Neuer Schweizer "Kompass" antizipiert wissenschaftliche Durchbrüche

7. Oktober 2021 - 12:23

Die Schweizer Stiftung "Geneva Science and Diplomacy Anticipator" (Gesda) hat ein neues Instrument vorgestellt, das eine zukunftsorientierte Politikgestaltung ermöglichen soll. Der Radar antizipiert künftige Durchbrüche in der Wissenschaft. Mehr als 500 Wissenschafterinnen und Wissenschafter weltweit identifizierten dafür 216 solcher Erfolge, die in den nächsten fünf, zehn und 25 Jahren zu erwarten sind.

Der Radar soll jedes Jahr mit Beiträgen aus der Forschung aktualisiert werden
Der Radar soll jedes Jahr mit Beiträgen aus der Forschung aktualisiert werden

Die Fortschritte werden Gesda zufolge potenziell große Auswirkungen darauf haben, "wer wir als Menschen sind, wie wir zusammenleben werden und wie wir die Nachhaltigkeit unseres Planeten sicherstellen können". Die antizipierten Durchbrüche stehen im Zusammenhang mit der Quantenrevolution und der künstlichen Intelligenz (KI), der Verbesserung des Körpers durch Technologie, der Regeneration von Ökosystemen sowie der Wissenschaftsdiplomatie.

So dürfte die KI in 25 Jahren laut diesem Radar etwa neue Erkenntnisse über das menschliche Bewusstsein ermöglichen, die Gen-Technologie könnte altersbedingte Prozesse korrigieren, verlangsamen oder sogar umzukehren. Und neue Technologien könnten helfen, Kohlendioxid aus der Luft abzuscheiden und in synthetische Kraftstoffe und andere Chemikalien umzuwandeln.

Instrument zur Entscheidungsfindung

Mit der am Donnerstag lancierten und präsentierten öffentlichen Plattform will Gesda multilateralen Akteuren und Politikern ein Instrument zur Entscheidungsfindung in die Hand geben. "Wir haben unseren Sitz in Genf, aber wir arbeiten für ein globales Gemeinwohl", sagte Peter Brabeck-Letmathe, der Gesda-Vorsitzende und ehemalige Nestlé-Präsident. "Jetzt ist es an der Zeit, dass sich die Wissenschaft mit der Gesellschaft auseinandersetzt", so Patrick Aebischer, Co-Vorsitzender der Stiftung und früherer Präsident der ETH Lausanne (EPFL). Nur wenn die Wissenschaft mit der Politik und der Diplomatie an einem Tisch sitze, gelinge es, dass so viele Menschen wie möglich von neuen Technologien profitieren können.

"Das Internet wurde in am Cern in Genf entwickelt", sagte Aebischer. Wenn man damals bereits antizipiert hätte, dass das Internet die Welt tiefgreifend verändert, hätte man womöglich etwa bezüglich Regulierungen anders gehandelt.

Der Radar soll ein lebendiges Instrument sein: Er soll jedes Jahr mit Beiträgen aus der Forschung, aber auch mithilfe von Bürgerinnen und Bürger sowie Nichtregierungsorganisationen aktualisiert werden. Für diesen gesellschaftlichen Dialog wurde ein interaktives Forum eingerichtet. So soll die Plattform auch zur Demokratisierung der Wissenschaft in der Bevölkerung beitragen.

Gipfel beschäftigt sich mit 16 Themen

Von Donnerstag bis Samstag wird sich der erste Gesda-Gipfel auf 16 Themen konzentrieren, die mit diesem Instrument bisher identifiziert wurden und die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen bis 2030 voranbringen könnten. Über 100 Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Diplomatie und Forschung wurden erwartet.

Die Stiftung Gesda wurde 2019 vom Schweizer Bund, dem Kanton und der Stadt Genf ins Leben gerufen. Ziel ist, die Auswirkungen und die Dynamik wissenschaftlicher Fortschritte zu antizipieren, um deren Potenzial für das globale Wohlergehen zu nutzen.

(APA/red, Foto: APA)

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