Die natürliche Auslese treibt die Evolution von Pflanzen, Tieren und anderen Organismen an. Und Forschende der Universität Zürich haben nun gezeigt: Je höher der Selektionsdruck, desto besser gelingt es Organismen, sich an neue Begebenheiten anzupassen.
Hirsche mit besonders eindrucksvollen Geweihen, Pfauen mit prächtigen Federn und Giraffen mit langen Hälsen: Der stete Wettbewerb unter Artgenossen ließ die Tiere ihre eigentümlichen Merkmale erlangen. Aber wie wirkt sich der Selektionsdruck auf die Evolutionsfähigkeit selbst aus? Das fragten sich Forschende der Universität Zürich und des US-amerikanischen Santa-Fe-Instituts um den Evolutionsbiologen Andreas Wagner. Sie knackten das Rätsel anhand eines gelb fluoreszierenden Proteins.
Schlüssel zum Evolutions-Erfolg
Dafür übertrugen sie dieses Eiweiß aus einem wirbellosen Meerestier in das Darmbakterium Escherichia coli. Eine Bakterien-Gruppe setzten die Forschenden starkem Selektionsdruck aus, der anderen Gruppe einem schwachen. Resultat: Das Team "Starker Selektionsdruck" gewann das Evolutionsrennen, wie die Uni Zürich mitteilte. Demnach durchliefen die Eiweißgruppen der Gewinner-Bakterien bestimmte Mutationen, die sie robuster machten - der Schlüssel zum Erfolg der Evolution.
"Unseres Wissens ist dies der erste experimentelle Beweis dafür, dass Selektion die Anpassungsfähigkeit im darwinistischen Sinne fördern und die Entwicklungsfähigkeit selbst steigern kann", sagte Wagner.
Die im Fachmagazin "Science" veröffentlichten Ergebnisse werfen dabei eine These von vielen Evolutionsbiologen über den Haufen. Denn bisher ging man davon aus, dass eine schwache Selektion die Entwicklungsfähigkeit eines Organismus begünstigt. Die das Gegenteil zeigende Entdeckung war daher auch für die Zürcher Forschenden eine Überraschung.
Service: Fachpublikations-Link: http://dx.doi.org/10.1126/science.abb5962
(APA/red, Foto: APA/APA (dpa))