Konflikte an Schulen - Gewerkschaft wehrt sich gegen Probezeit

5. Juni 2019 - 11:23

Die Gewerkschaft wehrt sich gegen den Plan von Wiens Bildungsdirektor Heinrich Himmer, ab Herbst für Lehrer mit befristeten Verträgen eine dreimonatige Probezeit und leichtere Kündigungsmöglichkeiten festzuschreiben. Die Lehrervertreter sehen ein Ablenkungsmanöver vom Thema Schulgewalt und wollen die geplante Regelung rechtlich bekämpfen, berichten Medien. Himmer hofft weiter auf eine Lösung.

Mehr Praxisnähe in der Lehrerausbildung gefordert
Mehr Praxisnähe in der Lehrerausbildung gefordert

Wiens oberster Pflichtschulpersonalvertreter Thomas Krebs (FCG) betont, dass es mit den befristeten Dienstverträgen bei Berufseinstieg schon jetzt eine Probezeit gebe. Außerdem gebe es auch im bestehenden Rechtssystem einige Möglichkeiten, Lehrer zu kündigen. Man könne nicht Berufseinsteiger nach jahrelangem Studium binnen drei Monaten vom Beruf ausschließen, Junglehrer müssten die Möglichkeit eines Neustarts etwa an einer anderen Schule bekommen. Krebs fordert stattdessen mehr Praxisnähe in der Lehrerausbildung.

Für Paul Kimberger, Vorsitzender de ARGE Lehrer in der GÖD, sind Himmers Vorschläge inakzeptabel. Mit der im Herbst startenden neuen Induktionsphase, bei der Berufseinsteiger von Mentoren begleitet werden, gebe es bereits eine Probephase für Berufseinsteiger. Wer hier negativ beurteilt wird, erhalte ohnehin keine Unterrichtserlaubnis. Er sieht deshalb ein "Ablenkungsmanöver" vom Vorfall an der HTL Ottakring, wo Direktor und Bildungsdirektion versagt hätten. "Es geht in Wirklichkeit um Gewaltphänomene und nicht um leichtere Kündigungsmöglichkeiten für Lehrerinnen und Lehrer", sagt er im Ö1-Morgenjournal.

Himmer hofft auf gemeinsame Lösung

Himmer, der vor seinem Wechsel an die Spitze der Bildungsdirektion selbst Lehrergewerkschafter war, setzt trotzdem weiterhin auf Gespräche mit der Personalvertretung. Er ortet grundsätzliche Gesprächsbereitschaft und hofft auf eine gemeinsame Lösung, wie ein Sprecher gegenüber der APA betonte. Ziel sei ein erstes Treffen im Juni.

Der Vorschlag des Wiener Bildungsdirektor ist eine Reaktion auf den handgreiflichen Konflikt zwischen Schülern und einem Lehrer an der HTL in Wien-Ottakring. Im Internet kursierende Videos zeigen, wie ein Schüler den Lehrer offenbar provoziert und von diesem dann bespuckt wird. Die Situation an der Schule hätte nach Himmers Ansicht nicht derart eskalieren können, hätte man den Ein-Jahres-Vertrag mit dem Lehrer früher auflösen können. Immerhin habe man schon nach einem Monat gesehen, dass der Quereinsteiger pädagogisch ungeeignet war.

Derzeit sei die vorzeitige Auflösung eines befristeten Dienstvertrags aber nur schwer möglich und in Österreich auch nicht gelebte Praxis. Eine Auflösung des Dienstverhältnisses in den ersten drei Monaten soll auch nicht zu einem Berufsverbot führen: Der betreffende Lehrer soll eine zweite Chance bekommen können - wenn keine schwere Dienstrechtsverletzung vorliegt und er entsprechende Schulungen besucht. Beim Wiedereinstieg soll er dann aber nicht gleich alleine in der Klasse stehen, sondern etwa als Teamlehrer mit einem erfahrenen Kollegen an seiner Seite.

(APA/red, Foto: APA/APA (dpa))

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