Probiotika und Muttermilch stärken Darm-Mikrobiom von Frühgeborenen

28. März 2023 - 15:41

Frühgeborene haben keinen leichten Start ins Leben. Babys, die vor der 37. Schwangerschaftswoche zur Welt kommen und weniger als 1.500 Gramm wiegen, haben etwa ein höheres Risiko für entzündliche Darmerkrankungen wie die nekrotisierende Enterokolitis (NEC). Sieben bis elf Prozent der Frühchen sind davon betroffen, für rund ein Drittel endet sie tödlich. Muttermilch und Probiotika können als Gamechanger wirken, zeigte sich in einer Studie mit Beteiligung der Med-Uni Graz.

Frühgeborene haben keinen leichten Start ins Leben
Frühgeborene haben keinen leichten Start ins Leben

Solange sich das Baby noch im Leib der Schwangeren befindet, ist sein Verdauungstrakt so gut wie keimfrei. Schon wenige Tage nach der Geburt ist sein Darm jedoch von Billionen unterschiedlicher Mikroorganismen besiedelt, die dort die Nahrung verwerten, Unverdauliches entsorgen und im besten Fall schädliche Keime fernhalten. Das Wissen, wie sich die mikrobielle Gemeinschaft in den ersten Tagen und Wochen zusammenfindet und sich verändert - und speziell wie diese Entwicklung bei Frühgeborenen mit einem Geburtsgewicht von unter 1.500 Gramm vor sich geht, bzw. wodurch sie gestört wird, ist jedoch noch unzureichend. Die NEC ist daher für Frühgeborene noch immer eine besonders bedrohlicher Erkrankung.

NEC-Prophylaxeprogramme für Frühgeborene

Die NEC tritt häufig in den ersten beiden Lebenswochen auf. "Angesichts des raschen Auftretens von NEC haben einige neonatale Intensivstationen spezielle NEC-Prophylaxeprogramme entwickelt, die den Einsatz von Probiotika, enteralen Antibiotika und differenzierten Ernährungsprotokollen umfassen und die in jüngster Zeit zu einem erheblichen Rückgang der NEC-Raten bei Frühgeborenen geführt haben", berichtet Bernhard Resch von der Medizinischen Universität Graz. In Neugeborenenstationen in Südösterreich wurden verschiedene Kombinationen dieser prophylaktischen Maßnahmen umgesetzt, dabei wurde eine außergewöhnlich niedrige durchschnittliche NEC-Rate von 2,9 Prozent bei Säuglingen mit sehr niedrigem Geburtsgewicht erreicht.

Resch hat gemeinsam mit seinen Kolleginnen und Kollegen der TU München und dem Quadram Institute (Großbritannien) den Erfolgsmechanismus der verschiedenen Therapien auf der Ebene des Darmmikrobioms und des Metaboloms analysiert und im Journal "Nature Communications" publiziert. Dabei spielen Muttermilch und probiotisches Bifidobacterium longum subsp. infantis eine entscheidende Rolle.

Insgesamt wurden 55 Säuglinge am LKH-Universitätsklinikum Graz, dem Klinikum Klagenfurt und LKH Hochsteiermark, Standort Leoben in die Studie aufgenommen. "Mithilfe eines Multi-Omics-Ansatzes untersuchten wir die Zusammensetzung und Funktion des Mikrobioms und seiner Metaboliten in den ersten Lebenswochen, um die Bedeutung der Wechselwirkungen zwischen Ernährungskomponenten, Antibiotika und Probiotika zu verstehen", erklärte Christine Moissl-Eichinger vom Diagnostik- und Forschungsinstitut für Hygiene, Mikrobiologie und Umweltmedizin der Med-Uni Graz.

"Wir fanden heraus, dass die Kombination aus der Fütterung von natürlicher Muttermilch und der Verabreichung von B.infantis NCDO 2203 während der ersten Lebenswochen bei Frühgeborenen mit sehr niedrigem Geburtsgewicht ein vielversprechender synergistischer Ansatz sein könnte", so die Autorinnen und Autoren der Studie. Es habe sich gezeigt, dass Therapien, die eine Gabe des Probiotikums Bifidobacterium longum subsp. infantis beinhalten, die Entwicklung des Mikrobioms frühzeitig und substanziell beeinflussen. Dies liege besonders in seiner Fähigkeit, die in der Muttermilch enthaltenen Milch-Oligosaccharide zu verstoffwechseln, die unsere körpereigenen Enzyme selbst nicht aufspalten können. Mit dieser Funktion gehe eine frühe Reifung des Verdauungssystems einher. Auch das Probiotikum Lactobacillus rhamnosus zeigte einen positiven, jedoch deutlich geringeren Einfluss.

Service: Ch. Neumann. A. Mahnert, Ch. Kumpitsch, et al.: "Clinical NEC prevention practices drive different microbiome profiles and functional responses in the preterm intestine", https://www.nature.com/articles/s41467-023-36825-1

(APA/red, Foto: APA/APA/THEMENBILD/GAETAN BALLY)

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