START-Preise: Karriere-Boost für sechs Nachwuchsforscher

22. Juni 2022 - 18:59

Sechs exzellente Forscherinnen und Forscher werden heuer mit dem "START-Preis" des Wissenschaftsfonds FWF ausgezeichnet. Mit einer Fördersumme von jeweils bis zu 1,2 Mio. Euro ist dies die höchstdotierte Förderung für Jungwissenschafter in Österreich. Die Preise gehen in diesem Jahr an drei Frauen und drei Männer, fachlich dominieren Naturwissenschaften und Technik. Diese werden gemeinsam mit dem Wittgenstein-Preis Mittwoch Abend in Wien verliehen.

William Barton
William Barton

Das START-Programm richtet sich an aufstrebende Forscher, die mindestens zwei Jahre Forschungserfahrung nach dem Doktorat haben. Ihnen soll mit dem Preis die Möglichkeit gegeben wird, auf längere Sicht und finanziell abgesichert ihre Forschungen zu planen und sich durch den eigenverantwortlichen Aufbau und Leitung einer Arbeitsgruppe für eine Führungsposition im Wissenschaftssystem zu qualifizieren. Die sechs Preisträger wurden aus 99 Anträgen ausgewählt.

Das sind die diesjährigen Preisträger:

Der Spezialist für Altgriechisch und Latein William Barton vom Ludwig Boltzmann-Institut für Neulateinische Studien in Innsbruck widmet sich in seinem Projekt dem Tagebuch des deutsch-französischen Klassischen Philologen Karl Benedikt Hase (1780-1864). Barton hat neun Bände des verschollen geglaubten, in Altgriechisch verfassten Tagebuchs entdeckt und will die rund 2.500 Seiten nun mithilfe von Künstlicher Intelligenz entschlüsseln. So hofft der gebürtige Brite u.a. herauszufinden, warum Hase byzantinische Texte gefälscht hat.

Im Mittelpunkt des Projekts der Mikrobiologin Elfriede Dall vom Department für Biowissenschaften und Medizinische Biologie der Universität Salzburg steht das Protein Legumain. Dieses zerschneidet üblicherweise in einer bestimmten Organelle (Endo-Lysosom) der Zelle artfremde Eiweißstoffe und Krankheitserreger, damit sie entsorgt werden können. Wird Legumain aber an anderen Orten der Zelle aktiv, werden andere Mechanismen wirksam, die im Zusammenhang mit Erkrankungen wie Krebs oder Alzheimer stehen. Diese will Dall erforschen, um damit die Basis für Wirkstoffe zu legen.

Die Mathematikern Sandra Müller vom Institut für Diskrete Mathematik und Geometrie der Technischen Universität (TU) Wien versucht in ihrem Projekt die theoretische Basis der Mathematik zu erweitern. Dazu will sie zwei verschiedene Ansätze enger verknüpfen: einerseits große Kardinalzahlen, die verschiedene unendlich große Mengen beschreiben, andererseits das sogenannte Determiniertheitsaxiom, das Gewinnstrategien in Zweipersonenspielen liefert.

Der Physiker Marcus Ossiander wechselt für sein START-Projekt von der Universität Harvard (USA) an die TU Graz. Er strebt an, extrem kleine und ultraschnelle Vorgänge zu messen, etwa wie ein Photon von einem Atom absorbiert wird. Dafür würde sich gut extrem kurzwelliges ultraviolettes Licht eignen, doch dafür gibt es nur wenige geeignete Optiken. Aus diesem Grund will er sehr dünne Nanomaterialien als Linse nutzen, um damit ein Mikroskop zu realisieren.

Mithilfe eines Bakteriums will der Biotechnologe Stefan Pflügl vom Institut für Verfahrenstechnik, Umwelttechnik und technische Biowissenschaften der TU Wien aus CO2 energieeffizient eine große Bandbreite an chemischen Produkten herstellen. Dazu soll zunächst CO2 aus industriellen Quellen mit erneuerbarer Energie in Ameisensäure umgewandelt werden. Dann kommt "Acetobakterium woodii" ins Spiel, ein Bakterium, das über einen 3,5 Mrd. Jahre alten Stoffwechselprozess verfügt. Mit entsprechenden Veränderungen soll ihm dieser ermöglichen, energieeffizient die Ameisensäure in chemische Produkte umzuwandeln.

Die Verhaltensforscherin Petra Sumasgutner von der Konrad Lorenz Forschungsstelle der Universität Wien in Grünau im Almtal (OÖ) untersucht in ihrem START-Projekt anhand verschiedener Vogelarten, wie Störungen durch den Menschen die Nahrungssuche von Tieren beeinflussen. Dazu verwendet sie einerseits Daten, die von Greifvogelforschern aus der ganzen Welt während Lockdowns in der Corona-Pandemie gesammelt wurden. Andererseits analysiert sie mithilfe von Beschleunigungssensoren das Verhalten von Kolkraben in Grünau und von Sumpfohreulen auf der Galapagos-Insel Floreana.

Service: https://scilog.fwf.ac.at

(APA/red, Foto: APA/DOMINIK PFEIFER)

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