Land- und Forstwirtschaft wäre durch Reststoffe Energie-autark

16. September 2020 - 13:59

Österreichs Land- und Forstwirtschaft könnte sich selbst mit Energie versorgen, wenn man forstwirtschaftliche Reststoffe in Biodiesel und Biogas umwandelt. Das zeigt eine vom Landwirtschaftsministerium finanzierte Studie der Technischen Universität (TU) Wien. Die Forscher empfehlen nun, in einem "Reallabor" zu untersuchen, wie bereits erprobte Methoden großtechnisch umgesetzt werden können.

Aus Schadholz und biogenen Reststoffen kann Biodiesel hergestellt werden
Aus Schadholz und biogenen Reststoffen kann Biodiesel hergestellt werden

Die Land- und Forstwirtschaft ist nach Angaben der TU mit ihrem Verbrauch von fossilem Diesel und Erdgas für etwa 1,1 Prozent der gesamten österreichischen Treibhausgas-Emissionen verantwortlich. Gleichzeitig würden in der Forstwirtschaft große Mengen von Schadholz und biogenen Reststoffen anfallen, die für eine stoffliche Verwertung ungeeignet sind. Aus diesen Reststoffen könnten erneuerbare Energieträger wie Biodiesel oder Biogas hergestellt werden.

In einem ersten Schritt sollte dem Konzept der Forscher zufolge aus biogenen Rohstoffen Synthesegas erzeugt werden. Gereinigt kann dieses dann entweder zur Herstellung von Holzdiesel verwendet oder in Holzgas umgewandelt werden. Holzdiesel ließe sich wie gewöhnlicher Diesel in landwirtschaftlichen Maschinen verwenden, das Gas wie herkömmliches Erdgas nutzen. Dadurch wäre dies die kostengünstigste Methode, die Land- und Forstwirtschaft zu defossilisieren, betonen die Forscher rund um Hermann Hofbauer vom Institut für Verfahrenstechnik, Umwelttechnik und technische Biowissenschaften.

Einzelne Schritte bereits erprobt

Die einzelnen technischen Schritte seien bereits ausführlich erprobt, betont man seitens der TU. Die Energieeffizienz bei Holzgas- und Holzdieselproduktion kann durch Wärmeauskopplung gesteigert werden. Auch die verfügbaren Mengen an anfallenden Reststoffen würden problemlos ausreichen, um die Land- und Forstwirtschaft mit Holzdiesel und Holzgas autonom zu versorgen.

Um den Energiebedarf bis 2035 tatsächlich aus Reststoffen zu decken, müsste eine Holzgas-Anlage und neun Holzdiesel-Anlagen mit jeweils 100 Megawatt installiert werden. Dafür wären nach Berechnungen der TU-Forscher jährliche Investitionen von knapp 200 Mio. Euro über zehn Jahre nötig. Die Wirtschaftlichkeit der Technologie hänge von der CO2-Bepreisung der fossilen Energieträger ab: Biodiesel aus Holz wäre ab einem CO2-Preis von ca. 60 bis 170 Euro pro Tonne CO2 wirtschaftlich, Biogas aus Holz bei 25 bis 120 Euro pro Tonne CO2.

Service: Die Studie im Internet: http://go.apa.at/6c93FRnJ

(APA/red, Foto: APA/APA (dpa))

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