Pollenwespen bauen mithilfe von Seide Nester in losem Sand

9. April 2021 - 5:41

Schon der Bibel zufolge sollte man sein Haus nicht auf Sand bauen. Pollenwespen der Gattung Quartinia scheren sich nicht darum und bauen ihre Nester sogar in losem Sand. Stabilisiert werden ihre Häuser mithilfe von Seide, berichten Forscher des Naturhistorischen Museums (NHM) Wien im Fachjournal "Arthropod Structure & Development". Sie entdeckten eine bisher unbekannte Drüse in den Mundwerkzeugen der Weibchen, die mit der Seidenproduktion in Zusammenhang steht.

Quartinia canariensis
Quartinia canariensis

Pollenwespen gehören zu den Faltenwespen. Die meisten der etwa 300 beschriebenen Arten graben ihre Nester in feste, lehmige Böden oder verwenden Lehm, um oberirdisch Brutzellen zu bauen. Die Vertreter der vor allem im Mittelmeerraum und im südlichen Afrika vorkommenden Gattung Quartinia errichten ihre Nester hingegen in losem Sand. Die Weibchen stabilisieren dabei die Wände, indem sie die Sandkörner mit einem seidenartigen Gespinst fixieren.

Bisher war bekannt, dass die rund zwei bis sieben Millimeter großen Tiere die Seidenfäden mit der Mundregion auftragen. Die NHM-Forscher haben nun gemeinsam mit Kollegen vom Naturkundemuseum Stuttgart nach den spezifischen Strukturen gesucht, die mit dieser Verhaltensweise zusammenhängen und dazu die Köpfe von Weibchen dieser Gattung mit jenen von Männchen und anderen Pollenwespen verglichen.

Bisher unbekanntes Drüse identifiziert

"Dabei konnten wir eine bisher unbekannte Drüse in den Mundwerkzeugen der Weibchen identifizieren, die mit der Seidenproduktion in Zusammenhang steht. Außerdem haben wir einen ganz ungewöhnlichen Fortsatz an der Spitze der Unterkiefer entdeckt, der wahrscheinlich zum Spinnen der Fäden benutzt wird", erklärte Dominique Zimmermann vom NHM in einer Aussendung. Bei Männchen und Vertretern anderer Gattungen fehlen diese Strukturen.

Für die Wissenschafter sind die neu entdeckten Strukturen "Schlüsselanpassungen" der Gattung Quartinia, die ihr die Besiedelung einer für Pollenwespen neuen ökologischen Zone ermöglicht haben. Zwar kommen alle Pollenwespen in trockenen Gebieten vor, sie sind dort aber grundsätzlich an feste Lehmböden gebunden und benötigen zumindest zeitweise Wasser, um den harten Boden zum Nestbau aufzuweichen. Nur die Arten der Gattung Quartinia finden sich in sandigen Wüsten, Halbwüsten oder Küstendünen, wo sie zahlreich sein können und wichtige Bestäuber von Wüstenpflanzen sind.

Neben der Fähigkeit zur Seidenproduktion bei Weibchen weisen alle Vertreter der Gattung weitere Anpassungen an die Wüsten-Bedingungen auf: Sie können unter extremen Bedingungen wie hohen Temperaturen oder starken Winden fliegen und ihre geringe Körpergröße ermöglicht es ihnen, mit den geringen Ressourcen wüstenartiger Lebensräume auszukommen. Ihren Eigenbedarf an Wasser decken die Wespen über den Nektar blühender Pflanzen.

Service: https://doi.org/10.1016/j.asd.2021.101045

(APA/red, Foto: APA/Volker Mauss)

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