Quallen-Invasion: Massenauftreten beeinflusst Buntbarsch-Verhalten

6. November 2019 - 8:59

Quallen können Badegästen den Urlaub ordentlich verderben: Das von ihnen bei Berührung abgesonderte Nesselgift verursacht Schmerzen und kann Hautrötungen und selbst Muskellähmungen bewirken. Doch nicht nur Menschen machen lieber einen großen Bogen um die Tiere, Forscher der Uni Graz haben erstmals beobachtet, wie sich Buntbarsche verhalten.

Fische reduzieren Schwimm- und- Territorialverteidigungsaktivitäten
Fische reduzieren Schwimm- und- Territorialverteidigungsaktivitäten

Bei ihrem Massenauftreten - sogenannten Quallenblüten - wird es auch für Fische unbehaglich, wie Mitarbeiter von Kristina Sefc vom Institut für Biologie der Universität Graz erkannt haben. Ihre Beobachtungen haben sie im Frühjahr 2018 am ostafrikanische Tanganjikasee gemacht. Sie wurden in der jüngsten Ausgabe des Journal "Open Science" der Royal Society publiziert.

Der Tanganjikasee zählt, was Süßwasserfische anbelangt, zu den artenreichsten Gewässern der Welt. Biologen der Uni Graz erforschen seit rund 20 Jahren die Evolution und das Verhalten der Buntbarsche im südlichen Teil des rund 670 Kilometer langen Sees. Dort fühlt sich auch die kleine Süßwasserqualle Limnocnida tanganyicae wohl. Angetrieben von Wind und Strömung kann es an der Küste auch zu einem Massenauftreten kommen. "Meine Mitarbeiter wollten eigentlich eine spezielle Buntbarsch-Art beobachten, das Auftreten der Quallen in Schwärmen hat sie aber in dieser Arbeit beeinträchtigt. Also haben sie sich das Zusammenspiel von Barschen und Quallen angesehen", erzählte Kristina Sefc auf Anfrage der APA, wie es zu den Beobachtungen kam.

Auffällige Reaktionen

Laut Sefc hätten die Barsche auffällig reagiert: "Ihr Verhalten wurde deutlich beeinflusst", sagte die Grazer Biologin. "Sie haben sich unter Steine und in Ritzen versteckt, um nicht mit den Quallen in Kontakt zu kommen. Wenn die Quallen da waren, war der Raum um sie herum schnell einmal leer", fasste Sefc die Beobachtungen, die ihre beiden Mitarbeiter Aneesh Bose und Holger Zimmermann auch filmisch festgehalten haben, zusammen.

Insgesamt hätten die Fische ihre Schwimm- und- Territorialverteidigungsaktivitäten reduziert und vorgezogen, näher am Felsen zu bleiben. "Damit haben sie Energie gespart. Die Quallen traten mehrere Tage hintereinander mit Unterbrechungen auf, längerfristig wäre möglicherweise auch die Nahrungs- und Partnersuche beeinträchtigt worden", so die Wissenschafterin.

Die Studie ist laut Sefc die erste, die die Auswirkungen des Massenauftretens der Nesseltiere auf das Fischverhalten dokumentiert. Sefc und ihre Mitarbeiter gehen davon aus, dass die neuen Erkenntnisse in gewissem Maße auch auf marine Küstengebiete übertragbar sein könnten. Bei künftigen Studien will man weiterhin ein Auge darauf haben: "Es haben sich viele Fragen aufgetan, aber so ein Massenauftreten ist schwer planbar", schränkte sie ein.

Service: Aneesh P. H. Bose, Holger Zimmermann and Kristina M. Sefc, "Freshwater hydrozoan blooms alter activity and behaviour of territorial cichlids in Lake Tanganyika", Royal Society Open Science, Nov. 2019. http://rsos.royalsocietypublishing.org/lookup/doi/10.1098/rsos.191053

(APA/red, Foto: APA)

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