausstellung aufwiesen.
Um herauszufinden, wie lange die Einstellungsänderungen anhalten, wurden in einem zweiten Schritt weitere 41 Personen via App bereits eine Woche vor und eine Woche nach dem Ausstellungsbesuch zu ihren Gedanken und Tätigkeiten befragt. Somit konnte gezeigt werden, dass die meisten Menschen auch den restlichen Tag über eine sozialere und offenere Grundhaltung aufwiesen. Außerdem handelten sie in der darauffolgenden Woche rücksichtsvoller und dachten mehr über sich selbst nach.
Kunst als "mächtige und oft ungenutzte Ressource"
"Unsere Studie untermauert die Idee, dass Ausstellungen ein verlässliches Instrument sind, um gesellschaftliche Themen zu beleuchten", wie der Hauptautor Matthew Pelowski von der Fakultät für Psychologie der Uni Wien in einer Aussendung zitiert wird. "In den vergangenen Jahren hat sich der Blick auf die Kunst in unserer Gesellschaft gewandelt. Die Künste werden nicht mehr als reine Freizeitbeschäftigung angesehen, sondern vielmehr als eine mächtige und oft ungenutzte Ressource für Gesundheit, Lernen und persönliches oder gesellschaftliches Wohlbefinden." Die Studienergebnisse des internationalen Teams sind auch in Bezug auf die aktuelle Kunstbiennale in Venedig unter dem Titel "Foreigners Everywhere" relevant, die das Thema Immigration im Fokus hat.
Da die Zusammenarbeit zwischen dem Museum und dem Forschungsteam gut funktionierte, ist bereits eine weitere Studie geplant. Diese soll sich mit der aktuellen Ausstellung des Dom Museums "Being Mortal/Sterblich sein" befassen, und deren Einflüsse auf das Denken über den Tod untersuchen.
Service: https://doi.org/10.1037/aca0000670
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