Präventionsprojekt soll Kindern den Schulwechsel erleichtern

13. Februar 2020 - 6:05

Der Wechsel von der Volksschule in die Neue Mittelschule oder AHS kann Kindern schwer fallen. Während die einen sich leicht in die neue Klasse integrieren, werden andere zu Außenseitern. Die Forschungsgruppe D.O.T. entwickelt ein digitales Präventionsprojekt, das das soziale Wohlbefinden nach dem Schulwechsel fördern soll. Bei einer Konferenz in Krems wird heute eine Zwischenbilanz präsentiert.

Schüler in Teams zusammengeführt werden
Schüler in Teams zusammengeführt werden

Wer gut integriert ist, hat weniger Stress und einen besseren Selbstwert. Rund um einen Schulwechsel kann die soziale Verbundenheit bei Kindern und Jugendlichen allerdings leicht verloren gehen. Besonders belastet sind Kinder in schwierigen Lebenssituationen, das Spektrum reicht dabei von der Scheidung der Eltern über Gewalterfahrungen bis zu Alkoholismus. Ein besonderer Schwerpunkt des Projekts, das von Psychiaterin Beate Schrank von der Karl Landsteiner Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften geleitet wird, sind außerdem psychische Erkrankungen der Eltern.

Vierjähriges Projekt

In dem 2018 gestarteten, auf vier Jahre angelegten Projekt erarbeitet das internationale und interdisziplinäre Forschungsnetzwerk "D.O.T. - Die Offene Tür" mit Sitz in Krems (Niederösterreich) spezielle Computerspiele, die neun- bis zwölfjährigen Schülern beim Aufbau von guten sozialen Bindungen nach dem Schulwechsel helfen sollen. Von dem Angebot sollen grundsätzlich alle Kinder profitieren, vor allem aber jene, die von Zuhause spezielle Belastungen mitbringen. Auch dem in dieser Altersgruppe zunehmenden Cyberbullying soll begegnet werden.

In das Projekt waren neben Kindern und Jugendlichen von 29 niederösterreichischen Schulen auch Psychologen, Theater- und Tanzpädagogen, Rhythmiker, Theaterregisseure und Sozialarbeiter eingebunden. Das Ergebnis ist eine Online-Plattform mit "Serious Games", die zum Teil extra dafür entwickelt wurden. Die Anleitung und Vorbereitung der Schüler übernehmen die jeweiligen Lehrer.

Ein Beispiel ist das digitale Rollenspiel "Lina ist nicht allein" fürs Smartphone: Die Schüler sollen hier zunächst allein und später gemeinsam mit Mitschülern herausfinden, wieso ihre fiktive Mitschülerin Lina, die erst unter dem Schuljahr neu in die Klasse gekommen ist, überraschend nicht zum Unterricht gekommen ist. Die Rätsel, bei denen durch Augmented Reality verschiedene Gegenstände ins Klassenzimmer projiziert werden, können nur gemeinsam gelöst werden. Im Spiel werden auch gezielt Schüler in Teams zusammengeführt, die normalerweise nicht zusammenarbeiten oder eng befreundet sind.

Umgang mit negativen Emotionen wird trainiert

Beim Rollenspiel "Schule kann manchmal ein Albtraum sein" verhalten sich Mitschüler und Erwachsene von einem Tag auf den anderen auffallend unfreundlich, Teile des Inventars sind zerstört, Unterricht findet nicht statt. Erklärung gibt es dafür keine. Auch bei diesem Spiel müssen Verbündete gefunden werden, um den Zustand der Schule zu verändern. Außerdem wird laut den Machern gezielt der Umgang mit negativen Emotionen trainiert.

Ob das Programm nur punktuell oder über einen längeren Zeitraum im Unterricht eingesetzt wird, können die Lehrer laut Konzept selbst entscheiden. Nächstes Jahr soll das Angebot fertig sein und dann von möglichst vielen Schulen getestet werden. Längerfristig soll es über Niederösterreich hinaus und auch in Jugendgruppen außerhalb der Schule einsetzbar sein.

Entstanden ist die Idee für das Projekt von D.O.T. übrigens bei der Crowdsourcing-Initiative "Reden Sie mit!" der Ludwig Boltzmann Gesellschaft 2015. Dabei wurde die Öffentlichkeit in die Entwicklung von Forschungsfragen einbezogen, auf Basis der eingegangenen Ideen haben Wissenschafter dann konkrete Forschungsprojekte entwickelt.

Service: Zwischenbericht der internationalen Forschungsgruppe "D.O.T. - Die offene Tür" am 13.2.2020, 14 Uhr, im Festsaal der Karl Landsteiner Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften, Dr. Karl-Dorrek-Straße 30, 3500 Krems. www.dot.lbg.ac.at, www.kl.ac.at/forschung/arbeitsgruppen/dot

(APA/red, Foto: APA/APA (dpa))

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