Studie: Befragungen zu Einkommen oft ungenau

24. September 2018 - 9:59

Aus Befragungen gewonnene Einkommensdaten sind oft ungenau und stimmen nicht mit den entsprechenden Daten aus Verwaltungsregistern überein. Grund dafür ist, dass die Teilnehmer oft sozial erwünschte Antworten geben, heißt es in einer Studie der Wirtschaftsuniversität (WU). Außerdem spielen auch soziodemografische Faktoren eine Rolle: Männer geben etwa zu hohe Einkommen an.

Je gesünder eine Person, desto genauer gibt sie ihr Einkommen an
Je gesünder eine Person, desto genauer gibt sie ihr Einkommen an

Sowohl für die Wissenschaft als auch für die Politik stellen Einkommensdaten eine wesentliche Grundlage für ihre Arbeit dar. So können etwa Fragen der Armutsgefährdung oder Einkommensverteilung geklärt bzw. Steuerungsmaßnahmen getroffen werden. Dementsprechend wichtig ist die Genauigkeit dieser Daten - mit der es aber oft nicht weit her ist, wie die Studie der WU-Forscher Stefan Angel, Franziska Disslbacher, Stefan Humer und Matthias Schnetzer zeigt. Dazu verglichen sie auf Personenebene anonymisierte Einkommensdaten des österreichischen Survey of Income and Living Conditions (SILC) mit solchen aus Verwaltungsregistern. Die Angaben wichen dabei deutlich (plus/minus 3.000 Euro pro Jahr) von den Register-Daten ab.

Soziale Erwünschtheit beeinflusst Antworten

Als potenzielle Gründe dafür analysierten die Forscher die soziale Erwünschtheit von Antworten, soziodemografische Faktoren, die Interviewmethode und Lerneffekte (je häufiger die Teilnahme an einer Befragung, desto höher die Genauigkeit). Während die beiden letzten Gründe keine Rolle spielten, waren die beiden anderen Aspekte entscheidend für die Diskrepanz.

"Unsere Untersuchungen zeigen, dass Personen mit niedrigen Einkommen bei der Befragung mehr angaben, als diese laut Verwaltungsdaten verdienten. Im Gegensatz dazu gaben einkommensstärkere Personen durchschnittlich weniger an", so die Forscher in einer Aussendung. Folge: Die Ungleichheit von Einkommen auf Basis von Befragungen wird generell unterschätzt.

Aber auch soziodemografische Faktoren spielen eine Rolle: Männer geben etwa vor allem bei Arbeitseinkommen (in geringerem Maße auch bei Pensionen und Arbeitsloseneinkommen) tendenziell höhere Summen an als sie laut den Registern tatsächlich beziehen. Die Forscher erklären sich das mit dem bewussten oder unbewussten Erfüllen einer Ernährerfunktion bzw. Männlichkeitsnorm. Anderes Ergebnis: Je gesünder eine Person ist, desto genauer gibt sie ihr Einkommen an - das spielt vor allem bei Pensionisten eine Rolle. Ebenfalls Unterschiede existieren zwischen Migranten und im Inland geborenen Personen: Erstere geben ihre Einkommen ungenauer an - erklärt wird dies vor allem mit Verständnisproblemen.

(APA/red, Foto: APA/APA/dpa)

tutor18

Studium.at Logo

© 2010-2021  Hörsaal Advertainment GmbH

Kontakt - Werbung & Mediadaten - Datenschutz - Impressum

Studium.at versichert, sämtliche Inhalte nach bestem Wissen und Gewissen recherchiert und aufbereitet zu haben.
Für etwaige Fehlinformationen übernimmt Studium.at jedenfalls keine Haftung.