Regionales Wetter unter der Lupe: Uni Graz baut "WegenerNet" aus

20. Mai 2020 - 11:59

Möglichst exakte Klimadaten auf kleinräumiger Skala sind für Klimaforscher und überdies u.a. für die Landwirtschaft von hohem Nutzen. In der südoststeirischen Region Feldbach liefert das WegenerNet-Klimastationsnetz der Uni Graz im Fünf-Minuten-Takt entsprechende Bodendaten. Nun wird es zu einem multidimensionalen Freiluftlabor ausgebaut. Am 20. Mai wurde ein Forschungs-Wetterradar installiert.

Flächendeckend werden Daten wie Temperatur oder Niederschlag erhoben
Flächendeckend werden Daten wie Temperatur oder Niederschlag erhoben

Nirgendwo sonst in Österreich wird die regionale Klimaentwicklung so genau unter die Lupe genommen wie auf 300 Quadratkilometern (20 mal 15 Kilometer) im Raum Feldbach: Während übliche Wetter- und Klimasimulationsmodelle mit einer Auflösung von 20 bis 50 Kilometern arbeiten, wird im sogenannten "WegenerNet" von mehr als 150 Messstationen aus mit durchschnittlich einer Station pro zwei Quadratkilometer die Wetter- und Klimaentwicklung mit international unerreichter räumlicher und zeitlicher Dichte gemessen.

Die Bodenstationen erheben seit dem Jahr 2007 flächendeckend Daten wie u.a. Temperatur, Niederschlag, Wind oder Bodenfeuchtigkeit. Sie werden in das Grazer Zentrum übertragen, wo die kleinregionale Wetter- und Klimaentwicklungen ganz genau unter die Lupe genommen werden kann. In mehreren Schritten wird das regionale Messnetz, dessen Daten auch international zur Verbesserung von Klimamodellen sowie zur Analyse von Klimafolgen herangezogen wird, für die Wetter- und Klimaforschung in höhere Dimensionen erweitert.

Erster Schritt war die Installation des Forschungs-Wetterradars am Stradnerkogel, wie die Uni Graz mitteilte. "Unser neues Radar dient der Beobachtung von Regen, Hagel und Windturbulenzen bei Niederschlagsereignissen über dem 'WegenerNet'. Dabei interessieren wir uns insbesondere für die durch den Klimawandel zunehmenden Starkniederschläge", hielt Gottfried Kirchengast vom Wegener Center fest, auf dessen Initiative das 'WegenerNet' zurückgeht. "Bisher wurde Extremwetter im WegenerNet nur am Boden erfasst, nun lässt es sich auch in seiner Entstehung und seinem Verlauf in 3D beobachten und erforschen", hob Kirchengast hervor. "Um das komplette Bodenstationsnetz überschauen zu können, wird das Wetterradar auf dem ORF-Sendemast am Stradnerkogel rund 40 Meter über Grund angebracht", erklärte der Klimaforscher der Universität Graz.

StarNet soll folgen

Noch im Sommer soll dem Wetterradar das sogenannte StarNet folgen: Es nützt Signale des Global-Navigation-Satellite-System (GNSS) in einem sternförmig angeordneten Teilnetz von sechs hochgenauen GNSS-Stationen. Sie sollen rund um die Uhr den Wasserdampfgehalt der Atmosphäre über dem WegenerNet ermitteln. "Da dieser mit steigenden Temperaturen zunimmt, liefert das GNSS-StarNet ein weiteres wichtiges Puzzleteil zu Klimaänderungen, das mit dem neuen 3D-Labor erforscht werden kann", eräuterte Kirchengast.

In einem weiteren Ausbauschritt soll das 'WegenerNet' voraussichtlich im September 2020 noch durch Troposphären-Profiling-Radiometer zur Messung des Luftfeuchte- und Temperaturverlaufs von der Erdoberfläche bis in zirka zehn Kilometer Höhe ergänzt werden. Mit ihnen soll dann auch Tag und Nacht die Messung der Flüssigwassergehalt der Wolken und die Wolkenverteilung Tag und Nacht möglich werden.

Betrieben wird das "WegenerNet" vom Wegener Center für Klima und Globalen Wandel der Universität Graz. Förderungen und Unterstützung bekommt es vom Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung, vom Land Steiermark und der Stadt Graz sowie weiteren Partnern.

Service: Die Daten des WegenerNet sind unter www.wegenernet.org öffentlich verfügbar. Weitere Informationen finden sich unter www.wegcenter.at/wegenernet.

(APA/red, Foto: APA/APA (Techt))

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