Neuer Bluttest für Status der Fettlebererkrankung identifiziert

21. Juni 2022 - 12:23

Ein Studienteam der MedUni Wien hat die Rolle eines bestimmten Subtyps von Makrophagen (weiße Blutkörperchen, Anm.) bei der fortschreitenden Nichtalkoholischen Fettlebererkrankung identifiziert. Diese Zellen üben als Teil des Immunsystems eine schützende Funktion gegenüber Fibrose und Leberzirrhose aus. Gleichzeitig sind sie als mittels Bluttest messbarer Biomarker für das Fortschreiten der Lebererkrankung geeignet.

Von Blut kann man viel ablesen
Von Blut kann man viel ablesen

Diese Ergebnisse hat das Studienteam im renommierten "Journal of Hepatology" veröffentlicht, teilte die MedUni in einer Aussendung mit. Nichtalkoholische Fettleber zählt zu den weltweit häufigsten chronischen Lebererkrankungen und betrifft Schätzungen zufolge etwa 30 Prozent der europäischen Bevölkerung. Chronische Fettlebererkrankung kann zu einer nicht umkehrbaren Leberzirrhose führen, deren einzige Therapiemethode eine Lebertransplantation ist, weshalb die frühzeitige Erkennung von Patientinnen und Patienten mit nichtalkoholischer Fettleber besonders wichtig ist.

Die Krankheitsentwicklung (Pathogenese) von Nichtalkoholischer Fettleber, insbesondere fortgeschrittener Steatohepatitis (NASH, auch: Fettleber-Hepatitis), geht mit starken Veränderungen der Immunzellen in der Leber einher. Erst kürzlich wurde die vermehrte Ansammlung eines Subtyps von Fresszellen (Makrophagen), an deren Oberfläche der Rezeptor TREM2 in hohen Mengen vorhanden ist, in der Fettleber beschrieben.

Makrophagen-Subtyp schützt vor Leberzirrhose

Das Studienteam der MedUni Wien hat nun die Rolle eines bestimmten Subtyps von Makrophagen bei der fortschreitenden Nichtalkoholischen Fettlebererkrankung identifiziert. Diese Zellen üben als Teil des Immunsystems eine schützende Funktion gegenüber Fibrose und Leberzirrhose aus. Die Rolle von TREM2-positiven Makrophagen im Rahmen von Fettlebererkrankungen war bisher aber nicht bekannt. Das Forschungsteam rund um Christoph Binder und Tim Hendrikx vom Klinischen Institut für Labormedizin konnte im Tiermodell zeigen, dass diese bestimmten Fresszellen eine schützende Funktion bei Fibrose - eine Vorstufe der Leberzirrhose - haben. Diese Zellen sind bei Entzündungsprozessen der nichtalkoholischen Fettleber vermehrt in den betroffenen Bereichen der Leber anzutreffen, wo sie sich insbesondere in Bereichen der Zellschädigung und Fibrose ansammeln.

Das interdisziplinäre Studienteam zeigte auch in Knochenmark-Transplantationsmodellen, dass ein hämatopoetischer TREM2-Mangel die effiziente Fettspeicherung und den Abbau des überschüssigen Bindegewebes (extrazellulären Matrix) verhindert, was zu einer verstärkten Fettleber-Hepatitis (Steatohepatitis), Zelltod und Fibrose führt. Demnach erfüllen TREM2-positive Makrophagen eine wichtige schützende Funktion in der Nichtalkoholischen Fettleber, wo sie insbesondere die Fettansammlung, Entzündungsprozesse und das Fortschreiten der Erkrankung bis hin zur Leberfibrose verhindern. "Durch eine Stärkung dieser Schutzfunktion von TREM2-positiven Makrophagen könnten neue therapeutische Ansätze zur Behandlung der Fettleber-Hepatitis entwickelt werden", sagte Florentina Porsch, Ko-Erstautorin der Studie.

TREM2 ist im Organismus sowohl als Membranrezeptor auf Zellen vorhanden, es gibt aber auch eine lösliche Form (sTREM2), die im Blut nachweisbar ist. Die Rolle dieser löslichen Form im Immunsystem ist noch nicht geklärt. Allerdings entdeckten die StudienautorInnen anhand von Patientinnen und Patienten, dass sie sich zur Bestimmung des aktuellen Status der Erkrankung eignet und wesentlich besser als bisher verwendete Biomarker zwischen den unterschiedlichen Stadien der Fettleber-Hepatitis unterscheiden kann. "TREM2 in löslicher Form ist ein ausgezeichneter Biomarker zur Identifizierung und Statusanzeige der fortgeschrittenen Lebererkrankung, die unbehandelt von der Fettlebererkrankung zur unheilbaren Leberzirrhose fortschreiten kann", erläuterte der Erstautor Tim Hendrikx vom Klinischen Institut für Labormedizin der MedUni Wien.

Service: Fachartikel: https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0168827822003592

(APA/red, Foto: APA/APA/dpa/Patrick Seeger)

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