Lehrerausbildung - Theorie und Praxis sollen besser verzahnt werden

26. Januar 2023 - 7:59

Die 2015/16 in Kraft getretene neue Lehrerausbildung hat sich positiv auf die Profession ausgewirkt, es gibt aber Weiterentwicklungsbedarf. Das zeigt ein Evaluierungsbericht des Qualitätssicherungsrats für die Pädagogenbildung (QSR) und der Pädagogischen Hochschulen (PH) Luzern und St. Gallen, der mit der Industriellenvereinigung (IV) vorgestellt wurde. QSR-Chef Andreas Schnider plädiert gegenüber der APA für eine "bessere Verzahnung von Theorie und Praxis".

Die Ausbildung der Lehrer soll reformiert werden
Die Ausbildung der Lehrer soll reformiert werden

Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) hat zuletzt als Reaktion auf den zunehmenden Personalmangel eine Reform der Lehrerausbildung angekündigt. Das Bachelorstudium soll ab dem Studienjahr 2024/25 nur noch drei anstelle von bisher vier Jahre dauern. Für die Primarstufe (v.a. Volksschule) soll die Gesamtdauer für Bachelor- und Masterstudium mit fünf Jahren gleich bleiben. Für Lehrer der Sekundarstufe (v.a. Mittelschule, AHS, BMHS) beträgt die Gesamtdauer künftig ebenfalls nur noch fünf Jahre und sinkt damit für diese Gruppe um ein Jahr. Die bestehenden Studieninhalte müssen dadurch neu auf Bachelor- und Masterstudium verteilt bzw. bei den Sekundarstufenlehrern auch Inhalte gekürzt werden.

Reform zum rechten Zeitpunkt

Für Schnider kommt die Reform zum rechten Zeitpunkt, zeige die Evaluierung doch auf, wo es genau Handlungsbedarf gebe. So müssten die Inhalte in den Bachelor- und Masterstudien noch besser auf das jeweilige Semester abgestimmt werden. "Dabei geht es nicht bloß um mehr Praxis in der Lehramtsausbildung, es braucht in erster Linie eine bessere Verzahnung von Theorie und Praxis", so Schnider in einer schriftlichen Stellungnahme. Werde das bei der geplanten Weiterentwicklung der Lehrerausbildung berücksichtigt, biete der Master optimale Unterstützung und Begleitung in den ersten Berufsjahren.

In der Evaluierungsstudie wird zudem u.a. empfohlen, sich die Zusammenarbeit zwischen Schulen, PHs und Unis genauer anzuschauen. Außerdem sollten die Hochschulen prüfen, in welchen Studienphasen künftig welche Studieninhalte vermittelt werden sollen und für welche Inhalte welcher Praxisbezug unerlässlich ist. Außerdem wäre zu überlegen, inwiefern Fragestellungen, die sich aus den Praxiserfahrungen in den Praktika ergeben, auch in Lehrveranstaltungen behandelt werden könnten.

Schwierige Rahmenbedingungen besonders für Junglehrer

Teil des fast 700 Seiten dicken Bandes ist auch eine Evaluierungsstudie zur Induktionsphase, der Berufseinführung von Junglehrern im ersten Jahr. Darin beklagt "eine substanzielle Anzahl" von Junglehrern schwierige strukturelle Rahmenbedingungen wie eine hohe Unterrichtsverpflichtung, Unterstützung durch Mentorinnen und Mentoren mit anderen Unterrichtsfächern, sowie Unterrichten in verschiedenen Klassen, Schulstufen, Schulen bzw. Einsatz in Fächern, für die die jungen Pädagogen nicht ausgebildet wurden.

Durch Zeitknappheit blieben kaum gemeinsame Zeitfenster, um die eigentlich angestrebte Betreuung und Zusammenarbeit adäquat umzusetzen. 20 Prozent der Mentoren waren für zwei oder mehr Berufseinsteiger verantwortlich, ebenso viele betreuten Junglehrer, die nicht einmal am eigenen Schulstandort tätig waren. In der Sekundarstufe hatte die Hälfte der Mentoren eine andere Ausbildung bzw. ein anderes Unterrichtsfach als ihr Schützling. In einigen Punkten gab es zwar mittlerweile gesetzliche Änderungen, wie die Studienautoren Manfred Prenzel und Marko Lüftenegger einräumen, aber "es bleibt noch viel zu tun". "Höchst problematisch" sei etwa die Tendenz in Zeiten des Personalmangels, Studierende vor dem Bachelorabschluss für selbstständiges Unterrichten anzustellen und zugleich in die Induktionsphase aufzunehmen. Das sei eine Belastung und "eigentlich eine Überforderung".

Service: https://www.qsr.or.at

(APA/red, Foto: APA/APA/THEMENBILD/GEORG HOCHMUTH)

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