8.4.2024, 15:06 Uhr

Pflege: 3.000 Ausbildungsplätze fehlen pro Jahr

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Die großen Anbieter von Betreuung für Pflegebedürftige fordern weitere grundlegende Reformen in diesem Bereich. Die Bundesregierung habe "vieles in die Wege gebracht", sagte Anna Parr von der Caritas und Vorsitzende des Dachverbands Bundesarbeitsgemeinschaft Freie Wohlfahrt (BAG). Es brauche jedoch weitere Reformschritte, um den "massiven Herausforderungen" begegnen zu können. Pro Jahr fehlen aktuell 3.000 Ausbildungsplätze in der Pflege und Betreuung, betonte Parr.

"Unsere Pflege braucht weitere Pflege", sagte die Generalsekretärin der Caritas Österreich bei einer Pressekonferenz der BAG in Wien. "Wir sehen nach wie vor ein sehr großes Stückwerk, einen Fleckerlteppich, und nicht die Reform, die wir brauchen." Es gibt je Bundesland unterschiedliche Angebote und Kosten, erläuterte Parr. Gleichzeitig herrscht aufgrund der Demografie und der in Pension gehenden Babyboomer-Generation rasant wachsender Bedarf an Pflege, hielt die BAG-Vorsitzende fest.

Die BAG hat in einem aktuellen Positionspapier 61 Maßnahmen für die zukünftige Absicherung der Pflege und Betreuung erarbeitet, erläuterte Parr. Die fünf wesentlichen Bereiche umfassen erstens Pflege- und Betreuungspersonal, zweitens Versorgungslandschaft und Dienstleistungen, drittens Pflege- und betreuungsbedürftige Menschen und ihre Angehörigen, viertens Organisation, Finanzierung und Digitalisierung der Pflege und letztlich eine Reform des Pflegegelds. Parr hofft auf Umsetzungen unter der aktuellen Regierung, das vorgeschlagene Reformpaket sollte aber "jedenfalls wegweisend sein für eine künftige, kommende Regierung".

Ausbildungsplätze müssen aufgestockt werden

Zum ersten Punkt sei das Ziel, "möglichst viele Menschen in Pflege- und Betreuungsberufe zu bringen und zu halten", sagte Parr. "Diese Berufe sind sehr beliebt", versicherte sie. Die Ausbildungsplätze müssten aufgestockt werden. Ein Mehr an Ausbildung bedeute auch ein Mehr an Lehrpersonen. Dafür brauche es finanzielle Unterstützung. Für 3.000 zusätzliche Pflegekräfte pro Jahr sei zudem die Gewinnung von Personal im Ausland notwendig. Österreich müsse sich attraktiver machen und Hürden abbauen, etwa bei Aufenthaltsbewilligungen. "Wir brauchen hier eine Willkommensstruktur in Österreich", sagte Parr.

Volkshilfe-Direktor Erich Fenninger forderte von der Politik verlässliche, leistbare, wohnortnahe Leistungen im ausreichenden Maße. Er sei müde, daran erinnern zu müssen. "Wir sind für die Durchführungssicherheit verantwortlich", betonte Fenninger, die Versorgungssicherheit werde aber von der Politik nicht ausreichend garantiert. Probleme würden "nicht gelöst, sondern letztlich nur gelindert", es brauche dringend weitere Schritte und eine richtige Zusammenarbeit zwischen Bund und Ländern. Auch Maria Katharina Moser, Direktorin der Diakonie Österreich, verlangte eine "radikale Reform". Dazu gehöre Gesundheitsförderung, Prävention und soziale Teilhabe. Es gehe um die Erhöhung der gesunden Lebensjahre, bei denen Österreich unter dem EU-Schnitt liege.

"Der Zugang zum Pflegegeld muss reformiert werden", forderte der Generalsekretär des Österreichischen Roten Kreuzes, Michael Opriesnig. 40 Prozent der Pflegegeldbezieherinnen und -bezieher werden ausschließlich von Angehörigen zu Hause betreut. Diese pflegenden Angehörigen seien gefährdet, in Altersarmut zu geraten. Zudem müssten postvirale Erkrankungen wie Long Covid in den Pflegegeldanspruch hineingenommen werden. Hilfswerk-Österreich-Geschäftsführerin Elisabeth Anselm sprach sich im Namen der BAG für mehr Digitalisierung und eine verbesserte Datenlage aus. Weiters müsse die von Bund, Ländern und Gemeinden gegründete Pflegeentwicklungskommission ihre Arbeit aufnehmen.

Service: Positionspapier als PDF-Download: https://go.apa.at/8KkMnuAM

APA/red Foto: APA/APA/THEMENBILD/HANS KLAUS TECHT