Studie: Cannabiskonsum verändert Gehirn von Jugendlichen rasch

14. Januar 2019 - 19:05

Bereits nach wenigen Joints zeigen sich einer Studie eines US-Forschungsteams mit österreichischer Beteiligung zufolge Veränderungen im Gehirn von Jugendlichen. Im "Journal of Neuroscience" berichten die Wissenschafter über eine leichte Zunahme der grauen Substanz bei 14-Jährigen bereits nach wenigen Dosen von Cannabis.

Bereits ein Joint führt zu einer Zunahme der grauen Substanz
Bereits ein Joint führt zu einer Zunahme der grauen Substanz

Das Team um Hugh Garavan und Catherine Orr von der University of Vermont (USA) verglich die Hirnscans von 46 Jugendlichen, die angaben, lediglich wenige Erfahrungen mit Cannabis gemacht zu haben, mit einer Vergleichsgruppe, die nach eigenen Angaben noch nie zu einem Joint gegriffen haben. Dabei fanden sie einer Aussendung zufolge erstmals eine kleinere Zunahme der grauen Substanz in einigen Gehirnarealen, in denen sich Cannabinoid-Rezeptoren befinden. Die deutlichsten Veränderungen gab es demnach im Mandelkern (Amygdala), der bei Emotionen wie Furcht und Lust oder bei der Motivation eine wichtige Rolle spielt, und im Hippocampus, der vor allem mit Gedächtnisprozessen und der räumlichen Vorstellung in Zusammenhang gebracht wird.

Bedeutung der Veränderungen noch unklar

Es sehe so aus, als ob "man das Gehirn bereits mit ein oder zwei Joints verändert", so Garavan. Was diese Veränderungen jedoch bedeuten könnten, sei allerdings unklar, heißt es seitens der Autoren, zu denen auch die in Göttingen tätige gebürtige Wienerin Luise Poustka zählt.

Nur wenige Studien hätten bisher "vergleichbar hohe methodische Standards umgesetzt, wie diese neue Forschungsarbeit. Dennoch sollte die Frage nach einem kausalen Zusammenhang zwischen den sehr geringen Dosen des Cannabiskonsums und den beobachteten Effekten mit Vorsicht beantwortet werden", so die Leiterin der Forschungsgruppe Cannabinoide am Klinikum der Universität München, Eva Hoch, in einer Stellungnahme gegenüber dem Science Media Center (SMC). Das gelte vor allem auch, da die Angaben jungen Untersuchungsteilnehmer auf Selbstaussagen basieren.

Auch der Leiter der Arbeitsgruppe Präklinische Suchtforschung der Medizinischen Universität Innsbruck, Gerald Zernig, bescheinigt der Studie methodisch "state-of-the-art" zu sein, sieht jedoch einige offene Fragen. Etwa dahin gehend, "wie die nach Angabe der AutorInnen bescheidenen Veränderungen des Verhaltens und Denkens im Alltag zu Buche schlagen" oder "wie sich dieser Marihuana-Effekt von einem entsprechenden Alkohol-(Ethanol)-Effekt in derselben Studienanordnung unterscheidet". Um diese Fragen zu beantworten brauche es "große prospektive Untersuchungen", so Zernig.

Service: https://doi.org/10.1523/JNEUROSCI.3375-17.2018

(APA/red, Foto: APA/APA (AFP))

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