Studie: Kein erhöhtes Herz-Risiko durch Brustkrebstherapien

12. April 2018 - 9:23

Bestimmte Chemotherapeutika und die Strahlentherapie können Herzmuskelschäden auslösen. Bei Mammakarzinompatientinnen zeigt sich statistisch aber kein negativer Einfluss bei der Mortalität. Hinweise dafür haben Wissenschafter des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) in Heidelberg in der dazu bisher größten Beobachtungsstudie gefunden.

Ergebnis widerspricht zum Teil klinischen Studien
Ergebnis widerspricht zum Teil klinischen Studien

Die Gefahr, nach einer Strahlen- oder Chemotherapie an einer Herzerkrankung zu versterben, ist demnach nicht größer als in der durchschnittlichen Bevölkerung. Ein gutes Risikomanagement in den Kliniken sowie engmaschige Kontrollen scheinen die erhöhten Risiken aufzufangen.

Der Hintergrund: Brustkrebs ist die zweithäufigste Krebserkrankung weltweit und die häufigste bei Frauen - dann folgt schon zumeist durch das Rauchen bedingter Lungenkrebs. Eine verbesserte Früherkennung und wirksamere Therapieverfahren haben die Gefährdung, an Brustkrebs zu sterben, erheblich gesenkt.

"Allerdings deuten einige klinische Studien darauf hin, dass sowohl Chemotherapie als auch Strahlentherapie mit dem Risiko einhergehen, in Folge der Behandlung eine Herzerkrankung zu erleiden", sagte Hermann Brenner vom DKFZ. Die Beobachtungen in klinischen Studien hatten teilweise für Beunruhigung gesorgt.

Daten von annähernd 350.000 Patientinnen

Brenners Team hat die Daten von annähernd 350.000 Patientinnen aus US-Krebsregistern ausgewertet. Die Frauen waren in den Jahren 2000 bis 2011 an Brustkrebs erkrankt und daraufhin mit einer Strahlen- oder Chemotherapie behandelt worden. Die Wissenschafter verglichen die Daten der Patientinnen mit Daten zur weiblichen Durchschnittsbevölkerung in den Vereinigten Staaten und kamen zu folgendem Ergebnis: Die Gefahr, langfristig an einer Herzerkrankung zu versterben, ist nach einer Brustkrebsbehandlung nicht größer als bei der durchschnittlichen weiblichen Bevölkerung. Das gilt für Chemotherapie ebenso wie für Bestrahlungen. Auch spezielle Behandlungsmethoden für die Untergruppe der sogenannten HER2-positiven Patientinnen (mit sogenannter zielgerichteter Therapie mit monoklonalen Antikörpern) sind demnach nicht mit einem höheren Risiko für den Tod durch eine Herzerkrankung verbunden.

"Wir waren von diesem Ergebnis zunächst selbst überrascht", wurde Janick Weberpals, der Erstautor der Studie, in einer Aussendung zitiert. "Doch wir gehen davon aus, dass unsere Untersuchung ein realistischeres Bild von der tatsächlichen Situation der Behandlung zeichnet, als es bei klinischen Studien der Fall ist." Für klinische Studien werden Probandengruppen nach speziellen Kriterien zusammengestellt. Die Auswertung der Krebsregister berücksichtige jedoch alle darin erfassten Brustkrebspatientinnen.

Gutes Risikomanagement zeigt Wirkung

Zum Teil lässt sich der Effekt wahrscheinlich auf ein gutes Risikomanagement in den Kliniken, etwa durch spezielle kardioonkologische Einheiten, zurückführen. Dabei wird das individuelle Risiko einer Patientin, aufgrund der Brustkrebsbehandlung eine Herzerkrankung zu erleiden, bereits bei der Auswahl der geeigneten Therapie berücksichtigt. Engmaschige Kontrollen im Verlauf der Behandlung ermöglichen außerdem, Nebenwirkungen auf das Herz frühzeitig zu erkennen, die onkologische Therapie entsprechend anzupassen sowie eine mögliche Herzerkrankung rasch zu behandeln.

"Das Ergebnis unserer Studie werten wir als sehr positiv für die Behandlung von Brustkrebs", fasste Brenner zusammen. Es zeige, dass das Nutzen-Risiko-Verhältnis für die meisten Patientinnen stimmt. "Insbesondere ist es aber eine sehr gute Nachricht für die große Zahl der betroffenen Patientinnen, dass sie sich bei einer guten medizinischen Betreuung und nach überstandener Brustkrebserkrankung nicht mehr Sorgen bezüglich tödlicher Herzerkrankungen machen müssen, als Frauen gleichen Alters ohne Brustkrebs." Die Studie wurde im European Heart Journal publiziert.

(APA/red, Foto: APA/APA (dpa))

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