Steirischer Humantech-Cluster ergänzt Strategie um Nachhaltigkeit

19. November 2021 - 12:41

Der steirische Humantechnologiecluster (HTC) hat sich - covidbedingt um ein Jahr verschoben - eine neue Fünfjahresstrategie verordnet und um den Bereich Health & Sustainability, sprich Nachhaltigkeit im Medizinbereich, ergänzt. In der kurzfristig online abgehaltenen Präsentation am Freitag sagte HTC-Geschäftsführer Johann Harer, man vernetzte sich vermehrt international. Zuletzt habe man auf der Medica Düsseldorf eine Kooperation mit 16 deutschsprachigen Clustern initiiert.

Harer sieht Pharma und Biotech "extrem gut aufgestellt"
Harer sieht Pharma und Biotech "extrem gut aufgestellt"

Harer sagte, die letzte Strategie sei 2015/16 entworfen worden. Auf die Aktualisierung haben auch Entwicklungen wie etwa alternde Gesellschaft, die Explosion im Bereich Digitalisierung, Telemedizin in Covid-Zeiten und gezieltere Behandlungsmethoden Einfluss genommen. Die beiden Schwerpunktfelder Biotech und Pharma seien die Kerngebiete des HTC, nun ergänzt durch die Themen qualifizierte Arbeitskräfte und Start-up-Förderung sowie vor allem Health & Sustainability. Das sei auch im Sinne von nachhaltiger Garantie der Aufrechterhaltung der Gesundheitsversorgung, so Harer.

Kooperation über die Steiermark hinaus

Kooperiert werde über die Steiermark hinaus: "Wir schauen sehr wohl über den Semmering und über die Pack", spielte Harer auf die Zusammenarbeit etwa mit der Med-Uni Innsbruck und eine Kooperation von 16 Clustern aus der Schweiz, Deutschland und Österreich an. Dazu kämen weitere europäische Kooperationen.

Derzeit habe man 140 Clustermitglieder, jedes Jahr seien zuletzt zehn bis 15 dazugekommen. "Es geht aber nicht um die reine Zahl, sondern auch um die Frage, wie gut können wir sie servicieren", sagte Harer. Man strebe grundsätzlich eine "moderate Erhöhung" der Mitgliederzahl an.

Bei Pharma und Biotech sei man extrem gut aufgestellt, von F&E bis Engineering, was sich etwa beim Austrian Centre of Industrial Biotechnology (ACIB) in Graz und bei Medizintechnologieunternehmen wie Zeta und Fresenius in der Produktion zeige. "Die großen Pharmafirmen haben wir nicht in der Steiermark, aber sehr gute Wertschöpfungskompetenz. Uns geht es auch darum, Partner bei Förderbereichen zu unterstützen bzw. Partner zu vernetzen", so Harer.

Im großen Bereich Zell- und Gentherapie sei man noch nicht vorne dabei, "aber da entwickeln wir uns. Im Bereich Medizintechnik hatten wir vor fünf Jahren große Hoffnung in Bezug auf Zulieferbetriebe, aber der steirische Mobility-Cluster war so gut unterwegs, da war es schwierig für die entsprechenden Firmen, in neue Geschäftsfelder zu gehen", bedauerte der HTC-Chef. Mit dem ACstyria habe man aber ein Programm "Mobility meets Health". "Da entwickeln wir etwas, etwa Lieferantentage, um die Firmen für unseren Markt bereit zu machen", hieß es. Im Bereich Mikrotechnologie habe man große Player wie AT&S in der Steiermark. "So etwa wie die nächste Apple Health Watch könnte auch von Silicon Alps kommen", brachte Harer ein mögliches Beispiel für Vernetzung. "Die Kompetenzen dazu haben wir." Eine ganz starke Kompetenz im Bereich Akustik gebe es mit Neuroth: "Da schauen wir, ob wir nicht die Steiermark als Hotspot im akustischen Bereich entwickeln können", kündigte Harer an.

Sturzsicherer Rollator im Test

Michael Pichler vom HTC nannte im Bereich Health & Sustainability eine Kooperation mit den Grazer Geriatrischen Gesundheitszentren (GGZ) ab 2022. Hier würden Assistenz-Systeme für sicheres und autonomes Wohnen ausprobiert, vor Ort zu testen für Klienten und deren Angehörige. Mit einem spanischen Start-up teste man hier auch einen sturzsicheren Rollator. Die Steiermark sei ja als einziges Bundesland Österreichs eine von rund 100 europäischen Referenz-Gesundheitsregionen. Hier spiele man u.a. das Thema Prävention, etwa Bewegung und Ernährung, Messen der Körperwerte und Nahrungsergänzungsmittel - in letzterem Bereich ist etwa die oststeirische Ringana tätig.

Ein großer kommender Bereich seien auch Medizinabfälle und die Abwasserthematik. Hier werde es eine massive Verschärfung der europäischen Abwasserverordnung in den nächsten Jahren geben. Der HTC sehe sich auch als Unterstützer bei Betriebsansiedelungen. Mit der Grazer Opus novo habe man im Bereich Sensorik einen Player: Verlasse ein Senior das Bett und kehre nicht wieder nach gewisser Zeit zurück, werde automatisch ein Angehöriger verständigt.

Massive Reduktion des CO2-Ausstoßes

Alfred Marchler vom Medizintechnologieunternehmen Zeta in Lieboch bei Graz sagte, bei Klima und Nachhaltigkeit hätten sich die Prioritäten wesentlich verändert, Energieeinsparung sei bisher nicht so ein Thema gewesen, da der Verbrauch nicht so hoch war. "Große Pharmafirmen treiben dies nun aber voran, da können wir anbieten, den CO2-Ausstoß massiv zu reduzieren zu helfen, bis zu 50 Prozent sind realistisch, 25 Prozent funktionieren ohne erhebliche Kostenbelastung für Firmen, das rechnet sich in ein bis zwei Jahren", sagte Marchler.

Harer ventilierte auch eine Ausweitung der Aktivitäten auf den Bereich Wohlfühlen und Fitness. "Hier muss man Innovationen unterstützen, die helfen, länger gesund alt zu werden. In Österreich hat man im Schnitt schon mit 58 Jahren eine chronische Krankheit, in Schweden erst mit 72", so der Geschäftsführer.

(APA/red, Foto: APA/Hans Kanizaj)

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