Mit dem Avatar ins alte Pompeji: Immersive Schau in Wien

1. Oktober 2024 - 12:26

Im Jahr 79 führte der Ausbruch des Vesuvs zu einer der größten Tragödien der Antike: zur Zerstörung Pompejis. 2024 kann man mit moderner Technologie "Die letzten Tage von Pompeji", wie eine immersive Schau in der Marx Halle Wien heißt, mitverfolgen. Mit einem VR-Avatar wandelt man sogar buchstäblich durch die Räume einer Villa. Und den Vulkanausbruch erlebt man gefahrlos mit. "Wir wollen die menschliche Komponente der Stadtgeschichte hervorheben", so Kuratorin Míriam Huéscar.

Blick auf das antike Pompeji vor dem Vesuv
Blick auf das antike Pompeji vor dem Vesuv

Die Ausstellung (ab Mittwoch) folgt dem mit "Monets Garten", "Frida Kahlo" und "Tutanchamun" erprobten Konzept: Es gibt Hintergrundinformationen, Replika diverser Fundstücke, einen immersiven Raum und VR-Erlebnisse. Setzt man beim Besuch von "Die letzten Tage von Pompeji" die VR-Brille auf, befindet man sich mitten in einem wüsten Gladiatorenkampf, was wohl besonders ein junges Publikum anspricht und die Idee hinter der Ausstellungsart verdeutlicht: "Es geht um die Balance zwischen der Vermittlung von Geschichte und Archäologie und Entertainment", sagte Huéscar, Kunsthistorikerin aus Madrid im APA-Gespräch.

Es geht um Vermittlung von Wissen

"Wir wollen Geschichte attraktiv aufbereiten, sodass sich Menschen dafür interessieren, die sonst vielleicht nicht damit in Berührung kommen würden. Aber der historische Teil ist fundamental. Man muss sehr vorsichtig sein, es mit dem Entertainment nicht zu übertreiben. Es geht immer noch um Vermittlung von Wissen", betonte sie, die als 15-Jährige zum ersten Mal die archäologische Stätte Pompeji besuchte "und fasziniert war". Infotafeln erläutern das Leben in der antiken Stadt, geben Auskunft über Essgewohnheiten (sieben Gänge am Abend), Mode (verheiratete Frauen tragen Wollstolas), Tagesabläufe, die tödliche Eruption und die Wiederentdeckung im 18. Jahrhundert.

Im immersiven Raum werden die titelgebenden "letzten Tage" durch Rundum-Projektionen und Toneffekte erzählt. Höhepunkt ist aber ein "Metaversum". Wieder gilt es, eine VR-Brille aufzusetzen, allerdings bewegt man sich mit Avataren tatsächlich durch die virtuellen Räume eines Gebäudes, nachempfunden der Mysterienvilla Pompejis. Wegen der dort entdeckten Fresken mit Darstellungen dionysischer Mysterien handelt es sich um einen der bedeutendsten Fundorte der klassischen Archäologie. "Wir haben uns ein paar künstlerische Freiheiten erlaubt, um das Erlebnis zu steigern. Man besucht zum Beispiel einen Weinkeller, den die Mysterienvilla nicht hat. Es ist ein Mix aus verschiedenen Häusern", erzählte Huéscar.

Familienorientierte Schau

Es sei ihre erste immersive Ausstellung, sagte die Kunsthistorikerin. Anfangs sei sie skeptisch gewesen. Mittlerweile betrachte sie Technologie als ergänzendes Element, Historie und Archäologie einem breiten Publikum aufzubereiten: "Immersive Ausstellungen erlauben uns eine andere Art des Reisens. Ich glaube auch, dass damit Leute auf die Wichtigkeit der Erhaltung solcher Stätten wie Pompeji aufmerksam werden. Geschichte ist die Basis unserer Gesellschaft." Huéscar wies auf die enge Zusammenarbeit mit Experten in Pompeji hin, um neueste Erkenntnisse in die populärwissenschaftliche Aufbereitung einfließen zu lassen.

In dem archäologischen Park am Golf von Neapel sieht man immer wieder Gipsabgüsse von Menschen, die bei dem Vulkanausbruch von sich später härtender Asche bedeckt wurden. Damit hält man sich bei "Die letzten Tage von Pompeji" abgesehen von einem dreidimensionalen Schaubild am Eingang und einer Infotafel zurück. "Wir wollten das nicht übertreiben", erklärte die Kuratorin. "Unsere Schau ist familienorientiert." So gibt es auch einen "antiken" Garten zum Verweilen und Durchschnaufen nach dem Besuch in der Gladiatoren-Arena.

Service: "Die letzten Tage von Pompeji" in der Marx Halle, Karl-Farkas-Gasse 19, 1030 Wien, 2.10.24-5.1.25, SO-MI 10-20 Uhr, letzter Einlass 18.30 Uhr, DO-SA 10 bis 21 Uhr, letzter Einlass 19.30 Uhr, https://pompeji-experience.com/wien

(APA/red, Foto: APA/APA/AFP/MARIO LAPORTA)

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