Schulen erhalten fünf Mio. Selbsttests

11. Januar 2021 - 8:05

Die Schulen erhalten ab 18. Jänner fünf Mio. kostenlose Corona-Selbsttests. Das kündigte Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) bei einer Pressekonferenz an. Die neuen "Anterio-Nasal-Tests" erlauben einen einfachen Abstrich mit einem Tupfer im vorderen Nasenbereich. Schüler und Lehrer sollen einmal pro Woche auf freiwilliger Basis die Möglichkeit haben, diesen Test durchzuführen. Noch nicht geklärt ist, wann die Schulen wieder in den Präsenzunterricht zurückkehren.

Simpel und nicht schmerzhaft
Simpel und nicht schmerzhaft

Da die Infektionszahlen in den Bundesländern sehr unterschiedlich seien, werde dies erst bis Anfang bzw. Mitte nächster Woche geklärt, so Faßmann. Möglich wäre neben einem österreichweiten Vorgehen auch eine regionale Lösung, also eine Öffnung nur in jenen Regionen mit niedriger Infektionszahl - beide Modelle hätten aber Vor- wie Nachteile. Wenn die Schulen öffnen, sollen dann auch die Oberstufen zurückkommen. Die Rückkehr erfolge aber in einem Sicherheitsnetz, so Faßmann: "Testen ist die einzige Antwort."

"Montag ist Testtag"

Der neue Test funktioniert recht simpel und ist aufgrund der Abnahme im vorderen Nasenbereich auch nicht schmerzhaft: Nach der Abnahme wird der Tupfer in einem Faltkarton mit einer Flüssigkeit beträufelt, der Karton anschließend zugeklappt. Innerhalb weniger Minuten erscheint dann das Ergebnis auf der Vorderseite. Bei einem positiven Resultat sind die Gesundheitsbehörden zu verständigen und ein PCR-Test durchzuführen. Angestrebt wird künftig die Möglichkeit zur wöchentlichen Testung. "Montag ist Testtag", meinte Faßmann.

Volksschüler sollen die Testkits mit nach Hause nehmen und mit ihren Eltern gemeinsam die Tests durchführen. Ab der Unterstufe bzw. Mittelschule bekommen die Kinder und Jugendlichen an der Schule eine Anleitung zur Handhabe des Tests etwa durch Videos oder geschultes Personal wie Schulärzte. Ab dem zweiten Durchlauf erhalten sie dann die Tests mit nach Hause. Sie können aber auch als "soziales Ereignis" in der Schule durchgeführt werden, so Faßmann. Bis Ende Jänner sollen dann die gesamten fünf Mio. Tests da sein -das Ministerium bezahlt dafür 2,70 Euro pro Test.

Freiwillige Teilnahme

Die Teilnahme ist freiwillig. "Es gibt weder Zuckerbrot noch Peitsche", so Faßmann. Kinder unter 14 Jahren brauchen eine Einverständniserklärung der Eltern - liegt diese nicht vor, bekommen sie auch keinen Test. Entsorgt werden können die Tests im Restmüll. Die Teilnahme befreit nicht vom Tragen des Mund-Nasen-Schutzes in der Schule. "Es wird Eltern geben, die das ablehnen", meinte Faßmann. Das sei auch möglich. "Insgesamt ist das aber eine Chance, die Schulen nicht nur zu öffnen, sondern auch offenzuhalten."

Die Testgenauigkeit der neuen anterio-nasalen Selbsttests entspricht in etwa jenen der bei den Massentests verwendeten Antigentests. Das bestätigte Franz Allerberger, Leiter der Abteilung für "Öffentliche Gesundheit" der AGES. Der Generalsekretär der Österreichischen Gesellschaft für Jugendheilkunde, Reinhold Kerbl, hat auch "keinerlei Bedenken, dass der Test gefährlich sein könnte": Der Eingriff sei minimal und auch für Kinder und Jugendliche vertretbar.

Laut Allerberger habe man bei der AGES Anfang November von dieser neuen Testgeneration erfahren. Jene zuverlässigen Tests, die einen tiefen Nasen- bzw. Rachenabstrich erfordern, hätten viele Personen von einer Teilnahme abgeschreckt. Weniger invasive Selbsttests wiederum seien bisher äußerst unzuverlässig gewesen.

Bei der neuen Generation betrage die Übereinstimmung mit den normalen PCR-Tests rund 95 Prozent, so Allerberger. Man habe im Dezember im Zuge der Massentests dann Teilnehmern auf freiwilliger Basis angeboten, die neuen Tests zusätzlich zu absolvieren. Die Resultate seien vergleichbar gewesen.

Positives Feedback

Für die Sprecherin der AHS-Direktoren, Isabella Zins, klingen die Pläne "sehr gut". Es sei erfreulich, dass offenbar genügend Tests dafür da sind. Die Vorgehensweise sehe "praxisnah und einleuchtend aus", so Zins im "Ö1-Mittagsjournal". Sie könne sich "vorstellen, dass das ein Ritual wird", für dessen Umsetzung man auch die "Eltern ins Boot holen" müsse. Das Argument der Verängstigung der Kinder falle bei den neuen Selbsttests weg.

Auch die Virologin und "Wissenschafterin des Jahres 2020", Elisabeth Puchhammer-Stöckl sah im "Mittagsjournal" im Plan ein taugliches Konzept, "um Schüler mit geringem Risiko an Schulen zu bringen": Daten zur britischen Virusmutation, die eine höhere Infektionswahrscheinlichkeit für junge Menschen nahelegen, seien mit großer Vorsicht zu genießen: Im Erhebungszeitraum wären die britischen Schulen im Gegensatz zu vielen vor allem von Erwachsenen genutzten Einrichtungen weitgehend offen gewesen.

Begrüßt wird die neue Teststrategie von SPÖ und NEOS: Die Regierung müsse nun eine Qualitätsprüfung durchführen und die Zertifizierung sicherstellen , so SPÖ-Bildungssprecherin Sonja Hammerschmid in einer Aussendung. "Nun wird endlich das getan, was wir seit August fordern: Testmöglichkeiten für alle Kinder schaffen." Ihr NEOS-Pendant Martina Künsberg Sarre forderte zusätzlich aber auch endlich Klarheit über die Rückkehr in den Präsenzunterricht. Ganz anders FPÖ-Bildungssprecher Hermann Brückl: Er sieht die "geplante Testorgie" an den Schulen angesichts der geringen Infektionshäufigkeit dort als "völlig sinnlos". Offenbar sei es der Regierung "ein besonderes Anliegen, gerade die jüngsten Mitglieder der Gesellschaft nachhaltig an die 'neue Normalität' eines totalitären Überwachungsstaats zu gewöhnen".

Geklärt ist auch die Einstufung der Pädagogen bei der Reihenfolge der Impfungen: Sie fallen in die Phase zwei und sollen die Vakzine Ende Februar bzw. Anfang März erhalten. Impfpflicht für die Pädagogen wird es keine geben.

Wochenstunden erhöhen?

Skeptisch zeigte sich Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) zum Vorschlag des niederösterreichischen Bildungsdirektors Johann Heuras, temporär in den kommenden Jahren die Zahl der Wochenstunden zu erhöhen, um Unterrichtsausfälle durch Corona zu kompensieren. Man werde stattdessen wie bereits angekündigt die Zahl der Förderstunden bereits in diesem Schuljahr erhöhen. Dadurch würden zusätzliche Stunden in das System "hineingespielt": "Aber in einer anderen Organisationsform als es der Bildungsdirektor gemeint hat."

(APA/red, Foto: APA/APA (HERBERT NEUBAUER))

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