17.2.2025, 03:30 Uhr

Neue Off-Label-Medikamentenliste bei Post Covid und ME/CFS

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Auch fünf Jahre nach Start der Corona-Pandemie können postvirale Erkrankungen wie Post Covid nur symptomlindernd behandelt werden. Neben einer Stabilisierung der Patienten kann mit einer solchen Behandlung in vielen Fällen auch eine Verschlechterung der Erkrankungen verhindert werden, betonten die Leiterinnen des Referenzzentrums für postvirale Syndrome an der MedUni Wien. Neu ist eine Off-Label-Liste der ÖGK mit Medikamenten für postvirale Zustände oder auch ME/CFS.

Man müsse betonen, dass eine Symptom-Behandlung "ganz wichtig ist, weil man damit die Patienten stabilisieren kann und auch bei vielen eine Verschlechterung aufhalten kann", sagte eine der beiden Leiterinnen des Referenzzentrums, Eva Untersmayr-Elsenhuber im APA-Interview.

Sobald bei Betroffenen aber die sogenannte postexertionelle Malaise (PEM) eine Rolle spielt bzw. sobald der ME/CFS-Subtyp der Erkrankung zutrifft, die die schwerste Form darstellt, dann sei "Pacing" das "Um und Auf". Es gehe dabei darum, "dass man hier quasi die individuellen Aktivitätsgrenzen definiert und über diese Aktivitätsgrenzen nicht drüber geht". Denn ohne Pacing habe auch die symptomatische Behandlung nicht den gewünschten Erfolg, dies hätten auch eigene Forschungen gezeigt. Zur Medikamenten-Forschung sagte die Expertin, man müsse als Patient leider akzeptieren, dass die Entwicklung von neuen Therapien Zeit brauche.

Neue Off-Label-Medikamentenliste

Untersmayr-Elsenhuber wie auch deren Co-Leiterin Kathryn Hoffmann verwiesen auch auf die seit kurzem in Österreich bei der Gesundheitskassa (ÖGK) verfügbare Off-Label-Liste mit Medikamenten, die bei postviralen Zuständen oder ME/CFS von Ärzten verschrieben werden können (abrufbar unter https://go.apa.at/rtUbsnWF). Die Kassa trägt auch die Kosten. Die Liste ist in Kooperation zwischen der ÖGK und dem Referenzzentrum und Experten in Österreich entstanden. "Die ÖGK hat hier eine Vorreiterrolle übernommen", so Untersmayr-Elsenhuber. Sie hofft, dass andere Kassen dem Beispiel folgen.

Die Abklärung und auch Verschreibung kann beim Hausarzt bzw. der Hausärztin oder bei Fachärzten bzw. Fachärztinnen erfolgen. Als Beispiel nennt Untersmayr-Elsenhuber das Mastzellaktivierungssyndrom, das oft als Komorbidität bei Post Covid oder auch ME/CFS vorliegt. Hier könnten etwa Antihistaminika vom Hausarzt verschrieben werden. Wichtig sei aber immer die klinische bzw. labordiagnostische Diagnosestellung. Dies gelte etwa auch für orthostatische Dysregulation (wie etwa POTS - einer Fehlfunktion des autonomen Nervensystems mit starkem Pulsanstieg in sitzender oder stehender Position). Diese kann mittels eines einfachen, aber etwas zeitaufwendigen Schellong-Tests nachgewiesen werden. "Wenn die Zeit vorhanden ist, wäre es natürlich wünschenswert, dass das auch eine Hausärztin bzw. ein Hausarzt durchführen kann".

Behandlungsstellen für komplexere Fragestellungen nötig

Hausärzte sollten auch weiterhin die ersten Ansprechpartner bleiben. Freilich wäre es nötig, dass die aufwendige und zeitintensive Diagnostik von postviralen Erkrankungen auch finanziell abgedeckt wird. Für speziellere Fälle und komplexere Fragestellungen, die vom hausärztlichen Bereich nicht abgedeckt werden können, brauche es spezialisierte Behandlungsstellen, die von Patientenvertretern und -vertreterinnen und auch Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) gefordert wurden - und im Zuständigkeitsbereich der Bundesländer liegen.

Auch gab Untersmayr-Elsenhuber zu bedenken, dass es für Betroffene, die wenig Energieressourcen haben, schwer bis unmöglich ist, die nötigen vielen verschiedenen Fachärzte, Labore oder Untersuchungseinrichtungen aufzusuchen. "Es wäre wünschenswert, wenn diese vielfältigen Wege dann vereinfacht werden in einer Behandlungsstelle." Auch Telemedizin und Hausbesuche müssten mitgedacht werden.

Bisher gab es nur in Salzburg einen entsprechenden Beschluss für die Einrichtung einer solchen Behandlungsstelle, im Burgenland eine Willenserklärung der Politik. "Es gibt Gespräche in mehreren Ländern", sagte dazu Untersmayr-Elsenhuber. Da multidisziplinär gearbeitet und behandelt werden müsse, sei dies "schon eine große Herausforderung".

Service: Weitere Informationen auf der Webseite des Nationales Referenzzentrum für postvirale Syndrome: https://go.apa.at/gZKEwUld

APA/red Foto: APA/APA/GINDL/BARBARA GINDL