Powernap und Sex - Spätgeborene Winterschläfer leben auf Überholspur

2. März 2018 - 12:51

Für Gartenschläfer gleicht das Leben in ihrem ersten Jahr gewissermaßen einem Rennen, gilt es doch in wenigen Monaten fit - respektive fett - für den Winterschlaf zu werden. Besonders spät geborene Tiere schalten dafür den Turbo ein. Dieses "Leben auf der Überholspur" könnte allerdings auf Kosten der Gesamtlebenszeit gehen, berichten Wiener Forscher im Fachblatt "elife".

Spätgeborene Gartenschläfer vertrauen auf Powernapping
Spätgeborene Gartenschläfer vertrauen auf Powernapping

Das Leben von Gartenschläfern (Eliomys quercinus) ist stark vom Wechsel der Jahreszeiten bestimmt. Ihre Fortpflanzungsphase fällt in die Sommermonate und im Winter fahren sie ihren Stoffwechsel drastisch herunter. Sie kommen dann bis zum Frühjahr ohne Nahrungsaufnahme aus. Der Frage, wie es vor allem spät im Sommer geborenen Tieren gelingt, sich genügend Ressourcen für den ausgedehnten Schlaf in der kalten Jahreszeit zu sichern, widmeten sich Wissenschafter des Forschungsinstitutes für Wildtierkunde und Ökologie der Veterinärmedizinischen (Vetmed) Universität Wien.

Wachstumsraten von zwei Gruppen beobachtet

Das Team beobachtete dafür die Wachstumsraten und Gewichtszunahme von zwei Gruppen zu je 18 weiblichen Gartenschläfern, die entweder im Mai oder im August zur Welt kamen. Dabei interessierte sie vor allem, wie die Tiere ihre Fähigkeit nutzten, auch abseits des Winters stundenweise den Stoffwechsel herunterzufahren. Diese Art "Powernap" bezeichnen Wissenschafter als Tagestorpor, wie die Uni kürzlich in einer Aussendung mitteilte. Auch hier wird "ein Großteil der Körperprozesse heruntergefahren, um Energie zu sparen", so die Erstautorin der Arbeit, Britta Mahlert.

Die Untersuchung ergab, "dass dieses Powernapping vor allem eine Strategie der Nachzügler ist". Die Spätgeborenen schafften es u.a. aufgrund dessen, im Schnitt doppelt so schnell zu wachsen wie ihre im Mai geborenen Jahrgangskollegen. Auch ihre Fettreserven wuchsen doppelt so schnell an, auch wenn sie trotzdem nicht ganz mit dem durchschnittlichen Gewicht der früher geborenen Kollegen mithalten konnten. "Nach der intensiven Wachstumsphase, nutzten die Nachzügler häufiger und länger den Tagestorpor und reduzierten damit ihre Aktivitätszeit stärker je näher der Winterschlaf rückte", erklärt Mahlert. So schafften es auch alle untersuchten Tiere über den Winter.

Erstaunlicherweise schalteten die Nachzügler auch danach nicht zurück: "Die spät geborenen Weibchen vermehrten sich mehr als die, die früher zur Welt kamen", so Studienleiter Sylvain Giroud. Die Wissenschafter wollen sich nun den langfristigen Kosten dieses Lebenswandels verstärkt widmen. Es gebe nämlich Hinweise, dass dies den Tieren das eine oder andere Lebensjahr kosten könnte und trotz vermehrter sexueller Aktivität den Lebenszeit-Fortpflanzungserfolg vermindert.

Service: https://elifesciences.org/articles/31225

(APA/red, Foto: APA/Sylvain Giroud)

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