Permakultur-Experte sieht in Landwirtschaft Lösung der Klimakrise

7. Januar 2022 - 8:05

Der Permakultur-Designer Jonas Gampe ist davon überzeugt, dass der Klimawandel "innerhalb kürzester Zeit komplett ausgebremst" werden könnte, würden die landwirtschaftlichen Strukturen weltweit verändert. Das große Potenzial der Landwirtschaft werde von der Politik verkannt, fand Gampe im APA-Interview. Die "kleinteiligen" Strukturen in Österreich sah der Landschaftsbau-Techniker als Vorteil für die "Etablierung von Ökosystemen". Permakultur sei zudem "überall anwendbar".

Veränderungspotenzial in der Landwirtschaft wird noch nicht genutzt
Veränderungspotenzial in der Landwirtschaft wird noch nicht genutzt

"Weil jedes Grundstück individuell geplant wird, gibt es grundsätzlich keine Voraussetzungen", unterstrich Gampe. So fließe die "Beschaffenheit des Bodens, das Wetter, die Anrainerinnen und Anrainer, verfügbare Ressourcen und Zielsetzungen" in die jeweiligen Projekte ein. Permakultur, also ein nachhaltiges dauerhaftes Bewirtschaften, betreffe auch das soziale Zusammenleben und die Gesellschaft an sich, so Gampe. Zudem sei "jeder landwirtschaftliche Betrieb" dafür geeignet.

Fehlender politischer Wille

"Es ist ein schrittweiser Übergang", erklärte der Garten-Techniker. Dass Permakultur derzeit noch ein "Nischen- bzw. Pionierthema" sei, lag seiner Meinung nach vor allem am fehlenden politischen Willen. Gampe, der aktuell in Bayern wohnt, übte scharfe Kritik und forderte die Politik auf, "sinnvoll zu fördern anstatt zu behindern" und endlich "eine Agrarreform, die regenerative anstatt abbauende Landwirtschaft fördert" anzustoßen. Außerdem fehle es derzeit an "Schauprojekten", die das Konzept Permakultur verdeutlichen.

Es handle sich dabei um ein "Gestaltungskonzept" für eine Landwirtschaft, die ein "Überleben im Einklang mit der Natur" ermöglichen soll. Dabei stünden nicht nur die vielfältigen Funktionen einzelner Elemente, sondern auch "Ressourcenschonung und ein Kreislaufsystem" im Mittelpunkt. "Es geht weniger um konkrete Vorgaben, sondern vielmehr um ein langfristig angelegtes, lösungsorientiertes Bewirtschaften", erläuterte der Deutsche.

Hohes Veränderungspotenzial in der Landwirtschaft

Dass eine umfassende Strukturänderung der Landwirtschaft "mit keinem Wort in allen bisherigen Klimakonferenzen und deren Beschlüssen erwähnt" wird, konnte Gampe nicht nachvollziehen. Habe die Landwirtschaft doch "ein dermaßen hohes Potenzial zur Veränderung, dass es vollkommen ausreichen würde, lediglich die landwirtschaftlichen Strukturen zu verändern". Es bräuchte "weder eine Energiewende, noch einen Kohleausstieg", es gäbe keine Hungersnöte mehr und das menschengemachte Artensterben würde gestoppt, zeigte sich Gampe überzeugt.

Dabei ging er von folgendem Szenario aus: "Würde der Anbau sämtlicher landwirtschaftlicher Güter in multifunktionalen Ökosystemen geschehen - also in einer vielfältigen und sich ergänzenden Mischung unterschiedlicher Pflanzen -, so wäre in etwa die Hälfte aller landwirtschaftlichen Fläche mit Gehölzen bedeckt". Diese würden nicht nur "die dazwischen liegenden ein- und mehrjährigen Pflanzen vor Wind, Hagel und Verdunstung schützen". Die bewaldeten Flächen würden ebenso CO2 speichern - und zwar "rund sieben Tonnen pro Jahr und Hektar", rechnete Gampe vor. Würden alle landwirtschaftlichen Flächen weltweit umgestaltet, könnte die Menschheit damit in etwa so viel CO2 binden wie weltweit ausgestoßen wird, präsentierte Gampe seine Annäherung.

Das Interesse unter Privatpersonen und Firmen an Permakultur steige, die großen Entscheidungsträger vonseiten der Politik seien allerdings noch säumig, kritisierte Gampe. Corona habe gezeigt, wie massiv und radikal die Politik eingreifen könne - "wenn sie will". Gegenüber dem Zusammenbruch der Biosphäre sei das Coronavirus ein "absoluter Witz", fand Gampe drastische Worte.

(APA/red, Foto: APA/APA/THEMENBILD/ROLAND SCHLAGER)

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