"Lebenslanges Impfen" empfohlen

23. April 2018 - 9:06

Experten empfehlen "lebenslanges Impfen". Oft wird auf Immunisierungen im Erwachsenenalter nämlich vergessen. Neben Hygiene und dem Zugang zu sauberem Wasser hätten sie weltweit die größte Auswirkung auf die öffentliche Gesundheitsvorsorge im 20. Jahrhundert gehabt, sagte jetzt Reda Guiha, Leiter des Bereichs Impfstoffe des US-Pharmakonzerns Pfizer, im Rahmen einer Presseveranstaltung in Dublin.

Zugang zu Impfstoffen wird künftig ein großes Thema
Zugang zu Impfstoffen wird künftig ein großes Thema

Derzeit hat das Unternehmen mehrere neue Impfstoffe in Entwicklung. In der Pipeline befinden sich aktuell etwa Vakzine gegen Staphylococcus aureus sowie Clostridium difficile, die zu den häufigsten sogenannten Krankenhauskeimen gehören, erklärte Nicholas Kitchin, der bei Pfizer im klinischen Forschungs- und Entwicklungsbereich tätig ist. Eine Infektion kann lebensbedrohlich sein, durch den zu häufigen, nicht notwendigen Einsatz von Antibiotika entwickeln sie außerdem vermehrt Resistenzen, wodurch diese Erkrankungen sehr schwer behandelbar sind.

Weiters werde an einem Impfstoff gegen das Humane Respiratorische Syncytial-Virus (RSV; betrifft den oberen Respirationstrakt) geforscht. Kinder und ältere Menschen erkranken daran häufiger und schwerer. Auch eine universale Influenza-Impfung sei in Entwicklung, diese sei wichtig für Kinder und Senioren, Menschen mit erhöhtem Risiko sowie zur Vermeidung von Pandemien, sagte Kitchin. Weitere Forschungen betreffen Vakzine gegen invasive und nichtinvasive Streptokokken und Pneumokokken sowie eine, welche Schutz gegen sämtliche Gruppen der Meningokokken (A, B, C, W135 und Y) kombiniert. Zudem erforscht Pfizer die Wirksamkeit therapeutischer Impfstoffe, etwa bei Prostatakrebs.

Vakzine gegen Krebs

"An Impfungen gegen Krebs arbeiten wir derzeit in den USA, sie befinden sich noch auf einer sehr frühen und konzeptionellen Stufe", berichtete Stephen Lockhart, Leiter des klinischen Forschungs- und Entwicklungsbereichs bei Pfizer. "Wir müssen erst beweisen, dass sie wirken." Zumindest gegen die Auslöser bestimmter Krebserkrankungen gibt es aber bereits Vakzine. So gehören etwa Infektionen mit dem Humanen Papillomvirus (HPV) zu den häufigsten sexuell übertragbaren Viruserkrankungen. Weltweit infizieren sich jährlich rund 14 Millionen Menschen. Die Viren sind u.a. hauptmitverantwortlich für Gebärmutterhalskrebs. Auch gegen das Hepatitis-B-Virus, das Leberkrebs auslösen kann, gibt es schon seit langem einen Impfstoff.

Es sei ein verbreiteter Irrglaube, dass nur Kinder geimpft werden sollen, ist Jamie Findlow, medizinischer Direktor des Bereichs Impfungen bei Pfizer, überzeugt und sprach sich für "lebenslanges Impfen" aus: "Ich sehe Immunisierungen als Versicherung", betonte er. Zwar sei es schwierig, Menschen aller Altersgruppen - vor allem Ältere - zu motivieren, sich impfen zu lassen. Durch den "Herdenschutz", der entsteht, wenn sich viele Menschen immunisieren lassen, würden aber auch diejenigen besser vor Krankheiten geschützt werden, die nicht geimpft sind.

"Herdenschutz" wirkt

Dies habe etwa bezüglich der Grippe-Impfung in Großbritannien funktioniert: Im Rahmen eines Pilotprojekts in den Jahren 2014 und 2015 wurden Kinder in Volksschulen geimpft. In den für das Projekt ausgewählten Gebieten habe sich auch die Anzahl der erkrankten Erwachsenen reduziert, erklärte David Salisbury vom Centre on Global Health Security in London. Die Immunisierung von 317 Kinder verhindere statistisch etwa einen Grippefall, der im Spital behandelt werden müsste. "Wenn man die Überträger des Virus immunisiert, schützt man auch die anderen", sagte Salisbury.

In Zukunft werde insbesondere die Versorgung mit und der Zugang zu Impfstoffen ein großes Thema sein, ist sich Guiha sicher. Mit weltweiten Kooperationen, u.a. mit NGOs, wolle Pfizer den Zugang zu Vakzinen - zum Beispiel in Entwicklungsländern – weiter erleichtern, sagte er.

(APA/red, Foto: APA/APA (dpa))

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